Boogie - Everything's for sale

Shady / Interscope / Universal
VÖ: 25.01.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Gefühlsstark

Anders als in der für Außenstehende hoffnungslos unübersichtlichen Subgenre-Vielseitigkeit der Rockmusik hat es innerhalb des HipHops nie sich musikalisch wirklich hart abgrenzende Bewegungen gegeben. Soundästhetische wie thematische Unterschiede und Konflikte sind in den USA fast eindeutig geographisch zuzuordnen – Eastcoast, Westcoast und der heute alles beherrschende Atlanta-Sound. Grundsätzlich aber labeln alle Rapper ihre Musik als HipHop – obwohl sie, wie im Falle von Boogie und seinem Debütalbum "Everything's for fale", zahlreiche interne Strömungen des Genres vereinen.

Frisch bei Eminems Label Shady Records gesignt, wird zuallererst der Einfluss von Pionier Kendrick Lamar auffällig: "Everything's for sale" sprüht geradezu vor Jazz- und Soul-Einflüssen, die Lamar 2015 mit dem Meisterwerk "To pimp a butterfly" perfektionierte. Die deutlich massentauglichere, aber nicht zu verachtende R'n'B-Note wird bereits an den weichen Klavierakkorden und der sanften Gitarrenmelodie des Openers "Tired / reflections" deutlich, der auch textlich den Tenor für die folgenden zwölf Songs vorgibt: Man merkt Boogie zwar die Compton-Attitüde seiner Vergangenheit an, viel prägender für das Album ist jedoch sein Hang zur Melancholie.

Selbstzweifel und Liebeskummer sind seit jeher klassische Emo-Themen und auch die neue Generation der Künstler dieser Bewegung – die nämlich, die aus dem Hiphop kommen, also etwa XXXTentacion, Lil Peep oder $uicideBoy$ – bilden da keine Ausnahme. Boogie ruht sich hier jedoch nicht in Selbstmitleids-Lyrics aus, er kritisiert in "Lolsmh" sogar scharf die oberflächliche und trendige Darstellung mentaler Probleme. Im Opener "Tired / reflections" dichtet er dazu sowohl lyrisch ansprechende als auch nachdenkliche, selbstreflexive Zeilen: "Come and save me, I feel threatened / Think I ran into a dead end / Ain't no point in using weapons, no / I'm at war with my reflection."

Zu den Jazz- und Emo-Einflüssen des Albums gesellen sich fast schon selbstverständlich lupenreine Trap-Beats, wie das grimmige "Self destruction" oder "Rainy days" mit Mentor Eminem, der Boogies introspektiven Zeilen wie "I need changes in a major way / I just pray I never fade away" wie üblich viele aneinandergereihte, verbitterte Reime und wenig Inhalt entgegenzusetzen hat. Boogie hingegen beweist im Spoken-Word-Intro Zähne und klagt über Inhaltslosigkeit und fehlende emotionale Tiefe im kontemporären Hiphop: "They like 'Nigga, we tired of hearin' you pour out your heart about how you in the struggle and how you at war with yourself and how you not confident and you insecure.'" Boogies Darbietungen über schleichend schwindende Liebe und Minderwertigkeitskomplexe mag für manche Anhänger modernen HipHops zu sehr in die Tiefe gehen – musikalisch wie textlich ist sein Trübsinn-Rap jedoch ein willkommener Kontrast im Trap-Einheitsbrei.

(Julius Krämer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tired / Reflections
  • Lolsmh - Interlude
  • Skydive II (feat. 6LACK)
  • Rainy days (feat. Eminem)

Tracklist

  1. Tired / reflections
  2. Silent ride
  3. Swap meet
  4. Lolsmh - Interlude
  5. Soho (feat. JID)
  6. Skydive
  7. Live 95
  8. Rainy days (feat. Eminem)
  9. Skydive II (feat. 6LACK)
  10. Whose fault (feat. Christian Scott aTunde Adjuah)
  11. No warning
  12. Self destruction
  13. Time (feat. Snoh Aalegra)
Gesamtspielzeit: 38:52 min

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Armin

2019-02-21 20:11:33- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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