Blood Red Shoes - Get tragic
Jazz Life / [PIAS] Cooperative / Rough TradeVÖ: 25.01.2019
Kunstpause
Laura-Mary Carter und Steven Ansell hatten irgendwann keinen Bock mehr aufeinander. Das ist durchaus verständlich: Laut Ansell gab es in der Zeit von 2008 bis 2014 zwischen unermüdlichem Touren und dem Schreiben und Aufnehmen neuer Musik maximal zehn Tage im Jahr, an denen sich die beiden Hälften von Blood Red Shoes nicht gesehen haben. Wo andere Bands unter purer Erschöpfung einfach kollabiert wären, behielten sie aber zum Glück einen kühlen Kopf und entschieden sich bewusst für einen Cut. Keine Auflösung, bloß eine temporäre Pause von der zur Arbeit gewordenen Leidenschaft, aber vor allem auch vom jeweils anderen. Eine gute Entscheidung – fünf Jahre auf ein neues Blood-Red-Shoes-Album zu warten, mag für Fans eine völlig neue Erfahrung gewesen sein, doch das südenglische Duo zahlt jede Sekunde zurück. Auf "Get tragic" klingen sie so vielseitig und frisch wie noch nie.
Nicht, dass sie vorher gelangweilt hätten. Das mancherorts zu Unrecht für seine Trägheit gescholtene "In time to voices" brachte Blood Red Shoes eine zuvor nicht zu erahnende Gravität, die ihnen ebenso gut zu Gesicht stand wie der entfesselte Drecksschleudergang der nachfolgenden selbstbetitelten Platte. Doch erst "Get tragic" verbindet beide Tugenden: Mit viel Nachhall der frühen Garbage und The Kills erweitern Carter und Ansell ihren Sound um Elektronik und Drumcomputer, zeigen sich musikalisch und insbesondere melodisch ausgereift, aber immer noch kraftvoll. "Eye to eye" macht das direkt von Beginn an deutlich, gibt dazu mit seinem Spannungsaufbau einen absolut grandiosen Opener ab. Auf einem dunklen Beat beginnend entwickelt sich der Song uneilig, aber bestimmt bis zu seinem riesengroßen Refrain. Raumgreifende Synthie-Fanfaren ertönen, doch halten sie Gitarre und Drums nicht davon ab, sich gleichermaßen aufzutürmen.
Moment, schon wieder eine Rockband, die mit diesen blöden Synthies ankommt? Gibt's davon nicht mittlerweile genug? Als hätten es Blood Red Shoes geahnt, dass ein paar Marktschreier mit solchen Vorverurteilungen ankommen würden, lassen sie diese sich die Zähne ausbeißen. So aufdringlich wie im Eröffnungsstück nutzen sie die neue Elektronik nämlich nicht mehr, das nachfolgende "Mexican dress" kommt als von Percussion getriebener Garagen-Stampfer sogar komplett ohne aus. Auch "Bangsar" zerhackt nur zu Beginn ein paar verwirrende Sprachsamples, bis die Gitarren losbrettern und einen explosiven Indie-Hit formen, der auch auf den ersten beiden Alben der Band Platz gefunden hätte – von einer Verweichlichung, Glättung der Kanten oder ähnlichem kann nicht die Rede sein. Die oft mit dem Duo in Verbindung gebrachten Yeah Yeah Yeahs hatten sich damals auf "It's blitz!" weitaus stärker dem Synthetischen zugewandt.
Carter und Ansell machen damit alles richtig, sie wissen für sie typische Songs wie "Howl" so mit dezenten Synthies zu akzentuieren, dass ihnen der perfekte Spagat zwischen Identitätswahrung und Weiterentwicklung gelingt. Auch das ruhigere Doppel aus "Beverly" und "Find my own remorse" funktioniert: Erstgenannter Song lebt von einer geisterhaft einnehmenden Carter auf einem industriell-kalten Klangteppich, in letzterem vertont Ansell eine halbelektronische Britpop-Ballade. Mit "Elijah" endet "Get tragic" dann auch auf seinem Höhepunkt, einer ausladenden Abschluss-Walze, welche die neue Epik der Band unterstreicht und am Ende sogar in Richtung Post-Rock schielt. Kaum zu glauben, dass sich diese hier so inspiriert aufspielenden Menschen eine Zeit lang nicht ausstehen konnten, doch wie jede Beziehung braucht auch die künstlerische Partnerschaft Distanz, um langfristig zu bestehen. Blood Red Shoes haben das zum Glück früh genug erkannt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Eye to eye
- Bangsar
- Beverly
- Elijah
Tracklist
- Eye to eye
- Mexican dress
- Bangsar
- Nearer
- Beverly
- Find my own remorse
- Howl
- (Interlude)
- Anxiety
- Vertigo
- Elijah
Im Forum kommentieren
Armin
2019-09-30 18:24:51- Newsbeitrag
Blood Red Shoes veröffentlichen neue Single mit Queen Kwong
Deutschland-Tour und 3 Supportshows für die Pixies
"Kid Don't Be So Shy" ist die neue Single von Blood Red Shoes. Sie folgt auf ihr erfolgreiches fünftes Studioalbum "Get Tragic", das Anfang 2019 veröffentlicht wurde, und verkürzt die Wartezeit bis zur Deutschland-Tour, die Ende Oktober beginnt. Zuvor begleiten Blood Red Shoes die Pixies als ’Very Special Guests' auf deren Europatour.
“This song is a club tune at heart, built around one synth bass loop which repeats and grows and breathes but never deviates from the same hypnotic rhythm. It’s two punk rockers trying to make dance music so it came out a bit warped and strange and dark that’s exactly the way we like it”, so Blood Red Shoes Schlagzeuger Steven Ansell.
Die neue Single entführt Laura-Mary Carter und Steven Ansell in eine neue industrielle Tanzrichtung und wird von der in Los Angeles ansässigen Alt-Rocker Queen Kwong (zu deren Unterstützern unter anderem BBC Radio 1 und Nine Inch Nails' Trent Reznor gehören) an Gesang und Gitarre unterstützt. Queen Kwong wird die Band auf ihrer Headliner-Tournee durch Europa und Großbritannien begleiten, die sie Ende Oktober / Anfang November auch für vier Konzerte nach Deutschland bringt.
▶ Anhören: Blood Red Shoes - "Kid Don't Be So Shy" feat. Queen Kwong im Stream
https://brs.ffm.to/kdbsoshy.opr
Blood Red Shoes live:
05.10.19 - Columbiahalle (Berlin) *Support von Pixies - ausverkauft
07.10.19 - Palladium (Köln) *Support von Pixies
15.10.19 - Tonhalle (München) *Support von Pixies - ausverkauft
30.10.19 - Stollwerck (Köln)
31.10.19 - Strom (München) - ausverkauft
05.11.19 - Metropol (Berlin) - verlegt aus dem Columbiatheater
06.11.19 - Uebel & Gefährlich (Hamburg)
Tickets: FKP Scorpio
Marvin
2019-02-14 19:53:20
Okay, dann halt doch.
"Ich habe lediglich auf mehrere inhaltliche Fehler in deiner Rezension hingewiesen."
Nein, das sind eben keine inhaltlichen "Fehler". Wenn ich sagen würde, Blood Red Shoes wären eine bolivianische Funk-Reggae-Band, das wäre ein "Fehler". Du hast gesagt, in dem Song seien keine Gitarren zu hören, ich sage doch, du hast keine objektiven Belege für dein Gehör, ich hab keine für meins. Auch deine anderen beiden "Hinweise" basieren auf einer rein subjektiven Einschätzung, von "Fehlern" kann nicht mal im Entferntesten die Rede sein. "Bangsar" hat einen in meinen Ohren astreinen Blood-Red-Shoes-Indierock-Refrain, der für mich komplett problemlos auf die beiden ersten Alben gepasst hätte. Die waren meine erste Assoziation dabei. Das mag soundmäßig nicht passen, wie das Album in der Hinsicht aber von den anderen abweicht, hab ich keineswegs unterschlagen. Auch für die vermeintliche Glätte gibt es wie gesagt "Argumente" dagegen, wenn man will: Der erwähnte Post-Rock von "Elijah", die Elektronik, die in "Bangsar" z.B. für einen krachigen Ausbruch genutzt wird oder generell das Ausbrechen der Band aus ein paar gewohnten Songwriting- oder Sound-Mustern. Wie gesagt, das sind alles Wahrnehmungs- und Geschmacksunterschiede und ganz sicher keine "Fehler". Das ist eine Diskreditierung, die ich so nicht auf mir sitzen lasse.
Ich räume von mir aus ein, dass ich die Polemik etwas zu krass wahrgenommen habe, was aber schlicht daran liegt, dass ich öfter derartige "Kritik" zu meinen Rezensionen als sachliche zu lesen bekomme und es irgendwann nervt. Hättest du weglassen können oder sollen, ist aber auch kein Drama.
"Und warum sollte ich "Einsicht zeigen"? Ich habe meinen Standpunkt begründet, aber deine Sicht MUSS die richtige sein?"
Da hast du entweder etwas nicht verstanden oder baust dir einen Strohmann. Das "Einsicht zeigen" war auf die Polemik bezogen, die du jetzt erst eingeräumt hast. Ich hab nirgendwo gesagt, dass meine Sicht die "richtige" sein soll, sondern von Anfang an die Subjektivität betont. Dementsprechend werde ich auch sicher nicht versuchen, dich von irgendwas zu "überzeugen", das war nie meine Intention.
"Wenn man so auf Kritik an einer Rezension reagiert bzw. sie einfach abweist und eine Reaktion verweigert"
Ich hab hier sogar schon öfter Rezensionen nach Hinweise ändern lassen und reagiere eigentlich auf jede Kritik. Aber noch ein letztes Mal: Es sind einfach keine "Fehler".
Scheint ja ein Kenner zu sein
2019-02-14 19:30:19
Wow, lol. Wo wurdest du bitte angegangen?
Ich habe lediglich auf mehrere inhaltliche Fehler in deiner Rezension hingewiesen. Die Aussage "Scheint ja ein Kenner zu sein" (Sorry) mag zwar leicht polemisch sein, ist aber berechtigt, wenn du z.B. gerade den Song als Beispiel für einen Gitarrensong herausstellst und behauptest er würde auf die ersten beiden Alben passen. Das hat wenig mit Geschmacks-/Gehör-Differenz zu tun und das lässt deine musikalische "Kenntnis" eben anzweifeln.
Und warum sollte ich "Einsicht zeigen"? Ich habe meinen Standpunkt begründet, aber deine Sicht MUSS die richtige sein? Dann überzeuge mich doch bitte mit Argumenten.
Du magst zwar stilistisch einigermaßen gut schreiben zu können, das befreit dich aber nicht von inhaltlichen die Musik betreffenden Fehlern. Es bleibt eine "Musik-Rezension" und kein Aufsatz im Deutsch-LK.
Wenn man so auf Kritik an einer Rezension reagiert bzw. sie einfach abweist und eine Reaktion verweigert, puh... So scheinheilig und gleichzeitig dünnhäutig muss man erstmal sein.
Marvin
2019-02-14 18:06:29
Mein lieber Freund, du meinst mich aufgrund einer völlig banalen Geschmacks-/Gehör-Differenz abseits der eigentlichen Sache angehen zu müssen und zeigst keine Einsicht, weswegen ich auch auf deine inhaltlichen Anmerkungen nicht mehr eingehen werde. Viel Spaß noch im Forum.
Scheint ja ein Kenner zu sein
2019-02-14 17:46:20
Und Bangsar passt einfach Null auf die ersten beiden Alben, das ist so ziemlich das Gegenteil des alten Sounds.
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