HHY & The Macumbas - Beheaded totem

House Of Mythology / Soulfood
VÖ: 28.09.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Demokratische Republik Bongo

Klar, wenn man Portugal hört, denkt man als erstes an Lissabon, gefolgt vielleicht von Urlaubserinnerungen an die Algarve. Ein unberechtiges Schattendasein fristet Porto, die zweitgrößte Stadt des kleineren Landes der Iberischen Halbinsel. Kulturell durchaus auf Augenhöhe, bietet es vor allem musikalisch äußerst Entdeckenswertes. Da soll hier aus aktuellem Anlass das feurige Kollektiv HHY & The Macumbas genannt werden. Vier Musiker an der Percussion, drei bedienen die Blasinstrumente und dirigiert wird der wuselige Haufen von Jonathan Uliel Saldanha. Mit ihrem zweiten Album "Beheaded totem" entführt das aberwitzige Orchester ins Nachtleben der kleinen, nordportugiesischen Metropole, zeigt, wie wild und ungebunden sich das Treiben in den düsteren Gassen Ribeiras, der Altstadt Portos, entfaltet. Manische Schlagwerkattacken und furiose Bläserfanale wetteifern miteinander in schweißtreibenden Exkursionen durch die bilderhafte Musikgeschichte eines Landes, welches sich sehr häufig bei Afrika und Südamerika bedient hat.

Bereits das eröffnende "Wilderness of glass" schwingt sich, nur durch abgründige Bläsersätze eingeleitet, in einen ekstatischen Engtanz mit den eigenen Dämonen. Der Rausch tritt schnell ein, wenn Bongos und Kongas um den Takt herum wirbeln und polyrhythmisch scheinbar jeden Halt verlieren. Doch man darf sich nicht täuschen: Dieses offenkundig losgelöste Treiben fußt auf rhythmischer Strenge, jeder Schlag sitzt eng am Takt auf jeder Millisekunde. Damit wird ein Wirbel erzeugt, der den Boden schwankend macht, man hängt willenlos an den Marionettenfäden dieser Klangmagier. Die "Danbala propaganda" wiegt sich in der Folge etwas genussvoller mit den Hüften, gestattet sich weit schwingend so manchen Ausfallschritt zur Seite, die Löffel aus Omas Besteckkasten klackern entschlossen aneinander und nach zwei Dritteln wuchten sich infernalische Bläser auf die Bühne, die dem lasziven Treiben eine Prise Apokalypse beifügen. "Deep sleep routine" wagt sich in niedrig pulsierende Dub-Bereiche vor, umgarnt von einem weichen, ungezwungenen Klöppeln und einigen Fanfaren aus dem Hintergrund, die durch Wolkenmassive hindurchtönen. Wieder ist das alles gleichzeitig von Akribie und Intuition geprägt, man darf beseelt lostanzen, die Schritte sollten aber sitzen.

Mit "Ergot glitter" wird ein handgemachter Industrial etabliert, der diesmal Hektik und Nervosität, wie die Kehrseite eines vollmundigen Trips, ins Geschehen wirft, Verfolgungswahn, kalter Schweiß und krampfende Muskeln, hier dürfen die Neurosen ausgiebig ihre Runden drehen. Die fiebrige Musik von HHY & The Macumbas verbindet immer wieder den aktionsfixierten Tanzrausch maritimer Großstadtnächte mit den tradierten Musiken der Kontinente, die in Portugals teils unrühmlicher Vergangenheit als Kolonien herhalten mussten. Dabei gelingt eine passgenaue Verknüpfung von moderner Club-Kultur und exotisch anmutender Folklore. Ein herrlicher Mash-Up!

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Wilderness of glass
  • Danbala propaganda
  • Ergot glitter

Tracklist

  1. Wilderness of glass
  2. A scar in the skull
  3. Danbala propaganda
  4. Deep sleep routine
  5. Ergot glitter
  6. A scar in the bone
  7. Swisid Mekazine Rejiman
Gesamtspielzeit: 45:46 min

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Nachbar von Kalle

2018-10-12 19:32:31

Halts Maul, Kalle !

Kalle

2018-10-08 22:48:31

Isses aber nicht!

The MACHINA of God

2018-10-05 19:02:43

Klingt interessant.

Armin

2018-10-04 21:27:47- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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