Rantanplan - Stay Rudel – stay Rebel
Drakkar / SoulfoodVÖ: 25.01.2019
Nicht mehr und nicht weniger
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zu Besserung. Doch auch, wenn Rantanplan auf ihrem mittlerweile zehnten Studioalbum selbstkritisch "Immer der gleiche Beat / Immer das gleiche Lied" singen, ist der Zug wohl abgefahren. Die Kultband aus Hamburg ist Wiederholungstäter für norddeutschen Ska-Punk, der zu seinen besten Momenten mitreißend, in seinen schlechtesten nervtötend, aber immer berechenbar daherkommt. Und daher hinterlässt "Stay Rudel – stay Rebel" auch nicht viel mehr als ein schulterzuckendes "Meh", ein wohlwollendes "Joa", ein gequält lächelndes "Sie meinen es ja gut". Denn so richtig schlecht sind die Songs zwar nicht, aber dennoch vergeht keiner, dessen Offbeat und Parolen man nicht irgendwo schon mal gehört hat.
Den Punk fahren Rantanplan dabei hörbar zurück und machen Platz für schunkelige, familiäre Mitsing-Hymnen. Der Titeltrack badet sich direkt in romantischen Bezügen an die Herkunft und die Identität der Hamburger. Den Höhepunkt dieses Kitsches bildet das langsam getragene und recht eintönige "Kain Richtung Heimat", das wie die meisten der zehn Songs von vorhersehbaren E-Gitarren, "Whooo"-Gesängen und recht einfallslosen Bläser-Arrangements geprägt wird. Rantanplan geht es bei allem natürlich nicht um bahnbrechende musikalische Innovation, denn sie kennen ihr Image und ihre Zielgruppe: "Der Shit, der zieht" heißt es auf "Maschine", der eigentlich den dehumanisierten Kapitalismus und die liberale Arbeitswelt 4.0 anprangern soll, durch die Selbstreferenz der eingangs erwähnten Textzeile aber unfreiwillig komisch gerät.
Welche Szene-Kredibilität das Quintett dabei immer noch besitzt, zeigt die schier endlose Liste an Gast-Features: Ingo und Guido Knollmann von den Donots, ZSK-Sänger Joshi sowie Der-Wahnsinn-Frontmann Benno Kupsa, um nur einige zu nennen. Bei diesem Who-is-who der deutschen Punk- und Ska-Szene hätte man aber einen Sound erwartet, der weniger an regionale Schülerbands erinnert. Den einen oder anderen schiefen Gesang von Torben Meissner verzeiht man Rantanplan zugunsten ihrer Authentizität, aber wenn sich technische Fehler beim Spielen und eine angestaubte Produktion unangenehm durch große Teile des Albums ziehen, leidet auch der Hörgenuss von Ska-Romantikern darunter. Natürlich nehmen sich die Hamburger zu keiner Sekunde bierernst, was auf "Partytrick" seinen pubertären, aber auch erfrischenden Höhepunkt erreicht. Andere Superlative sucht man während der halben Stunde Laufzeit vergeblich – stattdessen dominieren "Stay Rudel – stay Rebel" musikalische Unbeholfenheit, Wiederholungen und Ska-Klischees.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nachtzug nach Paris
Tracklist
- Stay Rudel – stay Rebel (feat. Ingo Knollmann, Guido Knollmann, Joshi, Benno Kupsa & Pedi)
- Foodporn
- Kain Richtung Heimat
- Maschine
- An/Aus (feat. Flo Von Schwarz)
- Nachtzug nach Paris (feat. N'gone Thiam
- Partytrick (feat. Sprinder & Der Flotte Totte)
- Rudegirl from outer spaace
- Kill den Spiegel
- The Rudel
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False Flac (unangemeldet)
2019-01-30 11:58:44
Dann brauch ich mir die ja nicht geben. Die haben ja das halbe Album als Vorabsongs rausgehauen. Von denen find ich bestenfalls "An/Aus" ganz ordentlich.
Vielleicht mal Zeit für ein Ranking^^
01. Kein Schulterklopfen(Gegen den Trend)
02. Köpfer
03. Junger Mann zum mitreisen gesucht
04. Samba( schon viel Füllerkram, aber "Schweinesand" und "Flucht nach vorn" sind einfach geil).
05. Licht und Schatten ("Schattenmensch
" hauts raus)
06. Pauli
07. 20359 (ab hier wirds dann grottig)
08. Unleashed
Die Neue dann wohl irgendwo im unteren Drittel.
MartinS
2019-01-30 11:27:04
Die Rezi trifft es leider ziemlich genau: Das ist zum Teil gar nicht wirklich schlecht, aber eben auch meistens nur gut gemeint. "Nachtzug nach Paris" und "Kill den Spiegel" stechen weit heraus, die anderen vorab veröffentlichten Songs gehen klar. Aber so Sachen wie "Foodporn", das ein eigentlich wichtiges Thema mit der Subtilität eines Baggers behandelt müssen halt einfach nicht sein. Und Kram wie "Partytrick" oder das schreckliche "Rudegirl from outta space" ist nicht der Rede wert.
Das war nix.
Armin
2019-01-17 21:10:29- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
MartinS
2019-01-14 19:36:23
@wiebuschig: "Schweinesand", "Stalingrad 666°" und "Schattenmensch" kommen da für mich schon mit. Aber ich bin ja auch zu unkritisch, was Rantanplan betrifft, weiß ich auch.
@False Flac: Sicher nachvollziehbar. Ich tu mich nur immer schwer, bei Rantanplan von "die Band" zu sprechen, ist ja nur noch der Meissner übrig (ein anderer Bandname wäre vllt. mal eine Überlegung wert gewesen...). "20359" und "Unleashed" muss man jedenfalls keinesfalls gehört haben. Danach zeigt die Kurve aber wieder nach oben find ich.
Armin
2019-01-14 19:00:37- Newsbeitrag
Rantanplan – 4. Single »Kill den Spiegel«!
In zwei Wochen gibt es neues Futter, wenn am 25.01.2019 das neue RANTANPLAN-Album »Stay Rudel – Stay Rebel« in die Läden kommt. Die Jungs um Frontmann Torben lassen sich allerdings nicht lumpen und machen 2019 genau da weiter, wo sie 2018 aufgehört haben und legen mit »Kill den Spiegel« einen weiteren Song vor, um euch die Wartezeit zu versüßen.
»Fetzige Verortung des eigenen Standpunktes als Künstler. Bald 24 years of Punkrock and still not givin’ a fuck. Natürlich braucht man dafür, neben einer Menge Selbsterhaltungstrieb, auch mal ein Lichtschwert.« - Torben/Rantanplan
Hier gibt es das entsprechende Video dazu:
Vorbestellen könnt ihr das neue Album hier:
https://lnk.to/StayRudelStayRebel
http://hamburgrecords.com/store/bands/rantanplan.html
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