Betty Who - Betty

Betty Who / Rough Trade
VÖ: 15.02.2019
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Kennen wir uns?

Kann gut sein, dass die australische Pop-Sängerin Betty Who ihren Namen bald Lügen straft. Betty Wer? Das wird, wenn es nach den meinungsbildenden Medien geht, bald niemand mehr fragen. Auf der soliden Basis von 150 Millionen Streams auf Spotify hat da der Rolling Stone bereits das Bindeglied zwischen M83 und Katy Perry ausgemacht, die Elle spricht von der nächsten Obsession in Sachen Pop, hui, und warum das Ganze? Diese Frage lässt auch mehrmaliges Hören des neuen Albums "Betty" tendenziell unbeantwortet. Denn es handelt sich, richtig, um Pop. Dies jedoch in geschmackvoller Ausführung, soll heißen: Allerweltsgeschichten, die auf Allgemeingültigkeit setzen und über den kleinsten gemeinsamen Nenner möglichst viele Menschen ansprechen sollen, sowie Melodien, die ohne Widerworte ins Ohr gehen. So weit, so unspektakulär, doch in dieser wenig provokativen Disziplin macht Betty Who eigentlich nichts falsch.

"Old me" lässt zu Auftakt stimmlich und melodisch tatsächlich an die berühmte Pfarrerstochter denken, nette Konservenflötentöne und ein sonntäglicher Groove sorgen für Wohlbefinden, man schmiegt sich in diesen flauschigen Song gerne ein. "Do with it" lässt dann verschwurbelte Synthies auf Trap treffen, geschmackvoll, aber auch wenig aufregend, jedoch hat diese Musik einen positiven Vibe, der als Gegenmittel zu abgebrühtem Zynismus gut funktioniert. Man schlendert eher durch dieses Album, Betty Who spielt ihre Karten genüsslich cool aus, und man ist auch nicht besonders überrascht, wenn Who gesteht, dass sie ihrem Ex eben nicht gönnt, mit der Neuen glücklich zu werden. Man wird auf dieser Platte schwer einen Moment finden, der einen verblüfft, musikalisch ist der variable, geschmackvolle Einsatz der Percussion bemerkenswert, aber generell bewegen sich die Songs im gewohnten Popkonsens.

Das ist Betty Who wahrscheinlich selbst ein wenig zu brav, sodass sie ab Albummitte ein wenig offensiver mit Sexualität und Erotik umgeht. Zu hölzernen Klöppeltönen entwickelt sich in "Language" ein hitziges Tropical-Vergnügen mit der prägnanten Hook "Don't use your language / Just use your mouth." Dieser etwas forschere Ansatz steht Betty Who ziemlich gut, auch das folgende "Taste" setzt zu lässigem Fingerschnippen auf erotisches Selbstbewusstsein: "The worse they are / The better they taste." Es folgt "All this woman" mit laszivem R'n'B-Setting, Who räkelt und windet sich genüsslich in einer wohligen Anspannung und setzt mit Stop-and-Go-Rhythmik einige Akzente.

Der Rest der Platte zieht sich dann wieder in eine harmlose Unverbindlichkeit zurück, die mit geschmeidigen Melodien ausgepolstert wenig dazu angetan ist, einen Sturm loszutreten. Aber ob im seichten "Ignore me" oder beim generischen "The one", welches an Britney, die Backstreet Boys und Justin gleichzeitig erinnert, unwohl fühlt man sich bei dieser Musik nie, und das scheint schließlich das zugebenermaßen wenig ambitionierte Ziel Betty Whos gewesen zu sein.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Just thought you should know
  • Language

Tracklist

  1. Old me
  2. Do with it
  3. Just thought you should know
  4. I remeber
  5. Marry me
  6. Language
  7. Taste
  8. All this woman
  9. Between you & me
  10. Ignore me
  11. Whisper
  12. The one
  13. Stop thinking about you
Gesamtspielzeit: 42:53 min

Spotify