Buke And Gase - Scholars

Brassland
VÖ: 18.01.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Wer schraubt, der bleibt

Gitarre, Bass, Drums. Unabdingbare Zutaten für jede Rockplatte. Oder? Fragt mal Arone Dyer und Aron Sanchez. Die kontern diese Line-Up-Vorstellung nämlich mit einem entschiedenen "Buke, Gase, Arx". Nicht etwa die antarktische Transkription der eingangs genannten, konventionellen Bandbesetzung, sondern vielmehr die Bezeichnung für die Instrumente, auf denen die zwei New Yorker zu musizieren pflegen, nachdem sie diese selbst erdacht und zusammengebastelt haben. Es handelt sich der Reihe nach um eine modifizierte sechssaitige Bariton-Ukulele, eine Fusion aus Gitarre und Bass sowie – ganz neu – einen Klangwandler, mit dem man auf Knopfdruck Beats triggern, Harmonien verfremden und Stimmen in geisterhafte Sphären pitchen kann. Sanchez, die männliche Hälfte des Duos, konstruiert außerdem für Blue Man Group Midi-Pfeifen aus Stahlrohren und für Bryce Dessner neuartige Hackbretter – vorzügliche Gelegenheit, nach über zehn Jahren endlich mal wieder die Sentenz "Sie hupt, er schraubt" anzubringen.

Das mit der Rockmusik also bitte weiterhin wacker vergessen – es sei denn, dem Begriff gehen Silben wie "Math" oder "Noise" voraus. Dass Buke And Gase die namensgebenden Gerätschaften auf ihrem dritten Album im Gegensatz zu "General dome" vergleichsweise spärlich einsetzen, heißt nämlich noch lange nicht, dass "Scholars" nur halb so schwer wäre wie Nachbars dreiköpfiger Lumpi auf dem Cover: Gemäß Titel sind die zwölf Songs, die sich stets an der fließenden Grenze zum Track bewegen, akribisch verhackstückte Versuchsanordnungen zwischen strenger Struktur und unbändiger Spielfreude. Nicht nur im Titelstück packen Dyer und Sanchez gleich mehrere Kompositionsansätze in dicht gedrängte vier Minuten, treiben nacheinander monotone Bassfigur, gedoppelte Rhythmusmuster und elektronische Dampfhämmer zu sirrenden weiblichen Vocals vor sich her und jagen das Ganze zum Schluss durch einen vibrierenden Schmutzfilter. Verrückte Welt. Doch keine Sorge: Sie wird noch verrückter.

Denn neben quietschig ineinander verschlungenen Gebilden wie dem um die eigene Achse rotierenden "Pink boots", das mittendrin spukige Synthie-Weben spinnt, ist auch – wiewohl gehörig zerspanter – R'n'B auf "Scholars" ein Thema: Wie "Derby" zu zickigen Bläsern und Kraftwerk-Gefiepe auf einem unrunden Groove daherwankt, macht einen genauso schlanken Klumpfuß wie "Flock" mit seiner per Vocoder aufgepumpten Gesangsmelodie. Eiersalat in Soul und unter Reinraumbedingungen – bevor "Eternity" es wieder kräftig durch den Donnerbalken scheppern lässt und "Ranger" am Ende mit einem gummiartigen Riff sogar einen Post-Punk-Hybrid abgeben könnte, würde das Stück nicht nach wenig mehr als einer Minute abgewürgt. Doch herausgekommen wäre dabei vermutlich ohnehin nur ein stachliges Garagenmonster wie Yeah Yeah Yeahs' "Bang" oder Liars-Gemalme aus der "They were wrong, so we drowned"-Hexenküche. Wobei: gar keine schlechte Idee. Jedenfalls eine bessere als immer nur: Gitarre, Bass, Drums.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Scholars
  • Derby
  • Pink boots
  • Flock

Tracklist

  1. Stumbler
  2. Scholars
  3. Derby
  4. Pink boots
  5. Temporary
  6. Wrong side
  7. Grips
  8. Qi ball
  9. Flock
  10. Eternity
  11. No land
  12. Ranger
Gesamtspielzeit: 37:15 min

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Armin

2019-01-24 21:19:33- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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