Com Truise - Persuasion system

Ghostly / Cargo
VÖ: 17.05.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Der Eden-Happen

Da kann man der Promo zumindest mal in Teilen zustimmen: Das neue Album vom Amerikaner Com Truise sei dieses mal geerdet, auf diesem Planeten zu Hause. Nun gut, Seth Haley hat ja wirklich mit seiner elektronischen Musik bisher den Kopf in das Weltall gehalten oder sich in Machinenschaltkreisen verloren. Nostalgische Science-Fiction war das Ergebnis. Jetzt also die Erde. Aber mitnichten riecht "Persuasion system" nach Schichtarbeiter-Schweiß oder klingt nach Wecker morgens um fünf. Der Träumer Haley hat sich ein Idyll ausgedacht, imaginiert die Erde gleichzeitig utopisch und nostalgisch als Idealzustand ohne den Sündenfall. Zuerst mal kein Stress: Die programmierten Drums wollen spazieren gehen, nicht hetzen. Sie brechen sich weder die Füße, noch treibt sie irgend eine Hektik an. Weich und federnd, den Raum auskostend, schreiten sie voran, machen mal Pause und scheinen ihr Dasein in der mild-bunten Traumwelt so richtig zu genießen.

Mag sein, dass fern am Horizont mal ein vorsichtiger Donner grollt oder eine Bass-Synth rustikal knarzt, nur sind dies eher entfernte Erinnerungen an dunkle Zeiten, hier fließt jedoch Milch und Honig, helle Melodien bevölkern die Stücke. Diese strecken genauso genießerisch die Fühler aus, machen es dem Hörer leicht, sich bequem niederzulassen. So schwelt ein warmes Feuer durch "Laconism", welches von dezenten Breaks eher massiert als durchgerüttelt wird. Die Synthies von "Ultrafiche of you" wabern und federn in den weiten Raum. Der sexy Schlafzimmer-Beat hat spürbar Lust daran, die verrinnende Zeit in Segmente zu teilen, die jeweils wie eine wohlige Ewigkeit wirken. Dies ist in sofern bemerkenswert, da nur ein Stück die Länge von fünf Minuten überschreitet. Wo andere Elektronik-Musiker ihr Glück im repetitiven Langstreckenlauf suchen, kommt Haley viel schneller zur Sache. Besser noch, er erschafft in einem kurzen Zeitraum das Gefühl von Weite und Unvergänglichkeit. Die Zeit hier ist knapp bemessen, lässt dies aber den Hörer niemals spüren.

"Privilege escalation" ist gegen Ende der seltene Fall, dass es mal etwas greller, ja künstlicher tönt. Muße und Geduldigkeit gehören dennoch zu den Tugenden dieses Stückes. Das Fehlen von Handlungsdruck macht sich besonders dann angenehm bemerkbar, wenn die einzelnen Klangelemente für sich den Raum bekommen, einem müßigen Gedanken nachzugehen. So im abschließenden "Departure", welches sich endlich traut, das zu sein, was die ganze Platte schon andeutete: ein paradiesischer Ambient mit einem zufriedenen Herzschlag.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ultrafiche of you
  • Privilege escalation
  • Departure

Tracklist

  1. Worldline
  2. Persuasion system
  3. Gaussian
  4. Ultrafiche of you
  5. Kontex
  6. Existence schematic
  7. Laconism
  8. Privilege escalation
  9. Departure
Gesamtspielzeit: 33:09 min

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Sankt Knakkschuh

2019-05-26 11:39:21

Jupp, der macht echt geilen Homerecording-Elektroscheiß. "Brokendate" befindet sich jetzt auch schon einige Jahre auf meinem "Lebenssoundtrack" und wird immer mal wieder aufgelegt.

keiner diskutiert hier

2019-05-26 03:04:46

coole platte!

Armin

2019-05-23 20:00:08- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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