Penelope Trappes - Penelope two

Houndstooth / Rough Trade
VÖ: 26.10.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Unterwasser-Reha

Hier gleich mal eine Empfehlung: Für "Penelope two" ist es ratsam, die besonders leistungsstarken Kopfhörer aus der Kiste zu holen, damit einem auch ja keine noch so kleine Geräuchsspur entgeht. Denn konzentriertes Zuhören ist schon Pflicht, bei dieser Platte, die einem sonst völlig zu entgleiten droht. Die liquiden Schwebezustände sind das kapitale Merkmal von diesen Songs, welche den betäubten Schockzustand nach einem erlittenen Verlust widerspiegeln. Die Londonerin Trappes musste nämlich in letzter Zeit jede Menge seelischen Beistand im Freundeskreis leisten, ein traumatisierender Unglücksfall nach dem anderen ließ ihr Umfeld in den Grundfesten erzittern. Was nun blieb, war die Scherben zu beseitigen und die Freunde in die niemals endende Rekonvaleszenz zu begleiten. Das passende Album dazu hat Trappes auch gleich aufgenommen.

Musikalisch bedient sich der eine Teil des ehemaligen Elektroduos The Golden Filter an weichgezeichneten Synthie- und Klavierfiguren, die sich meist vorsichtig, einen wankenden Schritt nach dem anderen, durch diese klangliche Unterwasserwelt tasten. Einzig die Percussions haben einen dieseitigen, konkreten Habitus, in "Connector" äußert sich das als stumpfer Clap-Beat, in "Carry me" als verschleppter Maschinenschlag, doch niemals hat man das Gefühl, die Stücke seien ein Abbild geistiger Wachheit. Auch der Gesang von Trappes scheint sich dem allgemeinen Spiel von Ebbe und Flut anzupassen und sendet Signale der betäubten Verzweiflung zur Wasseroberfläche, "I'll let you go / I'm in the cold."

All der erlittene Verlust äußert sich niemals in vehementen Gefühlsregungen, einzig eine trauernde Meditation scheint möglich. Dies führt jedoch mitunter zu einer melodischen Schönheit, die den Atem zu rauben vermag. "Burn on" lässt den Hörer Zeuge werden, wie das sakrale Klavier jeden Ton aus der Lähmung heraus in den leeren Raum sendet, auch Trappes muss immer wieder mit ihrem Gesang innehalten, dies sind dann Momente völliger Ruhe, bis sich zum Ende eine unverwundbar ergreifende Gesangsmelodie herauskristallisiert, die so etwas wie Hoffnung vermittelt. "Maeve" hat ein ähnliches Konzept, wieder die Abwechslung von Gesang und Klavierspiel mit der absoluten Stille, doch hier scheint sich in den minimal helleren Tastentönen ein wenig Licht in die tiefe See vorzuwagen und der Gesang der gebürtigen Australierin wirkt sogar wie ein erleichtertes Luftholen nach großer Strapaze.

Scheinbar hatte Penelope Trappes aber nicht im Sinn, den narkotisierten, posttraumatischen Stücken eine besänftigende Konklusion zu verleihen. "Nite hive" endet mit einer bedrohlichen, aus der Tiefe kommenden Synthie-Sequenz. Das oftmals bitterböse Schicksal scheint schon wieder vor der Tür zu stehen. Doch wenn dieses Album ebenfalls eines zeigt, dann ist es der Umstand, dass die betäubte Distanziertheit nach erlittenem Schicksalsschlag für die Betroffenen erholsam ist, alles vorbeiziehen lassen, alles egal, ins Leben kehrt man schon früh genug zurück.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Burn on
  • Maeve
  • Nite hive

Tracklist

  1. Silence
  2. Connector
  3. Burn on
  4. Kismet
  5. Carry me
  6. Maeve
  7. Exodus
  8. Farewell
  9. For you
  10. Nite hive
Gesamtspielzeit: 32:07 min

Im Forum kommentieren

MasterOfDisaster69

2018-11-07 13:05:39

Sorry, hier passiert dann doch einfach zu wenig, um eine 7/10 zu rechtfertigen.

Armin

2018-11-01 22:22:55- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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