Bob Mould - Sunshine rock

Merge / Cargo
VÖ: 08.02.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Berliner Freibadsaison

"Ba ba ba ba ba", dies ist das Erste, was man von Bob Mould auf seiner neuen Platte "Sunshine rock" vernimmt. Ist die ehemalige Sturmspitze der Alternative-Legenden Hüsker Dü damit ein Fall für die örtliche Beach Boys-Coverband? So weit ist es nicht gekommen mit Mould, auch wenn das abschließende "Western sunset" mit seinen harmonieseligen Chören darauf hindeutet. Aber zumindest ist Mould sehr positiv gestimmt auf diesem Album, strotzt vor Energie und hat die titelgebende Sonne als Sinnbild für die konstruktiv wirkenden Kräfte zum Freund. Trump-Wahl? Grenzmauer zu Mexiko? Die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft? Wir wollen Mould kein Desintresse unterstellen, aber die Wahrheit ist: Der Gute ist gar nicht mehr da. Hat sich nach Berlin aufgemacht und genießt dort nach eigener Aussage vor allem das hiesige Grünen und Sprießen im Frühling. Also diesmal kein Sarkasmus, kein Verzweifeln, schon gar nicht an äußeren Umständen.

Fast schon verblüffend ist die Energie, mit der das erste Drittel von "Sunshine rock" in Fahrt gerät. Mould haut einen schnittigen Kracher nach dem anderen raus, lässt sich die frische Brise durch den Kopf wehen und wirkt einfach befreit. Der Opener und Titeltrack hört sich wie Power-Pop aus der Feder von British Sea Power an, gönnt sich triumphierende, himmelwärts strebende Streicher und hat für jeden eine Umarmung übrig, der sich in Reichweite befindet. Die folgende Frage "What do you want me to do?" kann man leicht beantworten: "Einfach weiterrocken, Bob, Du machst das gut." Und Mould lässt sich nicht bitten, man gleitet in "Sunny love song" auf einer Euphoriewelle, feiert das Erwachen aus dem Winterschlaf, "My troubles they are ending / My sorrows they are few." Das ist die Freude, am Leben zu sein, ohne allzu große Sorgen, die kernigen Riffs und der gelöste Einsatz einer feiererprobten Orgel schmücken das glaubhaft aus. Nicht allzu weit von Foo Fighters entfernt macht es sich "Thirty dozen roses" gemütlich, obwohl, mit passivem Rumlümmeln ist es erst mal nichts, auch dieses Stück will nach vorne, will raus und einen infernalischen Lärm machen. Autoradio, Golf-Cabriolet, Sommer und dieser Song, das passt hervorragend.

Diese auf den Punkt gebrachte Vitalität wird im folgenden ein wenig gebrochen, Nachdenklichkeit zieht in das gutmütige "The final years" ein, welches die Prioritäten für das letzte Lebensdrittel mit ein wenig melancholichem Schmelz aber auch mit Zufriedenheit erforscht. Auch "Irrational poison" hält das Tempo im mittleren Bereich, diese kleinen Schritte zur Seite machen die Platte dramaturgisch facettenreicher, bevor sich "I fought" ausnahmsweise etwas Wut als Antriebsmittel gönnt. In "Sin king" geht es flächig in die Weite statt offensiv in Angriffsrichtung, der endlose Himmel komprimiert in vier Minuten, eher Gewitter als Sonnenschein. Doch das Feel-Good-Element kommt spätestens mit der idyllischen Lagerfeuernummer "Camp sunshine" zurück, ein wenig Punk hat "Send me a postcard" dabei, und über die schönen Harmonien im Schlusssong wurde ja schon berichtet. Wenn also im Sommer halb Amerika auf den Beinen ist, um zu demonstrieren, wird in einem Berliner Freibad vielleicht dieser nette Mann in den besten Jahren jeden freundlich grüßen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen unter der Losung "Konstruktiver Eskapismus".

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sunshine rock
  • Sunny love song
  • Sin king
  • Western sunset

Tracklist

  1. Sunshine rock
  2. What do you want me to do
  3. Sunny love song
  4. Thirty dozen roses
  5. The final years
  6. Irrational poison
  7. I fought
  8. Sin king
  9. Lost faith
  10. Camp sunshine
  11. Send me a postcard
  12. Western sunset
Gesamtspielzeit: 36:41 min

Im Forum kommentieren

Glaube im Rock'n'Roll

2019-02-26 14:03:10

Mich kann man nicht verlieren.

@Arcade

2019-02-26 11:12:41

Hast du den Glauben an den Rock'n'Roll verloren?

Arcade

2019-02-26 11:08:44

Fand die Vorgänger besser.
Hatten mehr Biss.

VelvetCell

2019-02-25 06:42:42

Na, sag ich doch: Das ist eine wunderbare Rock'n'Roll-Platte, die man perfekt an einem Stück hören kann. Die Songqualität ist durchgehend hoch und das Ganze versprüht mächtig Energie. Wer mit Sunshine Rock nichts anfangen kann, hat offenbar den Glauben an den Rock'n'Roll verloren.

The MACHINA of God

2019-02-24 18:18:01

Lohnt?

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