
Jesse Mac Cormack - Now
Secret City / Moshi Moshi / Rough TradeVÖ: 03.05.2019
Momentaufnahme
Wen Jesse Mac Cormack mit seiner Musik bereits 2015 nachhaltig anfixte, dem nötigte er in der Folge Aufgeschlossenheit gegenüber Veränderungen ab und eine Menge Geduld und Sitzfleisch obendrein. Die vierjährige Zwischenzeit bis zu seinem Debütalbum "Now", so wird spätestens jetzt ersichtlich, hatte wenig zu tun mit mangelndem Kreativitätsfluss oder Spannungsbogen-Taktierereien als vielmehr mit einer ausgedehnten Orientierungs- und Findungsphase des Kanadiers. "Music for the soul" versprach Mac Cormack eingangs und lieferte auf seinen ersten EPs vor allen Dingen Folk und Singer-Songwritertum. Ein Album folgte nicht. Stattdessen eine dritte EP, die deutlich rockiger, teils bluesiger und generell versatiler gestaltet war. Ein Album? Blieb abermals aus. Bis jetzt. Und wieder hat sich das Soundgewand gewandelt – weshalb "Now" wohl nur kurz den Status Quo einfriert.
Jesse Mac Cormack versetzt den Hörer im tollen Opener sogleich in einen Zustand der Entrückung. Schon durch die Art seiner Betonung entsteht eine repetitive Taktung in dem Song, noch verstärkt durch das uhrengleiche rhythmische perkussive Ticken. Sporadisch bricht Licht ins Bild, wenn brummige Synthies anschwellen oder die Steel-Drum die thematisierten Beziehungsgeflechte durchbricht, um das Pendel zwischen Ende und Neustart schwingen zu lassen. Im nachfolgenden "No love go" dürfte die Bindung bestenfalls als dysfunktional durchgehen. "You know I can't pretend / If there's no love go I leave", singt Mac Cormack auf dem Hit der Platte. Hit, wegen der prägenden Bassfigur im Strophenteil, dem Steel-Pan-Ohrwurm-Intro respektive -Interlude und herrlichen Schlusspart, in dem sich ein Saxofon in den Vordergrund drängt und erstmals Assoziationen zu Talk Talk geweckt werden.
Ohne Frage hat Mac Cormack bei der Erweiterung seines Sound-Portfolios ein bewunderndes Auge auf Mark Hollis' Band geworfen. Phrasierung und Arrangement von "Hurricane" geben ein äußerst gelungenes Andenken an den viel zu früh verstorbenen Hollis ab, unterstreichen aber gleichzeitig die Vielseitigkeit des Multiinstrumentalisten aus Montreal. Denn Mac Cormack findet bei "Stay" Anknüpfungspunkte im Roots-Rock, in "Now" Gemeinsamkeiten von Radiohead und Psychedelic-Rock, vermittelt "Sunday" als Piano-Ballade und verflechtet Streicher und Akustikgitarre im wunderbaren "To the end" mit der emotionalen Zeile "I wanna be the father of your child." Die Findungsphase des Jesse Mac Cormack scheint noch längst nicht abgeschlossen. That's it deshalb nur for now.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Give a chance
- No love go
- To the end
Tracklist
- Give a chance
- No love go
- Stay
- Now
- Ever go on
- Passageway
- Sunday
- To the end
- Hurricane
- Nothing lasts
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squand3r
2019-05-07 12:48:39
Songstrukturen und Sound sind zum Teil ziemlich 90er-lastig mit ein paar sehr feinen Ohrwürmer drauf! Anspieltipp: 'No Love Go'
vincent92
2019-05-03 16:41:52
Ganz tolles, abwechslungsreiches Album das Mark Hollis bestimmt gefallen hätte.
Armin
2019-04-25 20:39:47- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Jesse Mac Cormack - Now (3 Beiträge / Letzter am 07.05.2019 - 12:48 Uhr)