Exumer - Hostile defiance
Metal Blade / SonyVÖ: 05.04.2019
Märchenhaft
Es war einmal eine Metalband. Eine Metalband, die in den glorreichen Zeiten des Thrash, nämlich in der Gründerzeit der Achtziger, vielleicht einen Tick zu spät kam, um den Durchbruch zu schaffen. Denn als Exumer aus Wiesbaden 1986 ihr nach wie vor ziemlich legendäres Debüt "Possessed by fire" auf den gierigen Markt brachten, sahen sie sich ziemlich mächtiger Konkurrenz gegenüber: Kreator und Sodom veröffentlichten ihre Zweitwerke "Pleasure to kill" beziehungsweise "Obsessed by cruelty", Tankard ihr Debüt "Zombie attack", und jenseits des großen Teichs schickten sich Metallica an, mit "Master of puppets" eine Platte für die Ewigkeit zu schaffen. Insofern war die Auflösung ein Jahr später fast schon folgerichtig, und auch weitere Reunion-Versuche in den folgenden Jahren blieben erfolglos. Manchmal muss man allerdings Geduld haben. Viel Geduld. Denn als es die hessisch-amerikanische Zweckgemeinschaft 2012 mit dem Album "Fire & damnation" doch noch einmal probierte, traf die Band mit ihrem Retro-Thrash offensichtlich einen Nerv. Und startete 25 Jahre nach dem Debüt durch.
Dabei klang "Fire & damnation" noch einigermaßen unbeholfen, erst "The raging tides" ließ 2016 so richtig aufhorchen, sodass sich der Fünfer mit "Hostile defiance" das erste Mal überhaupt damit konfrontiert sieht, liefern zu müssen. Und da Angriff bekanntermaßen die beste Verteidigung ist, verlegen Exumer auf den ersten Tracks die hessische Landeshauptstadt kurzerhand an die Bay Area. Will sagen: Statt dem vehement stampfenden Teutonen-Thrash der Achtziger dominieren peitschende Riffs im Stil der frühen Exodus, zu denen Frontmann Mem von Stein herrlich stumpfsinnige Vocals, die die eigentliche Hommage an die so gerne verklärte Gründerzeit sind. Aber wer wie eine Mischung aus Mille Petrozza und dem Exodus-Frontmann Steve Souza klingt, darf auch im Refrain von "King's End" eben jenen Kreator vielleicht etwas zu sehr huldigen.
Was Exumer jedoch mittlerweile gelernt haben, wenn man im fortgeschrittenen Metaller-Alter noch von Lernen reden kann, sind leichte Variationen im Sound, statt den Stiefel nur noch stumpf herunterzubrettern. "Dust eater" zum Beispiel gerät dadurch zum fiesen Mahlstrom, während Gitarrist Ray Mensh insbesondere bei "Descent" mit technisch filigranen Soli brilliert. Wie auch überhaupt die Sechssaiter Mensh und Marc Bräutigam hervorragend aufeinander eingespielt sind und dank der trockenen Produktion immer wieder das Gefühl aufkommen lassen, man müsste sich genau jetzt in den Pit stürzen.
Den allergrößten Gefallen tun sich die Wiesbadener aber nicht mit einem einzelnen Song. Sondern mit dem Weglassen vermeintlicher Füller um der Spielzeit willen. Die Platte ist dafür nur 37 Minuten lang? Stimmt. Aber genau damit wird alles gesagt, werden lieber zehn Songs kompromisslos heruntergehämmert als irgendwelches Füllmaterial eingebaut. Natürlich ist das alles stumpf, huldigt eher der Vergangenheit als sich auf vermeintlich moderne Zeiten einzustellen. Aber warum auch? Die Achtziger waren nun einmal eminent wichtig in der Geschichte des Heavy Metal, indem sie ungestüme Energie in rohe Riffs kanalisierte, egal ob in Wiesbaden, in Essen bei Kreator oder an der San Francisco Bay Area bei Exodus. "Hostile defiance" ist eine wunderbare Hommage an dieser Zeit, herrlich old school und im positiven Sinne kopflos, weil hier ausschließlich Bauchgefühl und Herzblut reagieren. Und sie moshten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Raptor
- Descent
Tracklist
- Hostile defiance
- Raptor
- Carnage rider
- Dust eater
- King's end
- Descent
- Trapper
- The order of shadows
- Vertical violence
- Splinter
Im Forum kommentieren
Armin
2019-04-18 20:57:52- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Exumer - Hostile defiance (1 Beiträge / Letzter am 18.04.2019 - 20:57 Uhr)