Money Boy - Mann unter Feuer

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VÖ: 16.10.2018
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Mit Swag gekocht

Eine Rezension zum neuen Money-Boy-Album? Was soll das denn, werden sich einige fragen, aber wieso eigentlich? Seit acht Jahren ist der Rapper schon im Game, währenddessen beschränkt sich sein Bild in den Medien aber weiter auf die "Dreh den Swag auf"-Kopie und ein paar Skandalinterviews. Man muss schon ein bisschen suchen, um eine ernstgemeinte Rezension zu finden. Und das, obwohl Money Boys Songs Millionen von Aufrufen haben und er mit seiner einzigartigen Sprache und dem Hype um Designerklamotten die Jugendgeneration prägt wie wenig andere deutschsprachige Musiker heutzutage. Da ist es befremdlich, dass eine kritische Würdigung seiner Person – und vor allem seiner Musik – so selten stattfindet. Entweder man ist Fan und schreibt fleißig Kommentare bei YouTube, Twitter und Co., oder man hält den Wiener für einen Witz und macht sich über ihn lustig, weil man mit dem Konzept nichts anfangen kann. Filterblasen halt.

"Mann unter Feuer" ist Money Boys erster Longplayer seit dem Ende 2016 veröffentlichten "Alles ist Designer", damals noch unter dem Namen Why SL Know Plug. Seitdem veröffentlichte der Rapper nur noch Singles, und vielleicht hätte er so einfach weitermachen sollen. 2017 erhielt der Money-Boy-Hype dank des Sommerhits "Monte Carlo" neues Futter, und auch die sonst veröffentlichten Songs gehörten zu den Besten seiner Karriere: das aggressive "Bye bye", das sympathische "Frühstück im Jet" und Ende des Jahres "Rap up 2017", eine gelungene Bestandsaufnahme der aktuellen HipHop-Szene.

"Mann unter Feuer" kommt nur in den seltensten Momenten an dieses Niveau heran. Das Album folgt der Devise, nicht groß zu experimentieren, sondern sich aufs Wesentliche zu beschränken. Auf dem Cover trägt Money Boy ein schlichtes weißes Shirt, die Spielzeit ist mit 33 Minuten knapp bemessen, allzu namhafte Features oder große Promo gibt es nicht, und vor allem ist kein Song länger als drei Minuten. Die erste Single "Big backwood" repräsentiert dieses Konzept so passend wie gelungen: Großartig Neues wird hier nicht geboten, aber der Wiener bringt in den zwei Minuten mal eben seinen aktuellen Sound mit einem Banger auf den Punkt. "Skrrt skrrt ice ice" ist zwar vom Titel her nicht gerade originell, aber ein genauso klassischer Money-Boy-Song – inklusive Lines wie "Mein Hotel hat mehr Sterne als das Sonnensystem".

Wenn Money Boy diese bewährte Mischung aus lustigem Trash, unbegrenztem Selbstbewusstsein und immer wieder den gleichen Vergleichen darbietet, ist "Mann unter Feuer" ein solides Album. Es gibt die gewohnten unzähligen Essensreferenzen – auf YouTube hat der Rapper seine eigene Kochshow – und diverse Vogelarten vergleicht er gar mit der eigenen Flyness. Aber auch neue Ansätze sind zu finden und da wird es dann etwas schwieriger. "Streets made me" gibt sich mit dem Thema der Hood-Sozialisierung sehr viel nachdenklicher und das folgende "Miami Beach" klingt mit seiner dunklen Klaviermelodie schon fast wie ein episches Gangsterfilm-Thema. Auf diesen zwei Songs gelingt die neue Ernsthaftigkeit noch ganz gut, mit der Zeit wirkt das aber auch bei einem so kurzen Album etwas ermüdend. Schließlich war es ja gerade dieses ernste Element, das Money Boy dem Deutschrap so lange vorgeworfen und das er mit maßlosen Übertreibungen ins Lächerliche gezogen hat.

Viele Tracks sind dazu einfach Füller, die eher nach spontanen Skizzen als nach richtigen Songs klingen. In Anbetracht der kurzen Spielzeit war das zwar wohl die Idee, bedeutet jedoch auch, dass ein oder zwei hochwertige Hits fehlen. Eher weckt "Mann unter Feuer" Interesse, wohin sich der Österreicher als nächstes entwickeln wird. Vor allem wenn am Ende "Tropisch" doch noch mit mit vorzüglichem Storytelling überrascht und beweist, dass Money Boy durchaus das Potenzial hätte, zum erwachsen gewordenen Elder Statesman seiner Szene zu werden.

(Theo Flint)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bitcoin (feat. The Ji)
  • Tropisch
  • Big backwood

Tracklist

  1. Skrrt skrrt ice ice
  2. Streets made me (feat. Royall HB)
  3. Miami Beach
  4. Count up the paper
  5. Rennwagen
  6. Bitcoin (feat. The Ji)
  7. Fortnite
  8. Ballen wie die Lakers
  9. Taj Mahal
  10. Dough
  11. Tropisch
  12. Smaragdkette
  13. Big backwood
  14. Drizzy
Gesamtspielzeit: 33:38 min

Im Forum kommentieren

Suffkopp vom Dienst

2019-05-07 00:35:03

Das ist die von Mukke die ich mag!
Richtig saufen und Ostdeutscher Hasselhoff sind meine absoluten Finchi Lieblingslieder ;)

Wer kann, der kann

2018-12-29 23:52:27

Who can, who can.

Übersetzer

2018-12-29 23:40:00

Man under fire.

Keviiin

2018-12-11 09:03:29

Die letzte Moneyboy ist underrated as f.uck.
Gefühlt sind da nur Highlights und slowburner drauf.

Dingens

2018-12-01 00:23:02

mehr Sterne als das Sonnensystem

passt schon, er meint damit zwei

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