Mavis Staples - We get by

Anti / Indigo
VÖ: 10.05.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Now we are mature

Mavis Staples, das ist das Amerika, welches mit Martin Luther King marschiert ist und seine Hoffnung in Menschen wie John F. Kennedy oder zuletzt Barack Obama gelegt hat. Ein Amerika des Miteinanders von allen Geschlechtern und Ethnien auf Augenhöhe. Eine Legende ist Staples, die in einem halben Jahrhundert Karriere alles von Blues über Soul hin zum R'n'B abgedeckt und selbst dem Rock'n'Roll Feuer gegeben hat, schon lange. Besonders ist jedoch, dass die drei Alben, welche Staples im fortgeschrittenen Alter von über siebzig aufgenommen hat, als Höhepunkte ihres Schaffens angesehen werden. Ihr zwölftes Album "We get by" nimmt Abstand von den eklektischen Kollaborationen eines "Livin' on a high note". Es gibt mit Ben Harper nur einen einzigen Songschreiber, der das Album auch noch produziert hat. Eingespielt wurde "We get by" mit Staples' Live-Band, wodurch diese Platte angenehm stringent und konzentriert daher kommt.

Das knittrige Blues-Ungetüm "Change" ist gleich zu Beginn ein kämpferischer Mutmacher im Angesicht einer Verrohung der Gesellschaft, "What good is freedom / If we haven't learned to be free?" fragt Staples mit ihrer angerauhten, aus einer Tiefe der Erfahrung kommenden Stimme, die durch die bockig ausgestoßenen Riffs von Rick Holmstrom in einen No-Bullshit-Kontext gesetzt wird. Weicher, mit vibrierendem Schwung agiert die Band um Staples in "Anytime", bevor Staples und Ben Harper mit dem Titelsong ein eng umschlungenes Duett abliefern, das so sanft und selbstverständlich dahingleitet, dass man die melodischen Wellen fast nur beiläufig an sich heranrollen fühlt. Das sinistere "Heavy on my mind" trägt als eines der Highlights dieser Platte eine über Jahrzehnte gereifte Schwermütigkeit in sich, zu der selbst die kristallinen Gitarrenlicks kaum durchdringen und die den Gesang Staples in ein fast schwarzes Blau taucht. Immer dann, wenn Staples sich stimmlich tief in die Gebiete der Verzweiflung vorwagt, so in "Never needed anyone", erhalten die Songs eine grobkörnige Authenzität, die jenseits eines dunklen Schleiers selbstvergessen aufraunt.

Doch es gibt auch Momente der Selbstvergewisserung und des Selbstvertrauens, so marschiert "Stronger" als gut abgehangener Südstaaten-Rocker durch Schwefel und Pesthauch und lässt sich von all der Malaise dieser Welt nichts anhaben. Denn ja, es gibt Liebe und Freundschaft, die so banal das klingen mag, gewaltige Brücken bauen kann. Das Vertrauen auf Verständigung und das Finden von Lösungen lässt Staples dann auch im Schlusstrack "One more change" wie selbstverständlich in ein blusiges Schunkeln eintauchen, das mit gutmütiger Kraft weit trägt, Differenzen einebnet und den Weg weist hin zu einem Miteinander, welches andere mit sich selbst auf eine Stufe setzt.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Change
  • Heavy on my mind
  • Never needed anyone

Tracklist

  1. Change
  2. Anytime
  3. We get by (feat. Ben Harper)
  4. Brothers and sisters
  5. Heavy on my mind
  6. Sometime
  7. Never needed anyone
  8. Stronger
  9. Chance on me
  10. Hard to leave
  11. One more change
Gesamtspielzeit: 36:02 min

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Armin

2019-05-02 20:23:11- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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