Susanna & The Brotherhood Of Our Lady - Garden of Earthly delights

SusannaSonata / Cargo
VÖ: 22.02.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Karges Gewächs

Dafür, dass sie bald erst die 40 überschreitet, hat Susanna Wallumrød mit dem nun 13. Longplayer bereits eine beachtliche Werkschau aufgebaut. Zumindest wenn man alles zählt, was unter ihrem Vornamen oder gemeinsam mit der Begleitband Magical Orchestra zusammenkommt. Und eben "Garden of Earthly delights", auf welchem sich eine neue Formation namens The Brotherhood Of Our Lady eingefunden hat. Die tragen die Untertänigkeit gegenüber der norwegischen Dame quasi schon im Namen – und wie es sich für eine mysteriöse Bruderschaft gehört, wird angesichts der kargen Instrumentierung auch nie so richtig klar, was sie eigentlich tun. Im Gegensatz zum ausschweifenden "Triangle" ist "Garden of Earthly delights" mit 15 Songs in nicht mal einer Dreiviertelstunde zumindest aus quantitativer Perspektive knapper und verdaulicher geworden. Damit die Hürde aber nicht zu niedrig liegt, geizt es gefühlt noch mehr mit nachvollziehbaren Hooks und schwankt in seinem Befinden immer an der nächsten Rille zum Abgrund entlang.

Die grundsätzlich unwohlige Atmosphäre bleibt neben der meist spärlichen Mischung aus Klavier und Gesang der einzige rote Faden. Dazu ranken sich dürre Gestrüppe aus elektronischen Störgeräuschen, aus denen digitale Insektenschwärme unvermittelt hervorfliegen. Keine Frage: Der "Garden of Earthly delights" ist reich an Gelüsten, aber auch zwielichtiger Natur. Man sollte sich von seiner Übersichtlichkeit keinesfalls täuschen lassen. "I go out late at night / To climb over the fence / To step into the garden." Natürlich nachts. So kann ein eigentlich straight angelegter Song wie "Wayfarer" zunehmend einem falsch gepolten Brummeln verfallen, welches sich den Song zum Ende hin völlig einverleibt hat. "Ecstasy X" deutet im Anschluss erst gar kein Licht an, sondern schickt mit dem Finger stets in der Nähe der Stromleitung Schauer über den Rücken. Beide Stücke werden später verändert, aber nicht viel weniger intensiv erneut aufgegriffen. In dieser Halbwelt schaffen dann auch nicht mal die herrliche Melodie von "Ship of fools" oder das sehr greifbare "City of hope" eine Lockerung der Grundspannung.

Dass Wallumrød mal an eine erdigere Version von Björk erinnert und mal als Joanna Newsoms böse Schwester auftritt, ist ihr nicht zum Vorwurf zu machen, schließlich hat sie schon lange selbst abseits des großen Tohuwabohus ihre eigene Mitte gefunden. Sie spielt mit Naturbildern, verbindet den direkten analogen Klang mit den Möglichkeiten der Studiotechnik. Durch den steten Wechsel der kurzen Kompositionen droht beizeiten der Overkill, "Garden of Earthly delights" bekommt jedoch stets die Kurve. Ein "Death and the miser" bietet in etwa den nötigen Halt durch die unheilsschwangere Repetition des Mantras "Money, money, money, money", während sich eine Geschichte zwischen den titelgebenden Charakteren Tod und Geizhals entfaltet: "Show me the money and I'll give you more time." Und mit den letzten Worten im wunderschönen Ausklang "Gathering of birds" gibt sie womöglich sogar einen Ausblick auf das nächste Naturschauspiel. "There's a flood coming / Be aware." Man sollte schon mal mit der Arche anfangen.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Wayfarer
  • Ecstasy X
  • Ship of fools
  • Gathering of birds

Tracklist

  1. Garden of Earthly delights
  2. Wayfarer
  3. Ecstasy X
  4. Death and the miser
  5. Ship of fools
  6. Ecstasy
  7. Exterior
  8. Wilderness
  9. Wayfarer II
  10. Gluttony and lust
  11. Beautiful life
  12. By Earth and starry heaven
  13. City of hope
  14. River to hell
  15. Gathering of birds
Gesamtspielzeit: 42:20 min

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Armin

2019-02-21 20:17:25- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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