The Lemonheads - Varshons 2

Fire / Cargo
VÖ: 08.02.2019
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Der zweite Streich

Welchen Wert kann ein Cover-Song haben? Für viele Musikfans nimmt er zumeist wohl eher eine auflockernde Rolle ein. Innerhalb eines Live-Sets auch mit der Tendenz zum besonderen Überraschungs-Bonbon, oder zur gezielt eingestreuten Publikumsbelustigung. Weniger beliebt erscheinen Coverstücke wohl innerhalb des traditionellen Albumformats. Sollte man meinen, denn zumindest gefühlt hat der Trend seit den Neunzigern ein wenig abgenommen. Evan Dando mag da eine andere Einstellung haben, und das nicht nur, da er sowas wie ein Inbegriff des Neunzigerjahre-Musikus ist. Vielmehr weil ein ganz bestimmtes Cover definitiv großen Wert für Dandos Karriere hatte. Schließlich war es die Interpretation des Spätsechziger-Kleinods "Mrs. Robinson", im Original von Simon & Garfunkel, welches The Lemonheads 1992 zum Duchbruch verhalf. In der Historie von Dandos Band ist bis zum Jahr 2019 einiges passiert: Die rasante Berg- und Talfahrt in den Neunzigern, die unvermeidliche Auflösung der Truppe, das Comeback und das tolle selbstbetitelte Album, dazu immer wieder Wechsel im Musikergefüge. Doch von der heimlichen Leidenschaft, ihm ans Herz gewachsene Stücke neu- oder umzuinterpretieren, hat sich der The-Lemonheads-Kopf nicht verabschiedet.

"Varshons 2" setzt an beim vor fast zehn Lenzen erschienenen ersten Teil, für den Dando mehr oder minder bekannte Songs aus Rock, Pop, Alternative und Folk coverte. "Varshons" holte dabei zum mutigen Genre-Verschmelzen aus und drückte Songs aus diversen Richtungen den kauzigen The-Lemonheads-Stempel auf, unter anderem fand das ungleiche Paar Leonard Cohen und Christina Aguilera dort zusammen. Für den zweiten Teil operiert Dando rein stilistisch mit der einheitlicheren Klinge, kribbelt sich an The Eagles' "Take it easy" fest und tobt sich mehrfach auf dem Country-Feld aus. Schon mittels des Eröffnungs-Duos aus Yo La Tengos "Can't forget" und The Jayhawks' "Settled down like rain" schafft er eine wohlig-heimelige Atmosphäre. Diese wird im Folgenden eigentlich nur durch das lärmige, von E-Gitarren zersetzte "Old man blank" von The Bevis Frond sowie den Spät-Seventies-Punkrocker "TAQN" von The Eyes unterbrochen, die Begegnung mit den beiden Krawallmachern lohnt sich daher auch doppelt.

Am kompositorischen Grundgerüst der Originale ändern The Lemonheads wie auch bei John Pines' Country-Stück "Speed of the sound of loneliness" oder dem ohnehin hübschen "Things" von Paul Westerberg meist nur wenig, und mit dem Reggae-Track "Unfamiliar" hat es ein Song von The GiveGoods geschafft, einem Projekt, bei dem Dando Anfang der Nullerjahre mit Tom Morgan kollaborierte. Dass Mr. Dando sehr genau weiß, wie er sich respektvoll fremdem Liedgut nähert, zeigt er nicht nur in der schönen Darbietung von Nick Caves "Straight to you", sondern auch wenn bei "Abandoned" von Lucinda Williams Zerbrechlichkeit wie Entschlossenheit gleichsam treffend zur Geltung kommen, ohne dass man auf eine verzerrte Klampfe verzichten müsste. Vor allem aber ist es die mit den Jahren immer stärkere Stimmfarbe Dandos, die samt wohltarierter weiblicher Co-Vocals wie schon beim ersten Teil des Projekts sämtliche Songs zusammenhält. Ob reine Cover-Alben wie "Varshons" oder "Varshons 2" nun zwingend in die heimische Sammlung müssen? Wir lassen diese Frage einmal bewusst offen.

(Eric Meyer)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Can't forget
  • Things
  • TAQN
  • Straight to you

Tracklist

  1. Can't forget
  2. Settled down like rain
  3. Old man blank
  4. Things
  5. Speed of the sound of loneliness
  6. Abandoned
  7. Now and then
  8. Magnet
  9. Round here
  10. TAQN
  11. Straight to you
  12. Take it easy
Gesamtspielzeit: 43:22 min

Im Forum kommentieren

Horst22

2019-03-10 10:29:24

"Things" ist wirklich großartig!

eric

2019-02-01 14:22:07

Dandos Stimme klingt hier wirklich toll. Die 7/10 gibt's deswegen knapp nicht, weil die (an sich sehr gelungenen) Interpretationen kaum Überraschungen bieten.

Mcfly77

2019-01-31 21:00:26

@Armin
Ja, eben: Eine Platte mit eigenen bzw Tom Morgan Songs wär's gewesen. Schade, dass diese grossartige Stimme kaum mehr jemand wahrnimmt.

Armin

2019-01-31 20:32:31- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Mcfly77

2019-01-31 20:19:32

Bleibt halt die Frage, warum er es einfach nicht schafft, noch einmal eine eigene Platte zu machen. (Jajaja Drogen ich weiß) Dando hat doch eine der besten Stimmen überhaupt.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum