Monza - Der Tag an dem Berge aus dem Himmel wuchsen

Noisolution / Soulfood
VÖ: 15.02.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Deus apparatus ex machina

Es läuft einiges schief heutzutage. So weit nichts Neues. Das Gefühl, dass wirklich alles den Bach runtergeht, dürfte wohl so alt wie das Bewusstsein selbst sein. Heute sind es unter anderem geopolitische Konflikte, das Auseinanderdriften der Gesellschaft, Plastikinseln in den Weltmeeren und die Wahrwerdung Orwells schlimmster Befürchtungen, die uns nachts wachhalten (sollten). Aber mitnichten war früher alles besser! Und viel zu wenig deutet darauf hin, dass es wieder besser wird. Vermutlich wird auch unsere Zeit einmal zu einem Abschnitt der Geschichte erklärt, in der das Leben noch einfacher war, einer Zeit in der die drängenden Probleme der Menschheit noch gar nicht so drängend waren, einer Zeit in der man gut und gerne leben konnte. Denn, und hier setzen die Münchner von Monza mit ihrem Debüt an, schlimmer geht immer.

Auf "Der Tag an dem Berge aus dem Himmel wuchsen" entwirft das Trio eine finstere Dystopie. Genauer gesagt singen und schreien sie gegen diesen sinistren Zukunftsentwurf an. Klanglich sowie textlich bilden alle Songs ein Konzept und erzählen unter anderem von einem Satellit, der neue Lebensräume erforschen soll, alles Wissen der Welt versammelt und nach Hause sendet. Da eine Antwort ausbleibt, kehrt er von Rache getrieben zurück zur Erde um dort festzustellen, dass der Mensch nicht mehr ist und intelligente Maschinen den Planeten bevölkern, welche ihn kurzerhand zum Maschinengott erklären. In einer anderen Episode in Monzas Kosmos wird eine neue Welt geschaffen. Nach Vollendung entscheidet der Schöpfer jedoch, dass diese Welt zu schön ist, um sie jemals mit anderen zu teilen. Die Geschichten, die das Album versammelt, lassen einigen Raum für Interpretationen, behandeln aber in erster Linie Fragen nach dem Verhältnis zwischen Mensch und Maschine, Freiheit, Wahnsinn und dem Sinn des Lebens in einer sterbenden Welt.

Die Endzeitstimmung, welche die Texte verbreiten, spiegelt sich auch im Sound wieder. Stilistisch irgendwo zwischen Punkrock, Noiserock, Postrock und Hardcore angesiedelt, unterstreicht die Musik eindringlich die Dramatik und Spannung der Texte. Überall quietscht und rumpelt es, Schichten von Gitarren schieben sich übereinander, hier und da heulen elektronische Sounds auf, der Beat treibt meist gewaltig nach vorne und Bassist und Sänger Thorsten Kerl schwebt wie ein Erzähler aus dem Off über dem Chaos, das er sich da ausgedacht hat und singt und brüllt, wütet, ermahnt und klagt an, aber vor allem, erzählt mit klarer und zugleich bildgewaltiger Sprache von dem Tag, an dem Berge aus dem Himmel wuchsen. Und das mit packender Tiefe. Was vordergründig an eine Episode aus Lems Sterntagebüchern oder ein Scifi-Epos erinnern mag, ist aufgeladen mit hochaktuellen Fragen: Wo steuern wir hin? Was machen wir, wenn wir da sind und muss es eigentlich erst so weit kommen, dass man sich die Vergangenheit zurückwünscht?

(Christopher Padraig ó Murchadha)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Terraformer
  • Daedalus

Tracklist

  1. Terraformer
  2. Forscher
  3. Nullraum
  4. Daedalus
  5. Lee Majors
  6. Maschinengott
  7. Der Tag an dem Berge aus dem Himmel wuchsen
Gesamtspielzeit: 40:29 min

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noise

2021-02-07 00:24:01

So, jetzt auch mal mit 1 Jahr Verspätung für mich entdeckt.
Starke Scheibe, sehr gute Produktion. Wie schon geschrieben ist das instrumental hervorragend gemacht. Besonders das Schlagzeug hat einen mächtigen Drive. Aber der (Sprech-)Gesang kann auf Dauer schon etwas nerven.
Insgesamt aber tolle Endeckung.

BibaButzemann

2019-02-28 10:12:39

Nach erstem Reinhören ziemlich starkt.
Instrumental ganz stark, Stimme mal sehen ob sie zu nerven beginnt, oder man sich wie bei Heisskalt dran gewöhnt.

Torsten Ker

2019-02-26 15:41:02

Der Tag als ich im CD-Titel ein Komma vergaß

Himmel hilf!

2019-02-26 15:39:51

Der Tag als sich in Monza ein Berg aus der Rennstrecke erhob

Morla

2019-02-25 18:06:14

Instrumental und stimmungsseitig cool, den Gesang empfinde ich als sehr nervig. Insgesamt sehr stark early "2000er". Da gab es richtig viel solcher Bands.

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