Stephan Eicher - Taxi Europa

Electric Unicorn / Virgin / EMI
VÖ: 10.06.2003
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Bewegte Bilder

Das Taxameter tickt. Stephan Eicher läßt sich leiten, quer durch Europa. Von Nord nach Süd, von West nach Ost. Das Ziel ist klar, den Weg dorthin überläßt er etwas, das sich viel besser auskennt als er: der Musik. Vorbei an Ruinen, an prachtvollen Denkmälern, an Flüssen und Seen entlang, über Autobahnen, Straßen und holprige Wege. Über Landesgrenzen hinweg, über Schmerzgrenzen und über Wahrnehmungsgrenzen. Die Gefühlswelt ist international.

Stephan Eicher will es endgültig wissen. Nachdem dem Ex-Mastermind der NDW-Ikonen Grauzone trotz famoser Soloalben wie "Engelberg" hierzulande nie die verdiente Anerkennung zuteil wurde, ist jetzt Zeit für ein neues Kapitel. Statt in stillgelegten Casinos oder Hotelzimmern aufzunehmen, zog der Vagabund für "Taxi Europa" erstmals wieder zurück ins Studio, um von dort aus die große weite Welt zu vertonen. Oder wenigstens unseren schönen Kontinent.

Zu einer Völkerverständigung der ganz besonderen Art kommt es im Titelsong "Taxi Europa". Neben dem Italiener Max Gazzé konnte Stephan Eicher als Duettpartner den größten deutschen Eigenbrötler gewinnen: Herbert Grönemeyer. Zu unterkühlten Beats schleichen die drei in ihrer Landessprache durch die Nacht: "Bin so lange unterwegs / Bin so weit von mir entfernt / Helle Nächte, dunkle Tage" nölt unser Grönemeyer präsent wie immer, bevor die drei in einen italienischen Refrain einstimmen. Das klingt nicht nur putzig (Gröni auf italienisch bekommt man schließlich nicht alle Tage zu hören), sondern auch nach dem ganz großen Schulterschluß. Und nach vereintem Europa.

Ansonsten hat sich im Kosmos von Stephan Eicher recht wenig geändert, und das "Taxi Europa"-Konzept zersplittert am Ende doch in die gewohnt abwechslungsreichen Stephan Eicher-Einzelteile: Auf Französisch, Englisch, Deutsch und Schwyzerdütsch schlängelt sich seine rauchige Stimme durch 13 Songs zwischen Chanson, Rock und grenzenloser Stille. Das sterbensschöne "Cendrillon après minuit" bringt genauso zum Schluchzen wie das ergreifend schlichte "Swim to America". Zugegeben, das Schweizer Idiom in "Kreis 5" klingt für unsereins, als habe Eicher eine Billard-Kugel verschluckt. Aber das wäre noch ein Grund mehr, ihm kräftig auf die Schulter zu klopfen.

(Armin Linder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ungenauer Schmerz (Guarda e passa)
  • Taxi Europa (with Max Gazzé & Herbert Grönemeyer)
  • Swim to America
  • PS

Tracklist

  1. On nous a donné
  2. Ungenauer Schmerz (Guarda e passa)
  3. Cendrillon après minuit
  4. Tant & tant
  5. Taxi Europa (with Max Gazzé & Herbert Grönemeyer)
  6. Si on s'y mettait
  7. Kreis 5
  8. Swim to America
  9. La voisine
  10. Avec toi
  11. Rien n'est si bon
  12. E*
  13. PS
Gesamtspielzeit: 52:22 min

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