Modeselektor - Who else
Monkeytown / Rough TradeVÖ: 22.02.2019
Berlin Mittelmaß
Modeselektor konnten es bisher nie allen recht machen. Kollaborationen, die es in die Charts schafften, ernteten Naserümpfen der selbsternannten Expertenschaft. Künstlerisch anspruchsvollere Projekte blieben dagegen wie Blei in den Regalen liegen. Nach einigen Jahren auf kreativen Nebenpfaden kehrt das Berliner Duo mit "Who else" zum Kerngeschäft zurück. Präzise designte Tracks, die keine Sekunde zu lang sind, unterhalten dabei von der ersten bis zur letzten Sekunde. Das große Hurra bleibt jedoch aus. Wie auf ihren früheren Alben bildet dabei Techno nur die Ursuppe des Materials. Ein weiteres Mal haben sich Sebastian Szary und Gernot Bronsert prominente Gäste ins Studio bestellt, wobei sich deren Performances meist nahtlos in den Gesamtsound einfügen.
Dieser ist erstaunlich poppig geraten. Zwar poltern die Beats stellenweise gehörig, zu ihnen gesellen sich aber stets einprägsame Hooks. Gelegentlich übertreiben es die Hauptstädter allerdings mit der Eingängigkeit. Der Refrain von "Who" gerät mit seiner Kinderlied-Melodie schon beim ersten Hören zur Geduldsprobe. Da können auch die feinen Synthie-Sounds nichts mehr retten. Immer dann, wenn es minimalistischer und rhythmischer zugeht, wissen die Tracks umso mehr zu gefallen. So sind "One united power" und "WMF love song" simple, aber effektive Fingerübungen aus dem Produzentenlehrbuch. Womit auch das große Manko von "Who else" angesprochen wäre: Bei aller hörbaren Kompetenz der Urheber fehlt der Musik oft der gewisse Kick. Während andere zeitgenössische Beatbastler mittlerweile auch einmal gerne voll in Richtung Psychedelia abbiegen, bleiben Modeselektor durchweg moderat.
Dabei ist es weniger die Länge als die Ideendichte der Tracks, die den Wunsch nach mehr aufkommen lässt. Beispielsweise weckt das tief im Acid-House wildernde "I am your god" Begehrlichkeiten, deren Erfüllung lediglich angedeutet wird. Nach minutenlangem Spannungsaufbau sind alle Fasern des Körpers für einen klassischen Drop bereit. Was folgt, ist mehr Geblubber, das zwar hübsch klingt, aber in Leere mündet. Es ist davon auszugehen, dass Modeselektor bewusst gegen den Strich bürsten. Wenn sie an die Bürste Nägel montieren, so wie in "Fentanyl" geschehen, erzeugt das beim Hören angenehme Irritation. Meist versinken die Tracks jedoch in völliger Durchschnittlichkeit. Mit anderen Worten: Nichts auf "Who else" ist wirklich schlecht, aber nur wenig auch wirklich gut.
Der Ruf, den Modeselektor als Remixer genießen, kommt nicht von ungefähr. Es wirkt fast so, als fühlten sie sich eher in ihrem Element, wenn die Basis für ihre Arbeit aus fremder Feder stammt. Was möglich gewesen wäre, deutet "Wealth" an, welches mit der Londoner Rapperin Flohio am Mikro aufwartet. Auch der feine Drum'n'Bass-Mittelteil von "Wake me up when it's over" weiß zu überzeugen. Gleichzeitig löst er Enttäuschung aus, weil er viel zu schnell vorbei ist und mehr gleichförmigem Gewaber Platz macht. Immerhin schieben die Bässe formidabel. Die Chuzpe des Modeselektor-Frühwerks sucht der Hörer auf "Who else" vergebens. Dass die Berliner ein Album aufgenommen haben, das mehr Verwaltungsakt als künstlerische Weiterentwicklung darstellt, ist schade. Vielleicht wollten sie es diesmal allen recht machen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- One united power
- Wealth (feat. Flohio)
- Fentanyl
Tracklist
- One united power
- Wealth (feat. Flohio)
- Prügelknabe
- Who (feat. Tommy Cash)
- WMF love song
- I am your god (feat. OVS)
- Fentanyl
- Wake me up when it's over
Im Forum kommentieren
Armin
2019-02-14 21:26:33- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2018-12-05 20:42:04- Newsbeitrag
Modeselektor haben eine neues Album gemacht. Ein Album voll essenzieller Modeselektor-Tracks, geformt von Erfahrung, Selbstbewusstsein und dem üblichen Wahnsinn. Der Titel stellt eine Frage und die Musik beantwortet sie sofort: „Who Else” ist eine Gegenmaßnahme des Duos, gegen die Langeweile und schablonenhaften Soundentwürfe in der elektronischen Musik. Modeselektor mischen den Laden wieder ganz genüsslich auf. Irgendjemand muss es ja machen. Who else?
„Who Else” repräsentiert den Sound von Berlin in all seiner Ambivalenz und ist ohne jeden äußeren Druck entstanden, nur dem eigenen Anspruch verpflichtet, wieder eine starke Platte zu machen. Wir sind froh, dass es so gekommen ist und Modeselektor zurück auf der Bühne sind.
Das Album wird am 22. Februar 2019 als CD / LP (1x ltd picture disc / 1 x Standart + Deluxe) sowie zum stream und download veröffentlicht und kann bereits vorbestellt werden: https://www.monkeytownrecords.com/shop/?page=1&a=modeselektor
Am 28.11.18 wurde als erster Vorgeschmack bereits die Single incl. Video „Wealth“ feat. Flohio veröffentlicht und es ist wieder Zeit für Modeselektor LIVE und ihre markanten Abenteuer in Sound, Bass und Beats. Alle Tourtermine findet ihr unten in der mail.
MODESELEKTOR - WEALTH feat. FLOHIO
Als im Mai 2018 mit "Kalif Storch" der erste originale Modeselektor-Track seit 2015 erschien, spürte man den Drang des Duos nach raffiniertem Techno. Denn da kommen sie her. "Wealth" hingegen erinnert daran, aus wie vielen anderen Dingen sie gemacht sind - es ist zugleich ein Inbegriff von Modeselektors vergangenen Abenteuern im genreübergreifenden Sound sowie ihrem Neustart als Duo mit frischen Ideen und großem Appetit auf Bass. Der Track baut auf Modeselektors charakteristischem kühnen kollaborativen Geist auf und belebt die Berlin-London-Achse mit einem basslastigen, synth-geführten Song mit Flohio. Die in Südlondon lebende Flohio ist eine der aufstrebenden britischen Künstlerinnen, die bereits mit Künstlern wie L-Vis 1990 oder Gaika zusammengearbeitet hat.
Single Facts:
Artist: Modeselektor feat. Flohio
Title: Wealth
VÖ: 28.11.2018
Label: Monkeytown Records
Format: ltd picture Vinyl 12“ & Digital
Tracklist:
A/01 - Modeselektor feat. Flohio "Wealth"
B1/02 - Modeselektor feat. Flohio "Wealth (Instrumental Version)"
B2/03 - Modeselektor feat. Flohio "Wealth (Acapella Version)“
Video:
MODESELEKTOR LIVE
19.02.2019 Erfurt – Kalif Storch (DE)
20.02.2019 Brüssel - Botanique (BE)
21.02.2019 Basel – Roßhalle (CH)
22.02.2019 Paris - Elysée Montmartre (FR)
23.02.2019 London - Oval Space (UK)
27.02.2019 Prag - Roxy (CZ)
28.02.2019 Wien - Arena (AT)
01.03.2019 Mailand - Magazzini Generali (IT)
02.03.2019 München - Alte Kongresshalle (DE)
06.03.2019 Amsterdam - Paradiso (NL)
07.03.2019 Berlin - Location noch tba (DE)
02.04.2019 Montreal - Theatre Farmont (CA)
03.04.2019 New York - Elsewhere (US)
04.04.2019 Los Angeles - Echoplex, (US)
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Referenzen
Spotify
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