Backyard Babies - Sliver and gold

Century Media / Sony
VÖ: 01.03.2019
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Goldenes Handwerk

Eine nicht repräsentative Umfrage im Bekanntenkreis des Rezensenten ergab folgendes Ergebnis: Auf die Aussage "Bald kommt ein neues Album der Backyard Babies" folgte zu 80% die Antwort "Ach, die gibt es immer noch?". Tatsache, die gibt es immer noch. Seit 30 Jahren zelebrieren die vier Schweden in unveränderter Besetzung den Rock'n'Roll. Dabei lassen sie selten Klischees aus, egal, ob es um Tattoos, Alkoholexzesse oder Manierismen bei Live-Shows geht. Eine neue Backyard-Babies-Platte ist dabei circa so überraschend wie die Programmplanung der ARD für den 20-Uhr-Slot. "Sliver and gold", Album Nummer acht der Skandinavier, macht da keine Ausnahme. Es gibt Riffs, Hooks und Soli in Hülle und Fülle. Dazwischen die eine oder andere Verschnaufpause, die sich ideal dafür eignet, neues Bier zu holen. Dabei ist im Vergleich zum Quasi-Comeback "Four by four" ein kleiner Aufwärtstrend erkennbar. Die 35 Minuten von "Sliver and gold" vergehen wie im Flug, was vor allem an den durchweg einprägsamen Refrains liegt.

Echte Überraschungen hat das Quartett freilich kaum in petto. Am ehesten ragt noch "Ragged flag" heraus: Leicht arabeske Gitarrenriffs treffen auf einen unwiderstehlichen Midtempo-Groove. Das lässt sich gut abnicken. Mehrheitlich widmen sich die Musiker jedoch ihrem Kerngeschäft. So gehen die beiden Eröffnungstracks "Good morning midnight" und "Simple being sold" unkompliziert nach vorne. Widerhaken? Fehlanzeige. Auch der Sound ist ganz auf Publikumswirksamkeit getrimmt. Wer mit dem komprimierten Sound von Social Distortion etwas anfangen kann, wird auch "Sliver and gold" mit Genuss hören können. Paradebeispiel für diese Herangehensweise ist "Bad seeds", das ganz im Zeichen der Achtelnote weggeschrammelt wird. Auch der Titelsong wählt den direkten Weg: Altbekannte Struktur, Dur-Harmonien und ab dafür.

Die Musik von Backyard Babies funktioniert wie eine Essens-Metapher. Gourmets, die das Besteck nach Gängen anordnen, rümpfen die Nase. Menschen, die keine Scheu vor Frittenfingern haben, greifen beherzt zu. Und ganz ehrlich: Manchmal sind Pommes auch einfach richtig und wichtig. Passend dazu Textzeilen aus der Kategorie "Hauptsache Reim": "I learn to fly / I need the wings to try / I'm gonna touch the sky / That's more than meets the eye". Der Shiba Inu mit Comic Sans drängt sich auf. Aber ganz ehrlich: Neue Alben dienen den Schweden ohnehin nur dazu, einen Grund für die nächste ausufernde Tour zu finden. Die Setlist wird um einige Songs ergänzt und das Bier fließt in Strömen. Irgendjemand muss den Job machen. Wenn im Bad die Leitungen leck werden, holt man sich ja auch keinen Anwalt ins Haus, sondern den Handwerker des Vertrauens.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Simple being sold
  • Ragged flag
  • Bad seeds

Tracklist

  1. Good morning midnight
  2. Simple being sold
  3. Shovin' rocks
  4. Ragged flag
  5. Yes to all no
  6. Bad seeds
  7. 44 undead
  8. Sliver and gold
  9. A day late in my dollar shorts
  10. Laugh now cry later
Gesamtspielzeit: 35:02 min

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Armin

2019-03-14 20:10:52- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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