Luke Sital-Singh - A golden state

Ferryhouse / Rough Trade
VÖ: 05.04.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der Liebessklave

Luke Sital-Singh meint es ernst, so ernst, dass es an Übertreibung grenzt. Der Londoner ist angetreten, die Liebe zu beschwören. Dies hat er mit einigen Brüchen schon auf seinem letzten Album "Time is a riddle" gemacht, das hält ihn aber nicht davon ab, einen neuen Anlauf zu nehmen, und "A golden state" kann da nur die Heimat unverbrüchlicher Seelenverwandtschaft sein. Direkt zu Beginn wird es weihevoll, ein alltägliches Missgeschick führt dazu, dass Sital-Singh mit feierlichem Schmelz den entscheidenden Moment der Zweisamkeit ausruft, "Lover, it's high time / For good love and forgiving", da wird nicht gespaßt und gescherzt, hier scheint das ganze Konzept partnerschaftlicher Liebe auf dem Spiel zu stehen. Dabei gleitet der Song mit zarter Pianoakzentuierung und gemächlichem Beat ganz sachte dahin, allein in der Stimme Sital-Singhs liegt trotz Falsett im Refrain eine heftige Bedeutungsschwere. Auch "Raise" mit seiner sommerlich geschrammelten Akustikgitarre wirkt zunächst wie eine beiläufig verschlafene Nettigkeit für den kleinen Hunger, doch auch hier ist textlich das ganz Große anvisiert, "I wanna raise love / I don't wanna raise hell".

"Los Angeles" perlt und sprudelt träge, der Beat macht es sich in einer staubigen Ecke bequem, Sital-Singh scheint mit seinem Gesang noch im Netz eines Traumes gefangen, doch dieses "ohohoh" lässt dann die Sonne herein, der folgende Refrain verbindet wieder auf diese geschmeidige Art Wehmut und Erhabenheit. Das herbeigeträumte "house at the canals" findet man auf dem Albumcover wieder, und in diesem Moment ist alles da, wo es hingehört. Besonders schön ist auch, wie sich Akustikgitarre und Klavier in "The last day" ergänzen, den prominentesten Spot nimmt aber wieder Sital-Singhs Stimme ein, für die der instrumentale Raum bis auf ein versonnenes Schrammeln leer geräumt wird. Hier ist der Engländer ganz bei sich und würde sich scheinbar trotzdem nichts sehnlicher wünschen als innige Gesellschaft. Nicht nur bei diesem Song wird deutlich, dass die teils üppige Instrumentierung mit ergänzenden, stattlichen Backgroundchören auf dem Vorgängeralbum hier nicht mehr gewünscht ist, auch "I do" gefällt sich als leergeräumte Pianoballade.

In "Silhouette" reicht eine herrlich knittrig gespielte E-Gitarre, um den Song zu tragen, den dringlichen Refrain stattet Sital-Singh dann aber fast nur Kraft seines Gesangs mit Grandezza aus, na gut, eine weibliche Stimme hat sich dann doch noch in den Hintergrund geschlichen, um die "ravenous wolfes" abzuwehren. "Almost gone" verlässt sich ebenfalls auf Grundlegendes: Klavier, Schlagzeug, Gesang und ganz viel Leere drumherum, ein kleiner Geisterchor schaut vorbei, um Sital-Singh und seinen melancholischen Gedanken Gesellschaft zu leisten, einer davon lautet "You feel stronger when you're weak". Der seelenruhige Americana von "Love is hard enough without the winter" strahlt eben jene Verletzlichkeit aus, die dennoch eine unverrückbare Zuversicht in sich trägt, wenn nicht im Text, dann im selbstvergessenen Voranschreiten der Musik. Das abschließende Klavierstück "Hearts attach" zeigt dann noch mal, dass Sital-Singh ein klassischer Songwriter durch und durch ist, keine klanglichen Experimente, sondern der Wille, berührende Lieder mit dem Versprechen nach seelischer Verzückung zu erschaffen, und ganz im Ernst, in dem Metier ist der Londoner ganz weit vorne.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Raise
  • The last day
  • Hearts attach

Tracklist

  1. Lover
  2. Raise
  3. Los Angeles
  4. The last day
  5. I do
  6. Silhouette
  7. Almost gone
  8. Love is hard enough without the winter
  9. Hearts attach
Gesamtspielzeit: 36:33 min

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Armin

2019-03-28 20:38:57- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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