
Alex Lahey - The best of luck club
Dead Oceans / CargoVÖ: 17.05.2019
Ein Plausch in Nashville
Alex Lahey, eigentlich aus Melbourne, nahm in Nashville ihr zweites Album "The best of luck club" auf, so weit, so unspektakulär. Spannender ist, dass die Australierin in Tennessee ein Faible für die dortige Kneipenkultur und deren Kommunikationsarten entwickelte. In Nashville ist es laut Lahey nämlich üblich, ganz allein eine Spelunke aufzusuchen, ob es ein goldener oder ein beschissener Tag war, ist egal, und dann einfach mit dem zufälligen Tresennachbarn ein Schwätzchen zu halten. Nach einem unverbindlichen Plausch wünscht man sich dann, richtig, "best of luck". Laheys neues Album hat nun einiges von jenen Konversationen, der Umgang zwischen Hörer und Musik ist ein entschieden freundlicher, und die umarmenden, warmen und durchaus offensiven Melodien ersetzen den kräftigen Händedruck. Auf jeden Fall hinterlässt der "Best of luck club" einen äußerst angenehmen Eindruck und inszeniert sich mit kerngesunden Riffs und Geschichten, die auch Schatten zulassen, jedoch nie in verzweifelte Dunkelheit abtauchen, als interessanter und kurzweiliger Charakter.
Es kommt nicht von ungefähr, dass die Kombination aus Synthies und wuchtiger Gitarre in "Am I doing it right?" an ein Liebeskind von frühen The Killers und Avril Lavigne denken lässt, ein wenig oberflächlich vielleicht, aber die Killer-Hook lässt das Herz jubeln. Es mag sich zwar bei Laheys Songs um basales Songwriting handeln, doch funktionieren sie passgenau und treffen immer den popaffinen Nerv des Hörers. Dass zum Beispiel die Abkehr von Saufen und Feiern in "I don't get invited to parties anymore" mit hedonistischem Rausch-Rock begossen wird, ist ein netter Kniff. Varianz ist übrigens trotz der "All killer no filler"-Attitüde ein wichtiger Bestandteil des Albums. Wenn "Isabella" luftig, von einem frühlingshaften Klavier motiviert, durch die Gegend hopst, könnte sich Ben Folds ein Lächeln sicher nicht verkneifen. Auch die filigrane Balladen-Kleinigkeit "Unspoken history" überzeugt durch luftige Instrumentierung, die durch ein Cello jedoch dezent dunkler geschminkt wird. Immer im Gepäck ist aber auf jeden Fall eine selbstbewusste Hook, darauf kann man zählen.
König in dieser Disziplin ist vielleicht "Don't be so hard to yourself", welches im Refrain in einer gewaltigen Flutwelle explodiert, die alles mitreißt. Solche Momente teasen derart sicher das Wohlfühlzentrum des Hörers, dass man nach dem ersten Hören direkt lauthals mitsingen will. Kleiner Bonus in dem Song ist dann noch ein lichterloh brennendes Saxophon-Solo, welches erneut einen Beweis für den liebevollen Umgang mit diesen Kompositionen antritt. An anderer Stelle schwingt "Black RMs" genüsslich in der Hängematte, ein "You're the only one for me" auf den Lippen und mit dem Versprechen ausgestattet: "I leave Haikus on your bed / For when you're home from work." Liebe, Zuneigung, Treue, alles eigentlich altmodische Tugenden, scheinen durch diese Songs, es wird dabei jedoch nie erdrückend intim, und die seelischen Abgründe erahnt man eher, als dass sie sich direkt vor einem auftun, eben ganz so, wie bei einer angenehmen Unterhaltung in einer schummrigen Kneipe, bei der man sich abschließend alles Gute wünscht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Don't be so hard on yourself
- Isabella
- Black RMs
Tracklist
- I don't get invited to parties anymore
- Am I doing it right?
- Interior Demeanour
- Don't be so hard on yourself
- Unspoken history
- Misery guts
- Isabella
- I need to move on
- Black RMs
- I want to live with you
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Armin
2019-05-16 20:23:16- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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