Fettes Brot - Lovestory

Fettes Brot / Groove Attack
VÖ: 03.05.2019
Unsere Bewertung: 2/10
2/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Psychoparty

Fettes Brot sind verliebt, oder wären es zumindest gern mal wieder. Wahrscheinlich eher Letzteres, denn "Lovestory" besteht zwar aus elf Liebesliedern, aber die kommen allesamt dermaßen uninspiriert daher, dass man kaum glauben kann, wie Amor da tatsächlich ein paar Treffer gelandet haben sollte. Vielleicht ist die neueste Veröffentlichung des Dreiers aus Hamburg das schlechteste Konzeptalbum zum Thema Liebe, das je erschienen ist. Es ist fast schon eine Frechheit, was König Boris, Doktor Renz und Björn Beton da abliefern. Klar, die Gruppe hat schon lange keine guten Songs mehr gemacht, aber dermaßen in die Scheiße langen? Dafür hätte man die drei Dauerjungs doch für zu klug gehalten.

An ihrer Einstellung, die man auch aus vielen Statements abseits ihrer Musik kennt, kann man ja gar nicht mäkeln, immerhin das. Aber wenn sie in "Du driftest nach rechts" die arg weit hergeholte Situation konstruieren, dass die eigene Freundin sich in eine Nazibraut transformiert, dann bringt die positive Attitüde zumindest musikalisch nichts. Mit hochtragischen Tasten leitet das Stück ein und fächert den Wandel von der Punk-Hörerin zur Führer-Befürworterin auf. Jedenfalls kündigt der Song schon mal an, dass Schluss ist mit der Beziehung, wenn das so weitergeht, während er drumherum einen komischen Spagat zwischen David-Guetta-Bumspop und hinterländischer Schlagerparty hinlegt. Anderswo klingeln jazzige Bläser zum Boom-Bap-Beat: Die Hamburger haben sich in eine "Wetterfrau" verschossen. Dabei heraus kommt ein ungefähr so abgeschissener Girl-next-door-Track wie Thees Uhlmanns "Das Mädchen von Kasse 2", nur eben mit Witterungs- statt Aldi-Thema. Dazu halbgare Witze mit meteorologischem Leitgedanken und ein schief gesungener Refrain. In "Robot girl" ist es dann eine Androidin – Moment, haben Roboter ein Geschlecht? –, die Kopf- und Herzzerbrechen bereitet: "Ich weine in Deine Platine / Weil ich Dich so liebe." Na, hoffentlich gibt das mal keinen Kurzschluss, hohoho, hihihi.

So wie in Funny Van Dannens ungleich witzigeren "Hiltrud" ist es in "Deine Mama" die Mutter des Gegenübers, die es der Truppe angetan hat. Zu spanischen Trompeten und Gläserklingeln zeigen Fettes Brot, dass sie sich raptechnisch seit 1996 nicht weiterentwickelt haben. Noch bitterer ist "IKEA", das die Angebetete mit den Produkten des schwedischen Möbelkonzerns vergleicht. "Ich nenn Dich IKEA, weil bei Dir immer ein Teil fehlt / Weil es mich wahnsinnig macht, Dich aufzubauen" – echt jetzt? Aber schlimmer geht immer: "Klapse" tut sich noch mal hervor in Sachen Peinlichkeit. "Psychoparty", ruft's durchs Megafon, ein stampfender Malle-Beat baut sich auf und dann wird's richtig fies: Der Freundin geht's nicht gut, sie muss dringend in psychiatrische Behandlung. Fettes Brot besingen das so: "Jetzt ist sie in der Klap-, Klap-, Klap-, Klap-, Klapse, meine Freundin ist verrückt / Sie ist in der Klap-, Klap-, Klap-, Klap-, Klapse, Girl, ich liebe Dich." Diese Rezension sollte auf der Stelle enden. So was Furchtbares hat der Rezensent noch selten gehört, Grüße an Schmutzki.

"Opa + Opa" erzählt die absolut null rührende Geschichte eines sehr späten Coming-Outs, "Geile Biester" mit seinen wabbelnden Disco-Synthies im NDW-Gedächtnistakt lässt "sexy Miezekatzen" miauen und "Denxu" mit seinem nervigen, hochgepitchten Sample hofft, dass die Besungene gerade Schluckauf hat, weil sie gerade an die Rapper denkt. So funktioniert Liebe im Kindergarten. Der einzige brauchbare Song auf "Lovestory" ist der Opener "Ich liebe mich", abgesehen vom von König Boris gesprochenen Intro. Wenn das endlich fertig ist, folgt ein dicker Beat mit gesampelten Bläsern und Keys und die Message ist nun auch nicht grundverkehrt, zumal sich die Zeilen hier tatsächlich nicht um Selbstverliebtheit, sondern um Selbstliebe zu drehen scheinen. Das reicht für den Gnadenpunkt, macht aber nicht vergessen, wie furchtbar der Rest dieses Albums ist.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Ich liebe mich
  2. Wetterfrau
  3. Denxu
  4. Robot girl
  5. Deine Mama
  6. Geile Biester
  7. IKEA
  8. Du driftest nach rechts
  9. Opa + Opa
  10. Klapse
  11. Zwei Freunde und Du
Gesamtspielzeit: 37:14 min

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Souljacker

2019-05-16 14:51:00

Sollte es wirklich einmal ein gutes Album von Fettes Brot gegeben haben, dass hier ist definitiv das Schlechteste.

Mofa-Marius.

2019-05-12 00:18:04

*silbermond hör*

Mofa-Marius

2019-05-12 00:00:53

bis auf Jein und vielleicht Nordisch haben die tatsächlich kein einziges gutes Lied gemacht.

Mic

2019-05-11 23:59:15

Mein Gott ist das schlecht.

mispel (ausgeloggt)

2019-05-11 23:48:53

Silbermond finde ich Klasse :)

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