Lena - Only love, L

Polydor / Universal
VÖ: 05.04.2019
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Der Elefant im Raum

Lenas neues Album "Only love, L" nervt. Dabei ist es durchaus kompetent produziert. Und auch die Sängerin zeigt sich stimmlich gereift und selbstbewusst. Das Problem bei der Sache: Die Songs sind meistens langweilig, überwiegend egal und durchgehend penetrant. Das liegt vor allem an den fehlenden melodischen Höhepunkten. Alles suppt in einem stetigen Auf und Ab vor sich hin. Dabei böten die Instrumentals durchaus Anlass zur Hoffnung, Lena Meyer-Landrut gelingt es jedoch selten, die nötigen Akzente zu setzen. Zwar ist ihre Stimme im Vergleich zu ihren Anfangstagen deutlich sicherer geworden, Einfallsreichtum hört sich jedoch anders an. Die Refrains bestehen meist aus Wiederholungen kurzer Phrasen, während die Strophen im Vakuum dahineiern. Die entscheidende Frage lautet: Warum klingt das alles so steril?

Es wäre zu einfach, die Verantwortung im Diffusen zu suchen. Natürlich stehen hinter einem Lena-Album Produzenten, Songwriter und Promoter, die profitorientiert denken. Der Witz ist, dass das Werk sich innerhalb Deutschlands wahrscheinlich anständig verkaufen wird, der jederzeit hörbare internationale Anspruch sich allerdings in Schall und Rauch auflösen dürfte. Das Alleinstellungsmerkmal fehlt. Ferner darf nicht vergessen werden, dass Meyer-Landrut wesentlichen Anteil am kreativen Prozess hatte – es ist davon auszugehen, dass "Only love, L" genau das Album ist, das die Interpretin haben wollte. Die allumfassende Gleichförmigkeit der Musik wirft kein gutes Licht auf alle Beteiligten. Wer auch immer die Idee hatte, auf eingängige Melodien zu verzichten, möge jetzt die Hand heben.

Dabei gibt es auf "Only love, L" durchaus Songs, die zeigen, was möglich gewesen wäre. "Love", eine Klavierballade, ist wirklich schön, wirkt aber merkwürdig gehetzt. Auch dem autobiographischen "Skinny bitch", welches Lenas Ringen mit Social Media thematisiert, kann ein gewisser Charme nicht abgesprochen werden. Der überwiegenden Mehrheit der Tracks geht dieser Charme jedoch ab. Songs wie "Don't lie to me" oder "Scared" hoppeln unmotiviert vor sich hin, bevor in den Refrains das unvermeidliche Kompressorpumpen einsetzt. Je länger "Only love, L" läuft, desto deutlicher wird, dass etwas Grundsätzliches fehlt. Alles wirkt derart durchdesignt, dass für Überraschungen kein Platz bleibt. Einzig das angenehm kühle "Private thoughts" ragt aus der Menge der Banalitäten heraus.

Lena hat viel zu sagen. Zu viel. Oftmals lässt sie in den Strophen regelrechte Redeschwalle auf den Hörer los. Paradebeispiel hierfür ist "Stuck inside", dessen Message auch mit weniger Worten hätte transportiert werden können. "Are you threatened by me? / Are you threatened by my honesty?", fragt Landrut in "Boundaries". Womit der Elefant im Raum endlich beim Namen genannt wäre. Denn genau an der Schnittstelle zwischen Selbst- und Fremdbild liegt die Bruchkante. Anspruch und Wirklichkeit finden einfach nicht zusammen. "I'm OK / You're OK / We're OK", heißt es im abschließenden "OK". Nein. Nichts ist OK. Das hier ist Musik ohne Eigenschaften. Musik, die nicht berührt, sondern betroffen macht. Ideen- und kraftlos. Musik, die nervt.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Private thoughts

Tracklist

  1. Dear L
  2. Thank you
  3. Private thoughts
  4. Scared
  5. Life was a beach
  6. Sex in the morning
  7. Note to myself
  8. Love
  9. Don't lie to me
  10. Stuck inside
  11. Skinny bitch
  12. Boundaries
  13. OK
  14. If I wasn't your daughter (Acoustic version)
Gesamtspielzeit: 45:42 min

Im Forum kommentieren

Ka Leu

2020-04-26 22:27:14

Ich kann dem Artikel nur zustimmen. Die Musik ist langweilig die Texte nerven und die Stimme ist auch nichts großes. Normalerweise müßte man Geld bekommen wenn man sich sowas anhören oder sehen muß. Sorry mir fällt nichts positives ein. Außer bitte kein neues Lied mehr.

hexed all

2019-07-04 00:21:16

Mit ihrem Eintreten für Toleranz und Respekt trage Lena, die 2010 den Eurovision Song Contest (ESC) für Deutschland gewann, zu einer positiven Persönlichkeitsbildung vieler Menschen bei, sagte die Präsidentin der Hochschule, Ute Ambrosius, am Dienstag. Neben dem Preisgeld von 2500 Euro ist mit der Auszeichnung die Namenspatenschaft für einen Hörsaal auf dem Campus der mittelfränkischen Stadt verbunden.

https://www.nordbayern.de/region/ansbach/kampf-gegen-mobbing-lena-meyer-landrut-in-ansbach-ausgezeichnet-1.9063493

Ein harter Schlag für die PT-Cybermobbingfraktion.

Armin

2019-05-23 18:30:38- Newsbeitrag

BVBe

2019-04-18 07:24:47

Warum ziehen die eigentlich bei der heutigen Radiomusik jede Stimme durch diesen furchtbaren vocoderartigen Filter? Die klingen alle gleich gepresst - können die alle so schlecht singen, dass eine Software her muss, um das zu glätten? Oder soll das ein Stilmittel sein?

Früher sang Lena unterträglich (war vielleicht auch Geschmackssache mit ihrem Gekecker und Gequengel) - aber heute "singt" und klingt sie wie all die anderen seelenlosen Retortenmusiker. Das finde ich fast noch schlimmer.

hexed all

2019-04-17 21:53:24

Danke MarGon!

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