The Entrepreneurs - Noise & romance

Tambourhinoceros / Rough Trade
VÖ: 01.02.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Yoshimi und die rostigen Roboter

Eine ungeschriebene Regel für Rezensenten lautet, es mit den aufgezählten Referenzen nicht zu übertreiben. Dass der Schreiber hier dennoch ausgiebiges Name-Dropping betreibt, ist der dänischen Band The Entrepreneurs geschuldet, welche auf ihrem mit "Noise & romance" treffend betitelten Album keinen Hehl aus ihrer Inspiration macht. Man kann zum Beispiel brav Shoegaze und Grunge als Grundlage für "Session 1" benennen, griffiger ist es jedoch, das Ganze als Telefonkonferenz zwischen den Deftones und dEUS zu bezeichnen. Und wenn ein Song schon "Heroine" heißt und obendrein ramponierte Gitarrenleiereien als erste Bürgerpflicht propagiert, warum nicht den offensichtlichen Bezug zu The Velvet Underground herstellen? Dass man bei dem verzerrten Saitengehäcksel immer wieder an das einstige Traumpaar Gordon / Moore denkt, geschenkt.

Ja, die Kopenhagener mögen tatsächlich nicht die Eigenständigkeit als oberste Prämisse für sich geltend machen, wie sie jedoch die verschiedenen Einflüsse zu abwechslungsreichen Songs zusammentackern, zeugt schon von Kreativität. Die spacige Abfahrt "Say so!" drückt und schiebt mit zackiger Motorik, während die Vocals von Mathias Bertelsen den hedonistischen Swag der Hives dezent andeuten. Zwischen kantigem Millenium-Alternative und psychedelischen Entspannungsübungen vermittelt "Joaquin" gekonnt den Ansatz dieser Band, griffige Rockwuchtigkeiten mit instrumental schräg aufgehängter Schluffigkeit zu verbinden. Neben grob zerfledderten Gitarren setzt es in "Sail away" eben auch Blutdruck senkendes Bongogeklöppel, und "Be mine" weiß über die Hälfte der Zeit nicht, ob es sich unter der Bettdecke verstecken oder doch wild durch die unaufgeräumte Wohnung wirbeln soll.

Mit der Unterstützung von Streichern und Tastengerät wirkt so manches auf dieser Platte wie eine Schrottplatz-Edition von "Yoshimi battles the pink robots" der Flaming Lips, und das nicht nur wegen der stimmlichen Nachbarschaft Bertelsens zu Wayne Coyne. Die Steckdosen-Geigen von "Ages" zum Beispiel laden zum Wegdriften ein, doch immer scheint ein gewisser Makel in die Stücke eingearbeitet zu sein: Die Akustikgitarre in "Morning son" franst dumpf aus, und das abschließende "D-tune" versumpft nach aufgewecktem Beginn in melodischem Stückwerk. Das soll aber so sein, die Freude an Störungen und Unebenheiten ist dieser Truppe aus Skandinavien immer anzumerken, kann man ja auch gut machen, wenn sich in der Hinterhand noch die ganzen goldenen Melodien befinden.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Session 1
  • Joaquin
  • Be mine

Tracklist

  1. Session 1
  2. Say so!
  3. Joaquin
  4. Sail away
  5. Be mine
  6. Heroine
  7. Ages
  8. Despair
  9. Morning son
  10. D-tune
Gesamtspielzeit: 37:48 min

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Armin

2019-01-31 20:31:27- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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