Superfjord - All will be golden

Svart / Cargo
VÖ: 12.10.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Fjord, die tun was

Was ist besser als ein Fjord? Ein Superfjord natürlich. Überhaupt wird durch das Präfix "Super-" alles besser. Staus und Nasen beispielsweise, Psychedelic Rock aus Finnland erst recht. Sechs Männer, die irgendwo zwischen Hippie- und Spinnertum hängengeblieben sind, widmen sich auf ihrem dritten Album "All will be golden" der hohen Kunst der ständigen Wiederholung. Wenn diese an gottgleiche Riffs wie das von "Master architect" gekoppelt ist, sei ihnen das auch vergönnt. Überhaupt, die Riffs: Das, was die Herren Ristikaarto und Kapanen ihren Sechssaitern entlocken, macht tierischen Spaß. Gehässige Banausen nennen ausufernde Gitarrenarbeit gerne Gefrickel, was angesichts der verbreiteten Unsitte, Melodiespiel mit Onanie zu verwechseln, meist auch angebracht ist. Bei Superfjord verläuft derlei Kritik allerdings im Sande.

Denn obwohl die Finnen nicht davor zurückschrecken, ihre technische Brillanz zu zeigen, sind ihnen Gepose und Angeberei fremd. In ihren Songs darf selbstverständlich soliert werden, jedoch nur einem eng gesteckten Rahmen. Im Vordergrund stehen einprägsame Licks, die dank einer hervorragend aufeinander abgestimmten Rhythmusfraktion unwiderstehlich grooven. Gesang wird spärlich eingesetzt, meist beschränken sich die Texte auch auf wenige Worte, die dann einem Mantra gleich wiederholt werden. Diesbezüglich sticht vor allem "Parvati valley" heraus, dessen Beschwörungsgebrummel Lust auf einen angeschäkerten Ausflug in die nächstgelegene Sauna weckt.

Ungleich hymnischer, aber nicht minder faszinierend klingt "No rest for the wicked", das minutenlang um ein einfaches Motiv kreist, bevor sich die Anspannung mit Hilfe einer entwaffnend simplen Gesangsmelodie in Euphorie verwandeln darf. Die letzten Minuten des Songs vergehen dank einer einprägsamen Saxophon-Einlage wie im Fluge. Für Menschen mit Aufmerksamkeitsproblemen ist "All will be golden" trotzdem eine Herausforderung: Die durchschnittliche Songlänge beträgt acht Minuten. Inwiefern sich der Genuss des Albums mit anderweitiger Bewusstseinserweiterung verbinden lässt, liegt ganz in den Händen des Konsumenten. Den perfekten Soundtrack für einen Ausflug in die Hinterzimmer des eigenen Verstandes liefern Superfjord unabhängig vom Zustand der Hirnchemie.

Dabei sei vor allem die aus jedem Takt strömende Freude am Musizieren hervorgehoben. Wenn schon repetitive Hippiemucke, dann bitte so. "Parvati valley" und "Rainha de Floresta" münden in ausufernde Jams, die ruhig noch ein wenig länger hätten dauern dürfen. Dass selbst bei maximaler Polyphonie noch jedes Instrument klar ausgemacht werden kann, unterstreicht, mit welcher Kompetenz und Sorgfalt Superfjord ihrer Arbeit nachgehen. Ein gewisses Präfix ließe sich daher bei der Beschreibung dieses Albums inflationär verwenden. Einfach mega, diese Finnen.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Master architect
  • Parvati valley

Tracklist

  1. Cut and paste
  2. Master architect
  3. Rainbow
  4. No rest for the wicked
  5. Parvati valley
  6. Rainha de Floresta
Gesamtspielzeit: 48:53 min

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Armin

2018-10-14 19:57:16- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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