Rob Thomas - Chip tooth smile
Atlantic / WarnerVÖ: 26.04.2019
Forever young
Jetzt reicht's! Ein Meer aus Grablichtern, brennende Trommelstäbe, eine Feuerakrobatin – und mittendrin Rob Thomas, der mit mittellangen Haaren wieder seinen 90er-Jahre-Skaterlook präsentiert, eine Prise Autotune, und eine sich stetig steigernde Melodie, die von irischen Songwritern abgeguckt sein könnte: Pop auf einem neuen Tiefpunkt. Und Rob Thomas gelingt es, diesen auf Albumlänge zu strecken.
Das 2015 erschienene und damals bereits überraschend poppige "The great unknown" ließ sich wohl noch als harmloses Ausleben der anbrechenden Midlife Crisis abhaken, das vierte Studioalbum "Chip tooth smile" erreicht in diesem Punkt allerdings Dimensionen, die selbst die eines Michael Wendler übersteigen. Von vergangenen Alkoholexzessen ist die Rede, von neu gewonnener Freiheit und Thomas' Lebenserfahrung generell. Rob Thomas hat keine Angst zu sterben mehr, zumindest behauptet er dies in seinem anfänglich geschilderten Opener und der gleichzeitigen Vorabsingle "One less day (Dying young)“.
So absurd dieser erste Versuch einer Schilderung, was auf "Chip tooth smile" überhaupt passiert, sich auch lesen mag: Das ist nur der Anfang. In "Can't help me now" treffen Klaviertöne auf Handtrommeln treffen auf zerrende E-Gitarre treffen auf Chorgesang. Im Vordergrund Thomas' schleppender Gesang und künstliche, vorhersehbare Spannungsmomente, die von kümmerlichen Drum-Sounds aufgelöst werden. "Funny" versucht es mit einem zurückhaltendem Einstieg, wird aber schnell von hallenden Keyboard-Sounds überrannt und bringt so keine authentische Dramatik auf. "The man to hold the water" soll mit Banjo und nur dezent störenden, elektronischen Bimseleien wohl ein Americana-Ausflug sein.
Das Album mit der vermeintlichen Bruce-Springsteen-Hommage auf dem Cover gibt mit leider völlig verbrauchten Popsongformeln, mit denen nicht mal der durchschnittliche Radiohörer sich zufrieden geben würde, sein Bestes, den Songs Spannung oder zumindest ein wenig Charakter zu verleihen. Die meisten Stücke soll der ehemalige Frontmann von Matchbox Twenty selbst geschrieben haben. Umso trauriger, welche musikalischen und lyrischen Stilmittel auf "Chip tooth smile" zum Einsatz kommen. In "Timeless" greift er mit dem Satz "Girls just wanna have fun" in die willkürliche Referenz-Schublade, und "It's only love" klingt wie eine von einer jeder einzelnen Kuschelrock-Ausgabe zusammengeklaute Liebesballade.
"The early morning" versucht sich mit Hall und vermutlich auch daran angelehnter Melodie an Phil Collins' "In the air tonight", könnte gleichzeitig aber auch ein dahergeknödelter Dauerbrenner von Imagine Dragons sein. Dass er wenige Facetten anbietet, lässt sich Rob Thomas auf "Chip tooth smile" nicht vorwerfen. Zu dem poppigen Sound von "The great unknown" gesellen sich hier wieder düstere Töne und mehr Gitarren, bloß beim Rest stimmt leider gar nichts. Wie wär's denn mit einer Matchbox-Twenty-Reunion? Zumindest "Unwell" lässt sich bis heute unironisch genießen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- -
Tracklist
- One less day (Dying young)
- Timeless
- Can't help me now
- Funny
- I love it
- The man to hold the water
- We were beautiful
- It's only love
- Early in the morning
- The worst in me
- Tomorrow
- Breathe out
Im Forum kommentieren
Armin
2019-04-18 22:34:08
Und die deutschen Radiohead in Personalunion.
Meier
2019-04-18 21:50:06
Werden denn auch mal die Amigos rezensiert? Das sind doch die deutschen Steely Dan
Armin
2019-04-18 21:46:00
Mir reichte ehrlich gesagt auch meine Meinung zur Single, um nicht mehr hören zu müssen.
Meier
2019-04-18 21:07:00
Wohl nicht so viele
Armin
2019-04-18 21:01:28- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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