
Ciara - Beauty marks
Beauty Marks / Rykodisc / WarnerVÖ: 10.05.2019
CEO unterm Radar
Ciara? Da könnte was klingeln im Oberstübchen. Vorausgesetzt, man hat sich Mitte bis Ende der 2000er-Jahre für schnieke fabrizierten R'n'B interessiert. Dann dürften die Singles "Goodies", "1, 2 step", "Oh" oder "Love sex magic" geläufig sein, die hierzulande alle in die Top Ten kletterten. Während die Texanerin in den USA seitdem immer mal wieder den einen oder anderen Mini-Hit landen konnte und über ihre zwischenzeitliche Verlobung mit dem Rapper Future in den Schlagzeilen blieb, flaute das Interesse auf der östlichen Atlantikseite doch stark ab. Dabei gab sie sich nie die Blöße, ihre Alben mit Füllern zu stopfen, auch wenn der Mangel an prominenten Leadsingles dazu führte, dass sie das vergangene Jahrzehnt komplett unterm europäischen Radar geflogen ist. Angesichts des immerhin siebten Albums "Beauty marks" darf man anmerken, dass das zu Unrecht der Fall ist.
Angesichts der elf neuen Songs müsste man in der Tat schon sehr lange suchen, um anderswo eine ähnlich schlagfertige Sammlung an Clubfüllern zu finden. Das zackige "Set" könnte zwar beispielsweise auch eins zu eins die Single eines Beyoncé-Albums sein, aber das ist bekanntermaßen alles andere als ein schlechtes Merkmal. Gleich danach verzaubert "Thinkin bout you" als Popnummer im Eighties-Gewand mit seiner herrlich verträumten Melodie, noch verstärkt durch ein Video, das die Schmetterlinge im Bauch auf herzige Weise feiert. Hätte man sich wiederum auch auf Janelle Monáes "Dirty computer" als Elektromanze vorstellen können. Anderweitig kommt ein gewisses feministisches Braggadocio nicht zu kurz: "He ask your favorite position / Tell him 'CEO'." Nicht schlecht, Frau Specht. "I'm a hit you with a dose", kündigt Ciara noch im Uptempo-Kracher "Dose" an, bevor ein affengeiler Percussion-Einschub kurz vor Schluss das Versprechen einlöst und den Track endgültig zu einem der heißesten in diesem Jahr macht.
Somit ist die trotz der schönen Harmonieführung zum flachen Motivationsseminar tendierende Eröffnung "I love myself" mit dem drögen Macklemore-Feature eher ein falscher Fingerzeig, der mit der hübsch hektischen Gymnastikübung "Level up" energisch vom Tisch gewischt wird. "These beats just drop like weight", da mag man durchaus zustimmen. Die restlichen besonnenen Momente sind ohnehin besser. Etwa das verführerische "Trust myself", bei dem das Keyboard-Quietschen für die richtige Stimmung sorgt. Und natürlich schafft das Ende im Sinne der Gesamtdynamik einen besinnlichen Ausklang – mit der Slow-Jam-Ode ans Familienleben "Greatest love" oder der tollen finalen Klavierballade, die nicht zu Unrecht den Titeltrack stellen darf. "I don't have to hide from the truth / 'Cause you take me as I am / And I take you as you are." Ciara Harris ist mit Sicherheit eins: leicht zu unterschätzen. Manchmal ist die Lösung eben doch einfach.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Set
- Thinkin bout you
- Dose
- Beauty marks
Tracklist
- I love myself (feat. Macklemore)
- Level up
- Set
- Thinkin bout you
- Trust myself
- Girl gang (feat. Kelly Rowland)
- Dose
- Na na
- Freak me (feat. Tekno)
- Greatest love
- Beauty marks
Im Forum kommentieren
Felix H
2019-05-17 09:05:07
Die selbstbetitelte sehe ich auch drüber, "Beauty Marks" macht mir dennoch genug Laune, dass ich mich knapp für die 7/10 entschieden hab.
Edrol
2019-05-17 01:08:45
Die 7/10 sah ich genauso wenig kommen wie überhaupt die Rezension. Ich bin da noch nicht so beeindruckt, fand ihr selbstbetiteltes Album besser. "Level Up" und "Set" haben aber wirklich Power. Für mich im Moment 5/10, denn manches hier geht gar nicht ins Ohr ("Girl Gang", "Greatest Love").
Armin
2019-05-16 20:21:43- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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