
Robert Forster - Inferno
Tapete / IndigoVÖ: 01.03.2019
Couchpotato
So liegt er da, der mittlerweile 61-jährige Robert Forster. Fläzt sich leger in der Horizontalen auf einem Sofa, mit einer Handpose, die man eher Oldschool-HipHoppern anstatt gereiften Songwritern im Herbst ihres Lebens zuordnen würde. Doch für die Ex-Hälfte von The Go-Betweens könnte nichts unwichtiger sein als Zeitepochen, in die der Australier passen könnte – oder eben auch nicht. "The evangelist" und "Songs to play" scherten sich schon nicht um Modernität, und der Nachfolger "Inferno", sein mittlerweile siebtes Soloalbum, macht ebenfalls große elegische Bögen um das aktuelle Musikgeschehen. Gut so. Denn wenn Forster etwas kann, dann Sentimentälitat in reichhaltig instrumentierte Softrock-Kleinode zu verpacken und sie mit seiner emotionalen, fragilen Stimme zu veredeln. "Inferno" macht in dieser Hinsicht nichts anderes. In den besten Momenten ist das ein weiteres Mal magisch.
"My mother hangs the washing and my father has jobs to ignore", beginnt das Setting in "No fame", während der eigene Trott skizziert wird: "The weekend that has come is the same as the weekend before." Im Refrain kommt Druck dazu, Forster deklariert "I don't need no fame". Zu keinem Zeitpunkt dieser neun Songs hat man das Gefühl, dass dieser Mann überhaupt noch etwas braucht, so selbstsicher navigiert er durch seine kleinen Erzählungen. Selbst wenn "Inferno (Brisbane in summer)" – sicher einer der besten Klammerzusätze in Songtiteln der jüngeren Zeit – mit hämmerndem Klavier und jaulender Gitarre der am meisten rockende Kurzausflug ist, bewahrt Forster die Contenance. Das mag die Platte zunächst arg beruhigt wirken lassen, speziell dann, wenn sich im Mittelteil die langsameren Stücken drängen und Songs wie "The morning" ganz sachte die Wörter "Adult contemporary" ins Gedächtnis rufen. Doch dann bringt Forster im entspannten "Life has turned a page" doch glatt Bongos unter, und schon ist man fasziniert, wie selbstverständlich sich das ins eigentlich sehr traditionelle Setting einfügt.
Der melodischen Stärke und den gekonnten Arrangements ist es zu verdanken, dass es sich nicht wie leere Platzhalter-Melancholie anfühlt, wenn Forster in "Remain" die "big city dreams" besingt und feststellt: "It was my time." Oder dass hier und da fast unbemerkt Folk- und Country-Elemente die Steuerung übernehmen. Viel passiert unter der Oberfläche, was den Albumtitel leicht ad absurdum führt. Kein wallendes Inferno, mehr ein Brodeln im Untergrund. Oder gleich etwas ganz Luftiges wie der fantastische Closer "One bird in the sky". Neben einer harmonischen Tonführung zum Niederknien entsteht zum Ende des Songs hin ein Strudel aus Wohlklang – einen besseren Albumabschluss hätte Forster wohl kaum finden können. "I'm here floating in the sky / I judge the moment to arrive / Time to hit the ground." Wo er auf dem Grund angekommen ist, lässt sich wie erwähnt auf dem Albumcover bestaunen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- No fame
- Inferno (Brisbane in summer)
- One bird in the sky
Tracklist
- Crazy Jane on the day of judgement
- No fame
- Inferno (Brisbane in summer)
- The morning
- Life has turned a page
- Remain
- I'll look after you
- I'm gonna tell it
- One bird in the sky
Im Forum kommentieren
Gordon Fraser
2019-03-01 16:19:42
Das wunderschöne "Remain" nicht bei den Highlights? Sicherlich der Go-Betweensigste Song, den Forster seit dem Ende der Band aufgenommen hat.
Armin
2019-02-28 20:23:22- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
dreckskerl
2019-01-27 01:32:28
Da freu ich mich drauf und der Song gefällt auf Anhieb, so ein wenig späte Talking heads vibes plus seinen "Sound"...klasse
surfing magazines
2019-01-26 23:59:43
https://www.youtube.com/watch?v=TRlOskUcH70
Gordon Fraser
2018-12-28 06:37:31
VÖ 01.03.
1. Crazy Jane On The Day Of Judgement
2. No Fame
3. Inferno (Brisbane in Summer)
4. The Morning
5. Life Has Turned A Page
6. Remain
7. I’ll Look After You
8. I’m Gonna Tell It
9. One Bird In The Sky
Gibt auch eine Tour dazu, auf die ich mich schon freue.
Live:
28 Apr Stockholm Nalen Klubb
29 Apr Kopenhagen Vega
30 Apr Berlin Festsaal Kreuzberg
01 May Hamburg Knust
03 May Münster Gleis 22
04 May Bielefeld Forum
05 May Bonn Harmonie – Bonn
07 May Frankfurt Zoom Club
08 May Schorndorf Manufaktur
09 May München Feierwerk
10 May Wien Theater Akzent
11 May Linz Posthof-Zeitkultur am Hafen
14 May London Union Chapel
15 May Bristol The Fleece
16 May Manchester Band on the Wall
17 May Glasgow King Tuts
19 May Dublin Button Factory
20 May Cork Cyprus Avenue
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