Mac DeMarco - Here comes the cowboy
Caroline / UniversalVÖ: 10.05.2019
Nur kein Stress
Nanu? So viel Getöse vor Veröffentlichung eines Albums des personifizierten Spaßbären Mac DeMarco kennt man doch sonst gar nicht. Da kündigte der Slacker-König im März 2019 sein neues Werk "Here comes the cowboy" und die dazugehörige Leadsingle "Nobody" an und die Fans liefen Sturm – wohlgemerkt nicht seine eigenen, sondern die von Sängerin Mitski. Jene hatte 2018 ihren zumindest ähnlich betitelten Zweitling "Be the cowboy" auf den Markt gebracht, auch darauf war ein Song namens "Nobody" enthalten. Irgendwie doof, klar. Aber wirklich böswillige Absicht? Das zumindest vermuteten Mitskis Anhänger und warfen DeMarco neben Arroganz noch einige andere unschöne Dinge vor. Dessen Erklärung, dass er weder die Kollegin noch das Album vorher kannte, sorgte nur für noch mehr Ärger. Erst als Mitski selbst als Streitschlichterin einschritt, beruhigte sich die Meute einigermaßen. Alle Waffen zurück ins Holster also und die Augen zurück aufs Ziel gerichtet.
Am unangenehmsten dürfte die Sache ohnehin DeMarco selbst gewesen sein. Seit mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt im Geschäft, ist weder seine Musik noch seine Persönlichkeit bisher als besonders aufgeregt oder gar großmäulig in Erscheinung getreten. Ein Haufen erzürnter Internetnutzer, die sich nicht nur zum Affen, sondern gleich zu King Kong machen, das passt einfach nicht zum Kanadier. "Here comes the cowboy" hingegen schon – wer hier ein Knallbonbon nach dem anderen erwartet oder glatt eine kleine klangliche Achterbahnfahrt, wird enttäuscht. Aber wer sollte das auch schon? Seit Veröffentlichung seines Solodebüts "2" im Jahr 2012 sorgt der 29-Jährige für die passende musikalische Untermalung in den entspannten, lockeren Momenten des Lebens. "Here comes the cowboy" ist kein breitbeiniger Revolverheld in den verstaubten Straßen irgendeines Wüstenstädtchens und in keiner Weise schießwütig – aber dafür umso treffsicherer als Soundtrack für kommende laue Sommerabende.
Dass DeMarco keinen Stress will, aber dennoch ganz gern auch mal den augenzwinkernden Troll spielt, nimmt man ihm mittlerweile kaum noch übel. Auch dann nicht, wenn sich die ewige Wiederholung der Zeile "Here comes the cowboy" im gleichnamigen Opener zum Ende seiner dreiminütigen Spielzeit auch dank der gleichbleibenden Melodie stark am Nervenkostüm zu schaffen macht. Perfekter Einstieg für das bereits einige Herzen zum Rasen gebrachte und eingangs erwähnte "Nobody", eine wohlig-warme Pop-Perle, vom Feierabendbier ein wenig beschwipst, vom zur Neige gehenden Tag ebenso erfreut wie erschöpft. Da ist er also wieder, der gute Macky, wie er sich selbst noch auf "Salad days" nannte. So kennt man ihn. Alles easy. Alles ruhig. Alles gut.
Wer sich nur aufgrund des Dramas entscheidet, sich "Here comes the cowboy" doch mal anzuhören, wird ob der Überraschungsarmut womöglich, nun, überrascht sein. Kenner wissen: DeMarco macht Musik fürs Gemüt, nicht unbedingt für die Tanzfläche, wenngleich es sich zum sanft groovenden "Finally alone" durchaus ein bisschen durch die Gegend schunkeln lässt. Derweil hockt sich "K" allein an die Bar des Saloons, um über dem einen oder anderen Whiskey Sour an die Liebste in der Ferne zu denken, mogelt sich das nachtaktive "On the square" durch die Menschenmenge, säuselt "Little dogs march" nicht nur dem felligen Vierbeiner von einer besseren Welt vor. Was die Zukunft bringt, weiß DeMarco auch nicht – der hatte vor einigen Jahren wahrscheinlich auch nicht damit gerechnet, dass er mal Mittelpunkt einer Netz-Kontroverse sein würde. Am Ende ist es eh egal: "And that don't mean your dream is over / And that don't make your heart beat slower / Such a shame to complain / When all of our yesterdays have gone away", singt er in "All of our yesterdays" und zieht nur kurz darauf seinen Hut. Bis bald mal wieder, Cowboy.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nobody
- Finally alone
- All of our yesterdays
Tracklist
- Here comes the cowboy
- Nobody
- Finally alone
- Little dogs march
- Preoccupied
- Choo choo
- K
- Heart to heart
- Hey cowgirl
- On the square
- All of our yesterdays
- Skyless moon
- Baby bye bye
Im Forum kommentieren
Mac DeMarco das Indie Darling
2019-05-12 20:07:27
Zum ersten für richtig mäßig empfunden, also von der Indiechar.
Schaut man auf der oft erwähnten aber von Plattentest Usern schon mit Augenrollen begrüßten Seite RYM.com aka rateyourmusic.com.
Ist bei ihm ein starker Abwärtstrend zu beobachten.
Wenn wunderts den an seiner eigenen Formel ändert sich leider wenig.
ALBUM 2 aus dem Jahr 2012 - 3,52/5,0 = 7,301 Votes
Salad Days aus dem Jahr 2014 - 3,45/5,0 = 8,953 Votes
This Old Dog aus dem Jahr 2017 - 3,39/5,0 = 5,202 Votes
Here Comes the Cowboy aus dem Jahr 2019 - 2,78/5,0 = steigende Votes momentan bei 1,044 Votes
während Salad Days eindeutig das Populärste Album ist, brachte im schon sein Debüt den Durchbruch als Indie Darling.
Wer kanns im Übel nehmen das er auf The Old Dog die selbe Schiene für.
Erfolgreich war das ganze auch, bloß muss man sagn seine Anhängerschaft schwand.
Der Fall zwischen The Old Dog und dem neuen ist dennoch der größte.
Funktionieren scheint das dennoch noch zumindest von den Klickzahlen.
Ich denke dennoch irgendwie das sich seine Formel das nächste mal ändern wird, zumindest hoffe ich das.
Caro Hemd
2019-05-12 19:05:56
Mal wieder ein ganz tolles Album von ihm!
Schön!
hallogallo
2019-05-10 19:00:22
Na, wenn das so ist: Hoppla, falscher Thread :)
The National habe ich noch nicht gehört, Mac DeMarco schon!
Mic
2019-05-10 18:07:06
Nicht dass ich auch nur eines der beiden Alben bisher gehört hätte. Ich bin nur hier, um euch alle vollzulabern mit Dingen, von denen ich keine Ahnung habe! Ich bin nämlich sehr bescheuert!
Mic
2019-05-10 17:39:41
'Nettes Album, das aber ein wenig zum Plätschern neigt und nicht ganz so starke Songs hat wie die Vorgänger. Vielleicht wächst es ja noch.'
Klingt wie eine Beschreibung des neuen National Albums. Dann hätte es für Mac ja auch eine 10/10 geben müssen!
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