Parcels - Parcels
Caroline / UniversalVÖ: 12.10.2018
Ein Mittel gegen den Winter
Der Winter 2017/2018 war für deutsche Verhältnisse ein milder, viel zu nasser. Trotz des arschkalten Februars. Für die australischen Band Parcels dagegen war es der erste Winter in Berlin und damit der kälteste, den sie bis dato erlebt hatten. Zum Glück fanden sie in der Musik ein Mittel gegen die Kälte, sowohl beim Hören hawaiianischer Rock 'n Roll Musik der sechziger Jahre, als auch beim Komponieren ihrer eigenen Werke. So entstand das erste Album der Band, eine immer groovende, immer zappelnde und ebenso ausgiebig Spaß machende Mischung aus Disco-Sounds, elektronischen Klängen, Synthies und psychedelischen Einschüben.
Parcels verzichten auf ihrem selbstbetiteltem Debüt bewusst auf die Beschränkung auf ein bestimmtes Genre, der Vorsatz der Band war es schon immer, stilistisch für Vieles offen zu sein. Dabei entstanden sind Songs wie "Everyroad", am Anfang nur auf einen beruhigenden Beat gebaut, darüber eine Stimme, die nicht singt, sondern eher erzählt oder sich zu unterhalten scheint. Mit der Steigerung des Beats wird die Stimme fortan durch engelsgleichen, wortlosen Gesang abgelöst. Etwa ab der Hälfte des Stücks – es ist über acht Minuten lang – verschwindet der Beat und Leadsänger Patrick Hetherington leitet über, führt den Hörer der nächsten Stufe zu, teils gesungen, teils gesprochen. Das Ganze mündet in einen diesmal elektrólastigen, funkigen Beat, von weiblichen Stimmen begleitet. Und das alles mit einer sättigenden Portion psychedelischer Popmusik.
Alle zwölf Songs entstanden in Eigenproduktion, geschrieben und komponiert haben Parcels sie gemeinsam. Der Prozess verlief reibungslos, und selbst nachdem sie zu fünft über Monate in einer winzigen Wohnung in Berlin lebten, können sie sich noch riechen. Dieses Album hat sie noch enger zusammengebracht. Ebenjene Harmonie hört man zwischen den Takten und Beats, die kaum kratzen oder anstoßen – und trotzdem schaffen es Parcels spannend zu bleiben. "IknowhowIfeel" ist eins dieser Lieder, die vordergrundig bloß träumerisch schön dahinplätschern, doch dabei regelrecht süchtig machen. Genauso "Tiedupright" mit seinem wunderbar funkigen Beat, der an die 70er-Jahre erinnert und perfekt dazu geeignet ist in Travolta-Manier die Straße herunter zu schlendern.
Sich auf Herausforderungen einzulassen, sie sogar für sich zu nutzen, scheint der Stil der Band zu sein – als bei ihnen zum Beispiel die Leertaste klemmte, wurden die versehentlich zusammengeschobenen Passagen einfach in den finalen Mix übernommen. Trotz der kalten Brise in Berlin sind Parcels mit der Produktion ihrer warmen Klänge gut durch den Winter gekommen. Und jetzt, wo die kalte Jahreszeit schon wieder ansteht, ist "Parcels" auch für die Hörer ein probates Mittel gegen die Kälte. Und wenn man das Album einmal durch hat? Am besten den Rat befolgen, den die Band in ihrer Danksangung in Form des Songs "Credits" erteilt: Einfach nochmal von vorne anhören.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Everyroad
- IknowhowIfeel
- Tieduprightnow
Tracklist
- Comedown
- Lightenup
- Withorwithout
- Tape
- Everyroad
- Yourfault
- Closetowhy
- IknowhowIfeel
- Exotica
- Tieduprightnow
- Bemyself
- Credits (feat. Dean Dawson)
Im Forum kommentieren
Minna
2019-01-08 11:35:03
Habe die Jungs im vergangenen Sommer beim Wattenschlick gesehen - super! Sind sweet as hell und Musik können sie auch noch machen. Was will man mehr? ;)
Den Rat mit der Travolta-Manier auf der Straße werde ich mir gleich mal zu Herzen nehmen, wenn ich durch die verregneten Straßen Hildesheims spaziere!
brutalstunmöglich
2018-10-25 14:52:50
Sich auf Herausforderungen einzulassen, sie sogar für sich zu nutzen, scheint der Stil der Band zu sein – als bei ihnen zum Beispiel die Leertaste klemmte, wurden die versehentlich zusammengeschobenen Passagen einfach in den finalen Mix übernommen.
Verwirrende Passage. Ist damit gemeint, dass die große Herausforderung einer defekten Leertaste in Titeln ohne Leerzeichen mündete?
Armin
2018-10-24 23:24:12- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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Referenzen
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