The Drums - Brutalism
Anti / IndigoVÖ: 05.04.2019
Wie riecht's?
Entspannt sieht er ja aus, aber was zur Hölle macht Jonny Pierce da auf dem Cover des fünften The-Drums-Albums "Brutalism"? Gebettet auf einem blauen Seidenlaken schnuppert das mittlerweile einzige feste Mitglied des New Yorker Projekts gar mit geschlossenen Augen an einem gelben Etwas. Das wird doch keine Unterho... Nein, nein! Sicher handelt es sich dabei um die frischgewaschenen Bezüge für die Decke und das Kissen. Raus mit dem staubigen, verschwitzten Alten, rein mit dem guten, sauberen Neuen. Immerhin steht der Frühling vor der Tür und damit eine nur allzu bekannte, nach der schönen Jahreszeit benannten Putzorgie. Alles raus, was keine Miete zahlt! Für "Brutalism" gilt das wahrlich nicht – das wird sich mit Sicherheit zumindest noch bezahlt machen.
Vorwerfen kann man Pierce bis auf das rein mutmaßliche Schnüffeln an irgendwelchen neonfarbenen Schlüpfern kaum etwas, erst recht keine Faulheit oder gar einen Mangel an Experimentierfreude. Vier Alben hat der Gute seit 2010 bereits veröffentlicht, schon beim letzten, dem 2017 erschienenen "Abysmal thoughts", war er dabei alleine an der Front. Macht nix: "Brutalism" ist ein guter Zeuge dafür, dass der 35-Jährige kaum bis keine Unterstützung benötigt, um ein spannendes, euphorisierendes Werk zu schaffen. Der Fünftling entfernt sich dabei einmal mehr von den einst etablierten Surf-Rock-Klängen, mit denen sich das Debüt "The Drums" noch in die Herzen seiner Hörer twangte, legt die Badekutte aber (noch) nicht vollständig ab. Stattdessen feiert Pierce eine waschechte Pop-Fete am Strand, mehrmalige Sonnenauf- und -untergänge natürlich inklusive. So manche Tradition fegt nicht mal die fleißigste Frühjahrsputze vor die Haustür.
Den Anfang macht das elektrifizierte "Pretty cloud" mit ordentlicher Synthesizer-Dekoration und einer bunten, dennoch nur leicht beschwipsten Alko-Pop-Zufuhr. So ganz aus dem Quark kommen mag der Opener noch nicht, wenngleich genau die immer eine Stärke von The Drums waren. Was soll's: Für einen gelungenen und Lust auf mehr machenden Einstieg langt es allemal, und die direkt im Anschluss folgende Leadsingle "Body chemistry" weiß von der ersten Sekunde an zu überzeugen. Möglicherweise liegt es an der melodischen Nähe zu Clap Your Hands Say Yeahs Indie-Hit "In this home on ice", noch eher wohl aber an Pierces unverkennbarem Händchen für direkt zwischen die Beine grätschende Zeilen: "I know some good luck / And a good fuck / A nice glass of wine / And some quality time / Is gonna make you mine." Da liegt es sich auf den blauen Seidenlaken doch gleich noch ein wenig besser, auch wenn man dank solch tanzbarer Hüftschwinger wie dem Titeltrack oder dem durchgedrehten "Kiss it away" eh nicht lange in der Horizontalen bleiben möchte.
Freilich ist "Brutalism" nicht immer so ausgelassen und regelrecht offenherzig. Und doch immer ehrlich, auch bis an die Grenzen des Kitschs: Die Liebeskummer-Ballade "I wanna go back" säuselt und räkelt sich völlig ohne Hemmungen im Sand mitten in der Party-Meute, und "Nervous" schaut dem längst zu einem anderen gehörenden Ex-Liebsten beim Lagerfeuer-Geplänkel sehnsüchtig in die Augen: "You came over today to a house full of all our things / And you were holding your coat / You didn't know where to put it down", singt Pierce da und verliert sich fast selbst. Ein Glück, dass das euphorische "Blip of joy" schon um die Ecke wartet und sich den Bikini geradewegs vom Körper reißt, um die Nackt-Badesession zu starten. Jetzt, am Ende von "Brutalism", beantwortet sich die eingangs gestellte Frage fast von allein: Völlig egal, woran Jonny Pierce da schnuppert. Es riecht nach Frühling. Und nach Neuanfang. Nur das zählt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Body chemistry
- Brutalism
- Blip of joy
Tracklist
- Pretty cloud
- Body chemistry
- 626 Bedford Avenue
- Brutalism
- Loner
- I wanna go back
- Kiss it away
- Nervous
- Blip of joy
Im Forum kommentieren
Armin
2019-06-27 18:32:28- Newsbeitrag
THE DRUMS
Neuer Song "Try"
THE DRUMS veröffentlichen mit „Try“ überraschend einen brandneuen Song:
Stream – "Try"
Bandkopf JONNY PIERCE erklärt die Hintergründe des gefühlvollen Tracks:
“This song was originally going to be released back in 2014, but I didn’t feel the version I had was good enough to release. It was only after we re-recorded it with bending, haunting strings did the song feel good enough to let into the world. It’s a song about loving someone at peak level only to get little to nothing in return.”
Anfang des Jahres veröffentlichten The Drums ihr 5.Studioalbum"Brutalism" über ANTI-.
Internationale Pressestimmen:
“With Brutalism, The Drums' sound feels bigger than it's ever been.” - NPR Music
"...deceptively chipper, yet instantly infectious new song, 'Body Chemistry,' finds a rumbling rush of drums anchored by a thick bass groove, over which Drums mastermind Jonny Pierce laces silky guitars and his inviting croon." - Rolling Stone
“The latest album from the Drums—now just frontman Jonny Pierce—is his most honest” - Pitchfork
"'Body Chemistry' modifies their usual indie surf-rock with a funky bassline and electronic flourishes. The vocal melodies lean into a moody cadence a la of Montreal..." - Stereogum
Armin
2019-04-03 13:42:02- Newsbeitrag
Ganzes Album nun hier:
https://www.npr.org/2019/03/28/705505727/first-listen-the-drums-brutalism
Idles
2019-03-29 12:46:17
Wir klauen zwar selbst überall, aber egal!
Idles
2019-03-29 12:35:58
Anzeige ist raus!
Armin
2019-03-28 20:37:14- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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