Fury - Failed entertainment

Run For Cover
VÖ: 03.05.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Manchmal muss man fragen ...

Es hat einen guten Grund, warum das zweite Album der amerikanischen Krawalltruppe Fury "Failed entertainment" heißt. Deren Frontmann Jeremy Stith war nämlich lange und ausgiebig im Zweifel: "Warum habe ich das getan?" oder "warum mache ich das eigentlich immer noch?", waren Fragen, die ihn bei der Entstehung der neuen Platte treu begleitet haben. Das Wissen, sich niemals wirklich adäquat in der eigenen Kunst ausdrücken zu können, trieb den Sänger von Fury um und einiges dieser bohrenden Unzufriedenheit ist auf "Failed entertainment" zu spüren. Denn die Musik, welche den alten Hardcore-Größen aus Orange County so manchen Gruß zukommen lässt, ist getrieben, haltlos, voller Energie, scheint aber nie wirklich anzukommen. Es geht oftmals unermüdlich nach vorne, die Gitarren sägen und stottern in wilder Hatz, das Schlagzeug müsste eigentlich bereits nach drei Minuten ramponiert in der Ecke liegen und auch der Gesang wütet getrieben, ohne das Gefühl zu vermitteln, einen zufriedenstellenden Endpunkt zu erreichen.

Meisterhafte Übungen in dieser Disziplin sind die ersten Songs "Angels over Berlin" und "Goodtime", welche mit einer nihilistischen Wucht in die Vollen gehen. "Vacation" gönnt sich dann einige Seitenschritte, stellt sich breiter auf, kommt mehr aus einem flächigen Groove. Auch dies hat freilich eine urige Kraft, wirkt aber etwas reflektierter als die blindwütigen Abfahrten zuvor. Völlig ungestüm dagegen "America", welches in unter eineinhalb Minuten diverse rhythmische Aggregatszustände gehetzter Rockmusik durchgeht, haltlos, gefährlich und definitiv geil. Ebenso die zentnerschwer pendelnden Riffs von "Inevitable need to reach out", die gleich noch eine heftige Batterie an Heavy Drumming mit ins Schlachtengetümmel werfen. Auch das markige "Birds of paradise" wuchtet sich erst kolossal durch all die Zweifel und Neurosen, bevor der Startschuss für entfesseltes Riffing und den Turbo Boost am Schlagzeug fällt. Das Beeindruckende an dieser Musik ist, dass sie ein Gefühl der Haltlosigkeit und des Unwägbaren vermittelt, das melodische und rhythmische Konstrukt dabei aber meist direkt und geradlinig erscheint. Die gut abgehangenen Gitarren von "Mono no aware" treffen zum Beispiel auf das garstige Bellen von Stith – Struktur und Chaos in einem.

Manches Mal erinnert das an The Bronx, an anderen Stellen wird Achtziger-Hardcore-Punk wie in "Lost in the funhouse" aufgefahren, eine ungesunde Energie haben die Songs jedenfalls immer. Die räudigen Gitarren von "New years days" zählen den angeknockten Hörer schon an, während der kehlige Gesang den Rest erledigt, diese Band ist unzufrieden, angezickt und besitzt eine höllische Energie, die sich ohne freundliche Vorankündigung durch alle Hindernisse hindurch Bahn bricht. Und doch bleibt ständig das Gefühl der Unzufriedenheit, des Niemals-Ankommens. "Warum mache ich das eigentlich immer noch?" Na ja, wahrscheinlich, um das ganze verdammte Haus einzureißen.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Vacation
  • America
  • Birds of paradise

Tracklist

  1. Angels over Berlin
  2. Goodtime
  3. Vacation
  4. America
  5. Inevitable need to reach out
  6. Birds of paradise
  7. Mono no aware
  8. Lost in the funhouse
  9. New years days
  10. New years eve
  11. Crazy horses run free
Gesamtspielzeit: 27:31 min

Im Forum kommentieren

Markusacht

2019-08-08 22:59:12

Gute Band, sollte man bei einem Kreuzbandriss ruhig mal anhören

robocop

2019-05-10 16:59:30

the bronx als referenz nummer 1

LOL

Armin

2019-05-09 20:39:43- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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