Mojave 3 - Excuses for travellers
4AD / EdelVÖ: 15.05.2000
Schmeichelnde Lagerfeuerromantik
Allen, denen nächtliches Beisammensitzen ums Lagerfeuer oder romantisches Schwelgen im gedämpften Licht der untergehenden Sonne nicht zu kitschig sind, bietet die britische Band Mojave 3 die richtige musikalische Untermalung. Mittelpunkt der fünfköpfigen Band ist Sänger und Songschreiber Neil Halstead, der hinsichtlich seines traditionellen Songwritings schon mitunter mit Größen wie Paul Simon oder Brian Wilson verglichen wurde. Im Jahre 1995, mitten im anhaltenden Britpop-Wirbel, kamen Mojave 3 beim Londoner Label 4AD unter und veröffentlichen nun mit "Excuse for travellers" bereits ihr drittes Album zwischen folkigen Arrangements, Hippietum und Beatles-Harmonien.
Gute Musik, die einem irgendetwas zu sagen oder zu geben versteht, treffend zu beschreiben, ist nicht ganz so leicht zu beschreiben. Selbst der Mojave 3-Frontmann weicht in Interviews auf Fragen zu seinen Kunstwerken so gut es geht aus und verliert sich stets in Bemerkungen über das Wetter, höflichen Smalltalk oder fantastischen Weisheiten, die einem alles und nichts sagen. Da aber jede Musik ihre Schublade braucht öffne ich hiermit mal schnell eine: Die des ruhigen, melodischen Country-Pops mit Folk-Anklängen nämlich und schiebe gleich noch Vergleiche mit den Pearlfishers oder dem Soloausflug des Smashing Pumpkins-Gitarristen James Iha nach. Es steht so gut wie fest, daß nach allen möglichen Revivals der letzten Jahre nun auch endlich Country an der Reihe wäre. In einer Zeit, in der sogar Stefan Raab seiner lukurativen Kooperation mit Metallgeflecht und Truck Stop den Country-Stempel aufdrückt und die H-Blockx sich an Johnny Cash vergreifen, ist es an der Zeit für einen wirklich würdigen Tribut.
Mojave 3 treffen vor allen Dingen stets den richtigen melancholischen Ton. Vom zuckersüßen "Any day will be fine", das erhebliche Mitsummqualitäten besitzt, abgesehen, sind alle anderen Stücke von langsamen bis sehr langsamem Tempo. Die Instrumente sind dabei eher traditionell, ab und zu kann man eine Trompete, eine Mundharmonika oder ein scheues Banjo vernehmen. Der letzte Song "Got my sunshine" wird von Gospel-Sängerinnen unterstützt und kommt weit schneller zum Punkt als unlängst Blurs verwegener Ausflug ins Gospel-Genre, der mit "Tender" etwas zu eintönig ausfiel.
Für ihre Arrangements nimmt sich die Band richtig viel Zeit und vermittelt eine durchweg authentische Stimmung. Fans rockigerer Klänge müssen sich allerdings zwei bis drei Durchläufe Zeit nehmen, um sich in die Musik einzufinden. Erst dann entfaltet sich die ganze Größe und Pracht der Musik, bei der die Betätigung der Vorspultaste strengstens verboten ist. Und auch wenn der Titel es vermuten läßt, für Mojave 3 gibt es fürwahr keinen Grund, sich zu entschuldigen. "Excuse for travellers" ist ein akustischer Reiseführer, der, läßt man sich darauf ein, den geneigten Hörer an die wunderschönsten Plätze der ganzen Welt geleitet.
Highlights & Tracklist
Highlights
- In love with a view
- My life in art
- Anyday will be fine
- Return to sender
Tracklist
- In love with a view
- Trying to reach you
- My life in art
- Return to sender
- When you're drifting
- Anyday will be fine
- She broke you so softly
- Prayer for the paranoid
- Bringin' me home
- Got my sunshine
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Mojave 3 (40 Beiträge / Letzter am 18.11.2015 - 18:12 Uhr)
- Mojave 3 - Puzzles like you (15 Beiträge / Letzter am 16.10.2006 - 09:28 Uhr)