
Pavallion - Stratospheria
Tonzonen / H'ArtVÖ: 26.10.2018
Wucht und Sinnlichkeit
Wenn ein Album 40 Minuten dauert und nur drei Songs enthält, schrillen alle Alarmglocken. Erst echt, wenn eine Band ihren Stil als "Psychedelicious Post-Rock" nennt. Pavallion aus Krefeld scheren sich wenig um derlei Befürchtungen. Dass sie Pink Floyd verehren, hört man ihrer Musik an. Bloße Muckerei im Fahrwasser der britischen Legenden ist ihnen aber zum Glück fremd. Zwar hört man ihrem zweiten Album "Stratospheria" durchgehend an, welche Platten in der Jugend maßgeblichen Einfluss ausübten – die Band als weitere unnötige Floyd-Epigonen zu bezeichnen, zielt jedoch am Kern der Sache vorbei. Zuallererst ist es erstaunlich, mit welcher Begeisterung Pavallion der Langform frönen. Gänzlich unverkrampft und mit einem großen Bewusstsein für Spannungsbögen gehen die Musiker zu Werke. So sind ihre Songs nicht nur Aneinanderreihungen irgendwelcher Parts, sondern Gesamtkunstwerke.
Die stilistische Eigenbeschreibung trifft dabei durchaus den Nagel auf den Kopf. Die Zeit, die die Kompositionen einnehmen, wird zu gleichen Teilen mit ausschweifenden ruhigen Passagen und rifforientierten Abfahrten gefüllt. Während die beiden Songs der A-Seite noch relativ überschaubar bleiben, ist der 24 Minuten lange Titeltrack ein Monstrum, das auch nach mehrmaligem Hören noch mit Überraschungen aufwartet. Besonders das Wechselspiel zwischen Spannung und Entspannung gelingt den Krefeldern herausragend. Dabei sind es weniger die Gesangsmelodien als die prägnanten Gitarrenmotive, die sich im Gehör festbeißen. Gewiss hätte man "Stratospheria" auch in mehrere Songs aufsplitten können, aber dann ginge auch der Reiz verloren. Dies hier ist ein Statement gegen Häppchenkultur. Frei nach Hape Kerkeling: Wer Spaß haben möchte, muss den ganzen Batzen konsumieren.
Das Zusammenspiel der Musiker deutet darauf hin, dass der Proberaum wahrscheinlich ihre zweite Heimat ist. Glücklicherweise verlieren sie sich aber nicht in ziellosen Angebereien, sondern behalten stets das große Drama im Blick. "Monolith" macht hierbei seinem Namen alle Ehre, indem es den Hörer mit vielspurigen Gitarrengebirgen förmlich erschlägt. Freunde von Bands wie Oceansize sollten Pavallion eine Chance geben, denn ähnlich wie die Post-Rock-Legenden aus Manchester beeindrucken die Männer aus dem Westen Deutschlands mit Wucht und Sinnlichkeit. Was in Form überambitionierter Kraftmeierei böse daneben hätte gehen können, ist ein ebenso aus- wie einladendes Stück Musik geworden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Stratospheria
Tracklist
- Waves
- Monolith
- Stratospheria
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Watchful_Eye
2018-11-24 01:40:42
"Irgendwie schön bis jetzt, aber mal ei Ausbruch wäre toll."
Dem kann ich nur zustimmen. Mehr Kraftmeierei bitte, um es mit den Worten der Rezi zu sagen. :P
Nebenbei bemerkt, das Teil ist offenbar von Eroc gemixed und gemastered. Der Kerl ist eine kleine Szenelegende, u.a. dank der Band "Grobschnitt", die sich zwischen Pink Floyd und Krautrock bewegt.
https://pavallion.bandcamp.com/album/stratospheria
The MACHINA of God
2018-11-23 16:43:39
Irgendwie schön bis jetzt, aber mal ei Ausbruch wäre toll.
The MACHINA of God
2018-11-23 16:22:06
Rezi und Referenzen klingen gut. Mal reinhören.
Armin
2018-11-22 21:41:05- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Pavallion - Stratospheria (4 Beiträge / Letzter am 24.11.2018 - 01:40 Uhr)