Jessy Wilson - Phase

Thirty Tigers / Al!ve
VÖ: 03.05.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Goldene Zukunft

Ein Blick auf die Songtitel reicht eigentlich, um zu erraten, was diese Jessy Wilson für Musik macht. "Movin through my mind" heißt ein Stück. "Oh, baby!" ein anderes. Wilson macht groovenden RnB, der sich ganz stark in Richtung des B's lehnt, viel Soul mitschwingen lässt und dessen Lieblingsthema – das lassen uns Songtitel wie "Stay cool" und "Cool one" wissen – Coolness ist. Dass der Sound ganz nah an den neueren Platten der Black Keys tänzelt, ist der Tatsache geschuldet, dass deren Drummer, Patrick Carney, "Phase" produziert hat. Die Drums sind knallig, der Gesang angenehm angezerrt und die Lead-Gitarre pflügt mit üppigem Fuzz über den sonst so cleanen Sound. Wilson und Carney haben ein wunderbar treibendes Album aufgenommen, dass die Amerikanerin als vielversprechenden Blues-Star installiert. Wilson scheut weniger vor dem Aufbrechen des straighten Blues-Sounds zurück als viele ihrer Kollegen, ist aber auch weniger eigensinnig und dafür popsensibler als etwa Alabama Shakes.

Wilson wuchs in Brooklyn auf, ihre Eltern hörten zuhause vor allem Soul von Curtis Mayfield und dessen Zeitgenossen, als Jugendliche hörte sie Lauryn Hill im Radio. Der Umzug nach Nashville ergänzte zu diesen Inspirationen den Blues. Sie tourte mit Alicia Keys, schrieb Songs mit John Legend und sammelte weitere Erfahrungen als Teil des Neo-Blues-Duos Muddy Magnolias. All diese Einflüsse sind nun hörbar im Solo-Debütalbum. Das oben erwähnte "Oh, baby!" ist tanzbarer Blues-Pop, der direkt zu Beginn die imposante Lead-Gitarre einführt, die sich mit ihren simplen Riffs zum heimlichen Star des Songs mausert. Wilson singt dazu verführerisch und hat den Hörer damit schon nach dem Opener am Haken. Ähnlich abgeklärt gibt sie sich in "Love & sophistication" und "Cold in the south". Dazwischen finde sich viele Balladen, die Wilson mit ihrem energiegeladenen Gesang dominiert. "Waiting on" wirkt wie eine etwas rauere Version des Neunzigerjahre-Soul-Pops von Destiny's Child.

Die durch ein Phaser-Pedal gejagte Gitarre in "Stay cool" weckt Erinnerungen an Michael Kiwanuka, seines Zeichens einer der Soul-Weiterdenker der letzten Jahre. "Cool 'cause it's all we got / Cool, my expression when the blood gets hot" singt Wilson, aber sie ist deutlich mehr als nur "cool". Sie ist eine talentierte Sängerin und Songwriterin, die ihre schneidigen Stücke mit allerlei Referenzen ausstattet. An Alicia Keys, speziell das Feature mit Jay-Z "Empire state of mind", erinnert sie im gefühlvollen "LA night", das statt von der Ostküsten- lieber von der Westküsten-Metropole erzählt. "We just good burned up by the light / We just got told that the future of a star ain't bright" berichtet die Sängerin in dem Song. Auch wenn das Album hauptsächlich beinhaltet, was man auf den ersten Blick darin vermutet, macht Jessy Wilson viel richtig – und die Zukunft dieses Stars leuchtet womöglich heller, als man ihr erzählt hat.

(Simon Conrads)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Oh, baby!
  • Cold in the south
  • LA night

Tracklist

  1. Oh, baby!
  2. Love & sophistication
  3. Clap your hands
  4. Waiting on...
  5. Stay cool
  6. Movin through my mind
  7. LOVE me
  8. Cool one
  9. Cold in the south
  10. What's wrong?
  11. LA night
Gesamtspielzeit: 40:13 min

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Armin

2019-05-09 20:42:23- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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