Twenty One Pilots - Trench

Atlantic / Warner
VÖ: 05.10.2018
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der geschmackvollste gemeinsame Nenner

Kurz könnte man denken, Twenty One Pilots würden es einem zu einfach machen. "The hype" dreht sich um die wiederkehrende Hookline "I don't believe the hype" und könnte damit als Steilvorlage für den Verriss einer Band dienen, die in den Augen ihrer Fans die größte musikalische Revolution seit den Beatles darstellt und aus der Sicht ihrer Kritiker blendenden Schema-F-Poprap fürs Formatradio kreiert. Ganz so simpel ist die Sache dann aber eben doch nicht. Hat man nämlich einmal die Tatsache akzeptiert, dass das US-Duo bewusst Musik für einen breiten Massenmarkt fabriziert, kann man durchaus zu der Feststellung gelangen, dass diese eben doch gar nicht so beliebig ist, wie sie in der öffentlichen Rezeption oftmals gemacht wird. Gerade die schier unendlich breiten Genre-Kataloge, in die die Band ihre wirkungsvollen Pop-Orgien verpackt, sind ein guter Grund, sich vom erfolgreichen Vorgänger "Blurryface" kurzweilig unterhalten zu lassen.

Umso überraschender ist nach dem internationalen Durchbruch mit ebendieser Platte nun der Weg, den "Trench" geht. Anstatt ihre Stärken in diesem Kontext weiter auszuführen, konzentrieren sich Twenty One Pilots auf ihrem fünften Album mit einem Mal auf einen wesentlich homogeneren Sound. Verwaschene Synthesizer wie in "Pet cheetah" oder maximal schnurrende Bässe wie in "Jumpsuit" werden zu Leitklängen, die immer wieder auftreten und für eine einheitlich düster-brodelnde Atmosphäre sorgen. Beeindruckenderweise hilft das der Musik tatsächlich mehr, als dass es ihr schadet. Das zusammenhängende Soundbild sorgt auf "Trench" für ein massives Klangerlebnis, das einen nicht wie in "Blurryface" öfter mal aus der Fassung reißt, weil nach einem Disco-Abriss-Track wie "Lane boy" auf einmal ein Ukulelen-Song ertönt. In seiner Gesamtheit wirkt dieses Album daher ein ganzes Stück reifer als die bisherigen Werke der Band, obwohl es dafür eines der wichtigsten Aushängeschilder seiner Urheber aufgibt.

"Trench" funktioniert vor allem deswegen, weil das spannungsgeladene Soundbild viel Anlass für äußerst intensive Songs bietet. Das dynamische Eröffnungs-Doppel "Jumpsuit" und "Levitate" besticht so etwa zunächst mit einem gigantisch effektvollen Emotionsausbruch, den Thirty Seconds To Mars auf "America" genau so auch gerne erreicht hätten, und hetzt anschließend rastlos durch durchdringend auskomponierte Rap-Phrasen, die mangels eines Refrains besonders tobend pulsieren. Wer nach dieser verboten guten Einleitung auf eine ebenso treibende Fortsetzung von "Trench" hofft, wird eher enttäuscht: Das Album konzentriert sich fortan vor allem auf beruhigtere Midtempo-Tracks. Viele davon sind gar nicht verkehrt: Das wunderschön balladeske "Neon gravestones" basiert auf Klavier, Streichern und Mondscheinsonaten-Akkordbrechungen und ist trotzdem nicht peinlich, das unscharfe Beben von "Morph" bringt igelassenen Funk und Big-Band-Bläser unter. In seiner Gesamtlänge hat "Trench" dennoch ein paar Filler wie "Chlorine" oder "Cut my lip" zu viel, durch die das Album leider einiges an Potenzial liegen lässt. Ein über weite Strecken spannendes Erlebnis bietet diese Platte dennoch. Und dass die Masse dafür offen ist, sollte man nicht verurteilen, sondern begrüßen.

(Jakob Uhlig)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Jumpsuit
  • Levitate
  • Neon gravestones

Tracklist

  1. Jumpsuit
  2. Levitate
  3. Morph
  4. My blood
  5. Chlorine
  6. Smithereens
  7. Neon gravestones
  8. The hype
  9. Nico and the niners
  10. Cut my lip
  11. Bandito
  12. Pet cheetah
  13. Legend
  14. Leave the city
Gesamtspielzeit: 56:08 min

Im Forum kommentieren

enterjoekanye

2019-02-15 14:44:26

Eigentlich gute Kritik, nur ist Chlorine kein Filler sondern schlicht der stimmigste Track auf dem Album

Lacho Macho

2018-10-15 10:32:03

Trench ist mit Abstand das beste Album ihrer Diskographie.
Ne 7,5/10 ist da schon drin.

puperzeniel

2018-10-15 10:01:26

Mhhh, 6 von 10 ist mir persönlich noch einer zu wenig. Klar wurde nicht mehr so markant mit den verschiedenen Genre's rumgespielt, dennoch würde ich "Chlorine" und "Cut my Lip" nicht als Füller bezeichnen, da meiner Meinung letzteres erst recht frischen Wind in das letzte Drittel des Albums bringt. Schade auch, dass die Rezi so kurz ausfällt.. da gäbe es noch viel mehr drüber zu schreiben. Aber schön zu lesen, dass der Vorgänger hier noch ein bisschen erwähnt wird. Macht mich immer noch stutzig, dass Trench das erste Album von ihnen ist, welches hier rezensiert wird... Hmpf

Armin

2018-10-14 19:57:42- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Anthony Fantano

2018-10-09 05:57:56

8/10

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