Jacob Banks - Village

Interscope / Universal
VÖ: 02.11.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Where is the love?

Black Music im Jahre 2018 hat sich in den populärsten Ausprägungen wohl so weit von ihren Wurzeln entfernt, wie nur irgendwie möglich. Das soll nun kein Rant gegen Trap und Cloud Rap werden, aber der eine oder andere mag schon die leidenschaftlichen Soul-Gefühlsausbrüche eines James Brown vermissen, auf dessen Werk die Tradition zeitgemäßen HipHops und seinen immer undeutlicheren Grenzen zu R'n'B und Soul ja zumindest zum Teil beruhen. Maschinelle Hi-Hats, Stimm-Verzerrungen, ein durch und durch klinischer Sound sind stattdessen die Antwort. Das Feuer der goldenen Motown-Jahre mit modernee Elementen zu verbinden, schafften bisher nicht viele. Höchste Zeit also für einen neuen Weg abseits von HipHop und Neo-Soul – und damit für Jacob Banks.

Dessen überfälliger Schritt zu seinem Debütalbum "Village" nach mehreren EPs und Singles klingt in seiner zugänglichen Reise durch Jazz, Funk, Blues und moderner Elektronik wie der gereifte Sänger, den der Soul momentan braucht. Der Engländer gibt sich angenehm unprätentiös, ist sich aber seiner ausgefallenen Arrangements und seiner einfühlsamen Stimme bewusst. "Chainsmoking" beginnt das Album etwa mit stampfendem Worksong-Groove und der typischen Banks-Kombination aus afroamerikanischer Traditionsmusik und verzerrtem, pulsierenden Synthesizern, die in ihrer Brachialität oft gar an die Elektro-Rock-Grenzgänger Awolnation erinnern. Auch "Love ain't enough" mit seinem Reggae-Break und "Slow up" verfolgen diesen Weg der klanglichen Zweischneidigkeit. Letzteres führt seinen Ambient-Anfang gekonnt in einen schmutzigen Beat über und bietet so den perfekten Soundtrack für traurige Herbsttage, während man versucht, seine Sorgen wieder zu vergessen – Lebensweisheit inklusive: "Love is just a decision / The choice is yours."

Als krassen Gegensatz dazu bietet etwa "Kumbaya" den Gitarren-Soul einer Alicia Keys, die Banks ja auch schon auf ihrer Tour supporten durfte. Die Ballade mit der Sängerin Bibi Bourelly bietet in einem sehnsüchtigen, bittersüßen Refrain ein frühes Highlight des Albums und fasst darüber hinaus den bestechenden Minimalismus von "Village" gekonnt zusammen. Elektronik und digitale Wucht klingen dabei immer organisch, treten als gleichberechtigte Alternative zu Blues-Gitarren im Tom-Misch-Stil wie in "Grown up" oder Jazz-Orgeln wie in "Mexico" auf. Erstgenannter Song bringt auch die Menschlichkeit, das Thema des Albums, metaphorisch auf den Punkt: "My Uber driver from Pakistan / He say what he has is enough." Bei aller Aktualität würdigt Banks die Größen seines Genres auch angemessen: Bei den sanften Klavierklängen und der rauchigen Stimme des Briten sehnt man sich bereits selbst nach "Caroline": Die großen Songaufbauten, monumentalen Melodien und die tiefe, entwaffnende Zerbrechlichkeit von "Village" klingen eher nach einem jahrzehntelangen Musik-Routinier als dem Debütalbum eines aufstrebenden 27-Jährigen. So viel Seele kann in kontemporärem Soul stecken.

(Julius Krämer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Kumbaya (feat. Bibi Bourelly)
  • Slow up
  • Caroline

Tracklist

  1. Chainsmoking
  2. Love ain't enough
  3. Mexico
  4. Prosecco
  5. Kumbaya (feat. Bibi Bourelly)
  6. Slow upIGrown up (feat. Nana)
  7. Keeps me going
  8. Be good to me (feat. Seinabo Sey)
  9. Nostalgia
  10. Caroline
  11. Unknown (to you)
  12. Peace of mind
Gesamtspielzeit: 50:55 min

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Armin

2018-11-01 22:17:30- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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