Millencolin - SOS
Epitaph / IndigoVÖ: 15.02.2019
Die Nächste, bitte
Mal ehrlich, selbst im zarten Alter von 27 Jahren wäre es infantil, einen weiteren Song über den Sommerflirt und die unerreichbare Angebetete zu schreiben. Immerhin verfügt die Pop-Punk-Welt bei diesem Thema bereits über reichlich Erfahrungswerte. Die schwedischen Kult-Skatepunks Millencolin indes geben einen feuchten Kehricht darauf, was geht und was nicht, und kredenzen im 27. Bandjahr einen ebensolchen Track namens "Reach you". Dass "Reach you" trotzdem ein veritabler Millencolin-Hit ist, darf man herausstellen, da der Vierer in der bereits eingeläuteten Reifephase seines Schaffens mit überzeugenden Hooklines zuletzt nicht gerade um sich warf. Doch neben allen bekannt-geschätzten Trademarks wie etwa dem gewohnt mühevollen, comicgetünchten Artwork durch Gitarrist Erik Ohlsson, haben Millencolin den Titel ihres neunten Albums sicher nicht zufällig gewählt.
"SOS" steht für eine Zeit, in denen die Kluft zwischen Arm und Reich selbst in stabilen Ländern neue Unruhen entfacht, in der Sorgen über ein Auseinanderbrechen ganzer Gesellschaften akut werden, in denen Klimaschutz-Abkommen aufgekündigt werden und in denen die politische Großwetterlage mit immer neuen Bürgerkriegen durchaus unschöne Vorhersagen erfährt. Und so poltert der Titeltrack im Pennywise-Galopp und mit Wachmacher-Hookline voran, bis der Jugendchor in fatalistischem Abgesang um das Fass voller Probleme herumtanzt. Launig und wütend zugleich lädt der Unruhe-Pol "Do you want war" in der Folge dann auf einen verkappten Streetpunk-Ausflug ein. Ob eine Band wie Millencolin politisch aufrütteln kann, ist ob des kaum tiefgründigen Skate- und Videogame-Umfelds fraglich. Welch Händchen für feine Melodien Nikola Sarcevic und Co. dagegen noch immer haben, beweisen sie nicht nur mit den ohrwurmigen Ton- und Riff-Folgen in "Nothing" oder "Trumpets & poutine".
Natürlich erwartet kaum jemand ernsthaft ein weiteres Meisterwerk der Jungs aus Örebro, auf dem Niveau von "Pennybridge pioneers" zum Beispiel. Doch manchmal genügt bekanntlich schon der Faktor Nostalgie, um ein wohliges Gefühl zu erzeugen. Letzterer trägt sich beinahe allein durch Nicola Sarcevics Stimme, genau wie durch den nach wie vor funktionierenden Mix aus Stakkato-Punkrock, Breaks und Harmonien eines "Let it be". Durch die Bank kredenzt "SOS" sehr soliden Punkrock, den Sarcevic noch immer gemeinsam mit Gitarrist Mathias Färm entwirft. Und während die Millencolin-Hörer aus den Anfangstagen so langsam grau und faltig werden, während sie seufzend in der Klamottenkiste über alte Punkshirts aus den Neunzigern stolpern, und die Nachfolge-Generationen längst den Kinderwagen statt das Skateboard anschieben, gibt es kaum einen plausiblen Grund, warum die Schweden nicht einfach noch eine nächste Generation mit ihren kleinen Hymnen beschallen sollten. Oder?
Highlights & Tracklist
Highlights
- SOS
- Nothing
- Reach you
- Let it be
Tracklist
- SOS
- For yesterday
- Nothing
- Sour days
- Yanny & Laurel
- Reach you
- Do you want war
- Trumpets & poutine
- Let it be
- Dramatic planet
- Caveman's land
- Carry on
Im Forum kommentieren
fakeboy
2020-01-30 14:46:23
Rückblickend sehr langweilige Platte, die durchrauscht ohne dass etwas hängenbleibt. Sind leider sehr gleichförmig und ziemlich egal geworden.
Armin
2019-08-16 17:42:03- Newsbeitrag
Millencolin
23.01. - 02.02.2020
Im Frühjahr waren Millencolin bereits bei uns auf Tour und haben bei den fünf Terminen nur begeisterte Fans hinterlassen. Dass alle Konzerte komplett ausverkauft waren, zeigt schon, welchen Stellenwert die schwedischen Punker nach fast drei Jahrzehnten auf der Bühne immer noch haben. Die neuen Songs ihrer aktuellen Platte „SOS“ zündeten, ebenso wie die alten Hits aus ihrer langen Karriere. Die Schweden gehören einfach zur festen Definition von Skatepunk. Im Januar/Februar kommen Millencolin erneut für weitere sieben Auftritte nach Deutschland.
Image Label
Präsentiert werden die Konzerte von VISIONS, Ox-Fanzine & livegigs.de und SLAM.
23.01.2020 Saarbrücken - Garage
24.01.2020 Karlsruhe - Substage
25.01.2020 Lindau - Club Vaudeville
26.01.2020 Leipzig - Conne Island
30.01.2020 Erlangen - E-Werk
01.02.2020 Münster - Skaters Palace
02.02.2020 Düsseldorf - Zakk
Maschine of oh Gott
2019-06-25 22:33:17
*umlösch*
norman
2019-06-25 22:31:04
Das Album ist richtig, richtig gut. Wahrscheinlich das beste seit ihrer Frühphase.
Obrac
2019-06-25 08:27:23
Was kann die Platte? Heute mal in eine Playlist gepackt, aber noch nicht gehört. Die letzte fand ich echt ganz gut.
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Millencolin live (5 Beiträge / Letzter am 24.03.2023 - 18:13 Uhr)
- Millencolin - For Monkeys (17 Beiträge / Letzter am 22.04.2022 - 11:43 Uhr)
- Millencolin - SOS (53 Beiträge / Letzter am 30.01.2020 - 14:46 Uhr)
- Millencolin - home from home (2 Beiträge / Letzter am 07.06.2017 - 09:05 Uhr)
- Millencolin - True brew (16 Beiträge / Letzter am 13.05.2015 - 13:43 Uhr)
- Millencolin oder Beatsteaks? (25 Beiträge / Letzter am 15.12.2010 - 12:37 Uhr)
- Millencolin - Machine 15 (89 Beiträge / Letzter am 12.05.2010 - 23:47 Uhr)
- Millencolin (43 Beiträge / Letzter am 14.04.2007 - 20:00 Uhr)
- Millencolin - Kingwood (169 Beiträge / Letzter am 09.04.2007 - 15:50 Uhr)
- Nikola Sarcevic - Lock-Sport-Krock (Millencolin) (17 Beiträge / Letzter am 08.10.2005 - 20:46 Uhr)