Angelo De Augustine - Tomb
Asthmatic Kitty / CargoVÖ: 18.01.2019
Bye-bye, Junimond
Es dürfte für Plattentests.de-Leser kaum eine Überraschung sein, aber: Wir sind Freunde von Sufjan Stevens. Also, nicht solche Freunde, die sonntags zu ihm nach Hause gehen und dort ein Tässchen Kaffee schlürfen oder die sich nach besonderen Augenblicken anrufen und davon erzählen. Das passiert höchstens in unserer Fantasie, und das recht häufig. Aber solche Freunde aus der Ferne, die dem Mann nur Gutes wünschen, die bei ihm auch mal ein Auge zudrücken würden, sollte er je etwas Doofes machen, die sich stets freuen, wenn es etwas Neues von ihm gibt. Und weil Sufjan und wir so gute Fern-Freunde sind, machen wir seine Buddies eben auch unseren Buddies. Wenn die dann auch noch so klingen wie er, ist das nur umso besser – Angelo De Augustine hat dementsprechend ziemlich gute Karten, von uns demnächst eine Fern-Freundschaftsanfrage auf Fern-, pardon, Facebook zu erhalten.
De Augustine entzückte uns bereits im August 2017, als sein Album "Swim inside the moon" nicht nur auf Stevens' Label Asthmatic Kitty erschien, sondern sich hier und da eben auch noch wie der Beste anhörte. Schnurrig-schön heulte er da den Moon an, in dessen Wellness-Pool er sich treiben ließ und in dem er sich womöglich auch ein kleines Wettschwimmen mit den Koi-Karpfen eines gewissen Oscars-Anzugs lieferte (der wiederum dem Rapper Gucci Mane nicht mal halb so gut stand). Vom Mond zieht es De Augustine auf "Tomb" zurück zur Erde, wenngleich das Meer und leichtes, gleichförmiges Rauschen des Wassers nicht allzu weit weg zu sein scheinen. Abermals präsentiert er seinen glasklaren Falsettgesang, der sich gemeinsam mit den sanft-zarten Melodien zu zwölf kleinen, perligen Oden an das Leben, aber auch an die Vergänglichkeit formiert.
Produziert wurde "Tomb" von Thomas Bartlett alias Doveman, der zuletzt mit St. Vincent und "MassEducation", der Piano-Neuinterpretation von "Masseduction", auf sich aufmerksam machen konnte. Herausgekommen ist ein Album für die ruhigen, gemächlicheren Stunden, jedoch nicht für nebenher – wer diesen Songs die wohlverdiente Beachtung schenkt, wird belohnt: Vom Opener und gleichzeitigen Titeltrack "Tomb" über das leicht verspielte "All to the wind" und das liebevolle "Time" bis hin zum stetig vor sich hintröpfelnden Märchen "Bird has flown" bearbeitet De Augustine hier Trommelfell und Herz zugleich, in gleichmäßigen Bewegungen, ohne Hektik, ohne Stress.
Das mag sich zunächst auch überraschungsarm lesen, ist es jedoch nur bedingt: Klar, dass das Album nicht mit einem plötzlichen Ausbruch an Euphorie aufwartet oder gar mit einem eiskalt ins Rampenlicht preschenden Stromgitarren-Solo. Dennoch lässt die kleine Kammerspiel-Atmosphäre von "I could be wrong" durchaus ein kleines neckisches Lächeln über das Gesicht huschen, sorgt das gespenstische "Wanderer" für einen eiskalten Schauer auf dem Rücken, kommt das abschließende "All your life" mit seiner eindringlicher werdenden Pianomelodie fast schon etwas dramatisch daher. Wenn Angelo De Augustine es jetzt noch schafft, sich vom Idol etwas zu lösen und sich selbst mehr in den Vordergrund zu stellen, treffen wir uns irgendwann möglicherweise auch mal ohne unseren gemeinsamen Fern-Freund, anstatt immer nur zur größeren imaginären Kaffee-Runde am Sonntag. Bis dahin also, altes Haus!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Tomb
- Wanderer
- All your life
Tracklist
- Tomb
- All to the wind
- You needed love I needed you
- I could be wrong
- Tide
- Kaitlin
- Time
- Somewhere far away from home
- Wanderer
- A good man's light
- Bird has flown
- All your life
Im Forum kommentieren
MasterOfDisaster69
2019-02-12 13:41:56
vertonte Langeweile.
Armin
2019-01-10 20:40:24- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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