Damien Jurado - In the shape of a storm

Loose / Rough Trade
VÖ: 12.04.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Schnellschuss

"There is nothing left to hide" singt Damien Jurado schon im Opener "Lincoln" seines neuen Albums. Nach einer ambitionierten Album-Trilogie und der 2018er Großtat "The horizon just laughed" reduziert der Amerikaner seine Musik auf "In the shape of a storm" wieder auf das Wesentliche. Aufgenommen in lediglich zwei Stunden und mit sporadischer Unterstützung des Gitarristen Josh Gordon, haben die Stücke einen besonders eindringlichen, intimen Charakter. Der Mann hat nichts zu verstecken, das scheint diese spärliche Besetzung zu unterstreichen. Wenn man anfangs auch die üppigen Instrumentierungen, sphärischeren Klänge und lässigen Kompositionen der letzten Veröffentlichungen vermisst, gelingt es Damien Jurado mit seinem gehauchten Gesang und sanftem Gitarrenspiel den Hörer in seinen Bann zu ziehen.

Damit beschwört Jurado dieselbe schlichte Schönheit, die etwa die frühen Songs von Bob Dylan und Dave Van Ronk ausmachten und nach und nach entpuppen sich die Songs als Ohrwürmer. "Where you want me to be" mit seinem titelgebenden Refrain ist ein leichtfüßiger Track, dessen Stimmung an Kings Of Convenience erinnert. "Newspaper gown" lädt zum Wegträumen ein, während Jurado mit seiner Stimme, die so unheimlich zart klingt, den Hörer einlullt. Diese Stimme ist es auch, die Zeilen wie "I would walk the earth / To see you smile / Push back the sky and the stars / To light my way home" ("Oh weather") nicht kitschig, sondern herzergreifend klingen lässt und der Aussage "There's nothing that I can say to you now / That you have not already heard" ("Lincoln") eine ganz eigene Gravitas gibt.

Neben gelegentlichen Hinwendungen zum leicht Greifbaren erzählt Jurado auf seinem mittlerweile 14. Studioalbum immer noch am liebsten abstrakt und lässt dem Hörer offen, wie die Texte zu lesen sind. "If I showed up in the shape of a storm / Would you recognize me?" fragt er in "Shape of a storm" und stapelt süßliche Gesangsmelodien und Harmonien aufeinander. Die hochgestimmte Gitarre von Gordon erhebt das Stück auf eine neue Ebene. Das Album ist das erste, das Jurado nach seinem Umzug nach Los Angeles aufnahm und es wäre genauso beeindruckend, wenn es nicht in so kurzer Zeit entstanden wäre. Dem Wunsch nach Effizienz ist vermutlich auch die kurze Spielzeit von weniger als 30 Minuten geschuldet.

Damien Jurado bleibt sich treu und stellt erneut unter Beweis, wie begabt er darin ist, die große Geste und die großen Gefühle in der Ruhe zu finden und dem Hörer zugänglich zu machen. Tragisch ist, dass sein größter Hit bisher ein Remix des österreichischen DJs Filous ist, Jurado hätte den endgültigen Durchbruch redlich verdient. Und wenn eine Zeile aus dem Opener den Text beginnt, soll ihn nun eine aus dem Closer "Hands on the table" beschließen – man hofft, dass Jurado die Wahrheit sagt: "I'm no good at giving up."

(Simon Conrads)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Oh weather
  • Lincoln
  • Where you want me to be
  • Shape of a storm

Tracklist

  1. Lincoln
  2. Newspaper gown
  3. Oh weather
  4. South
  5. Throw me now your arms
  6. Where you want me to be
  7. Silver ball
  8. The shape of a storm
  9. Anchors
  10. Hands on the table
Gesamtspielzeit: 27:27 min

Im Forum kommentieren

Otto Lenk

2019-04-12 17:16:58

Intim, im wahrsten Sinne. 8/10

Lateralis84skleinerBruder

2019-04-05 12:24:59

Mag ihn eigentlich mehr im Verbund mit elektronischen Spielereien, die das Soundbild so warm und voll machen.

Aber wenn ich dann wieder an Allocate denke, reicht mir auch seine Stimme völlig aus

Armin

2019-04-04 20:27:51- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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