Soulfly - Ritual

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 19.10.2018
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Unvergleichlich

Es ist schon beinahe tragisch. 22 Jahre ist es nun her, dass Max Cavalera die von ihm mit gegründeten Sepultura im Streit verließ. Und seit 22 Jahren hecheln sowohl Band als auch ehemaliger Frontmann ihren alten Meriten hinterher. Die Tragik liegt insbesondere in der Platte "Roots", an der – das muss man wohl so im Nachhinein sagen – Sepultura letztlich zerbrachen und der sowohl die Band als auch Cavalera selbst mit Soulfly oder mit Cavalera Conspiracy keinen adäquaten Nachfolger zu produzieren imstande war. Statt dessen erfolgten immer wieder Stilwechsel, orientierungslose Alben und – im Fall von Soulfly – teils traurig mit anzusehenden Anbiedereien an den Zeitgeist des Nu Metal oder ähnlicher stilistischer Ausflüge. Und immer wieder versuchten Fans wie Kritiker, fair zu bleiben und eben nicht den Vergleich zwischen jenen Bands zu suchen.

Und dann ist da dieser eine Schrei. Dieses kurzes, heiser herausgebellte "Oi!" zu Beginn von "Ritual", mit dem die mittlerweile zum Familienunternehmen gewachsenen Brasilianer ihr elftes Studioalbum eröffnen. Plötzlich fühlt sich alles richtig an. Die mitreißenden Riffs. Der animalische Gesang Cavaleras. Und die barbarischen Grooves. Das ist schlicht geradliniger Metal, voll auf die Zwölf. Wobei: Wenn "Ritual" auf die Zwölf geht, müsste "Dead behind the eyes" auf die Dreizehn gehen. Denn derart kompromissloser Thrash, diese Brutalität ohne jegliche Sperenzchen gab es selten bei Soulfly zu hören. Erbarmungslos schmettert Gitarrist Marc Rizzo seine Riffs in die schmerzvoll zusammen zuckende Hörerschaft, und Cavalera liefert sich mit Randy Blythe von Lamb Of God ein beeindruckendes Gesangsmodell in dieser Abrissbirne über die Zenobiten – genau, die Herrschaften mit dem auffälligen Gesichtspiercing aus den "Hellraiser"-Filmen.

Auch im weiteren Verlauf macht Cavalera keinerlei Anstalten, den Härtegrad auch nur minimal herunterzufahren. "The summoning" zum Beispiel gibt dem Begriff "schlagkräftig" durch höchst effiziente Industrial-Beats eine neue Dimension und "Evil empowered" ist wohl das beeindruckendste Beispiel der neuen Stärke der amerikanisch-brasilianischen Zweckgemeinschaft. Noch so ein Wahnsinns-Riff, mit dem Rizzo aufwarten kann, dazu eine kurze, aber höchst effiziente Tempoverschleppung bilden den Boden, auf dem eskalierende Circle Pits entstehen. Das, und jetzt muss der gefürchtete Vergleich nun doch wieder einmal herhalten, können Sepultura in ihrer aktuellen Verfassung auch nicht wirklich besser.

Leider kann die Band diese Konsequenz nicht über die komplette Spieldauer der Platte halten. "Under rapture" ist so ein Fall, der zu oft Stückwerk bleibt und zwischen Breakdowns und brutalstmöglichen Eruptionen, unterstützt durch die Growls von Gastsänger Ross Dolan von den New Yorker Brutalo-Deathern Immolation, eher ziellos mäandert. Im Unterschied zu mancher Vorgänger-Platte gelingt es Soulfly allerdings dieses Mal, etwaige Längen durch kompaktes Songwriting zu vermeiden und verstecken mit dem virtuosen Instrumental "Soulfly XI" gar noch ein kleines Schmuckstück am Ende der Platte. Das eingangs erwähnte "Oi!" zu Beginn der Platte wird beim Hören also gleich mehrfach zum "Ui!". Zuerst aus Verblüffung über den beträchtlich gestiegenen Härtegrad. Und zum Schluss aus positiver Überraschung über ein gutes, schnörkelloses Thrash-Album, das trotz kleinerer Schwächen zu den stärkeren der Bandgeschichte gehören dürfte.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ritual
  • Dead behind the eyes
  • Evil empowered

Tracklist

  1. Ritual
  2. Dead behind the eyes
  3. The summoning
  4. Evil empowered
  5. Under rapture
  6. Demonized
  7. Blood on the street
  8. Bite the bullet
  9. Feedback!
  10. Soulfly XI
Gesamtspielzeit: 43:17 min

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Armin der Metalhead

2018-11-02 13:30:00

*headbang* Saugeil!

Armin

2018-11-01 22:21:52- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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