Lala Lala - The lamb

Hardly Art / Cargo
VÖ: 28.09.2018
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Tinky-Winky

Lala Lala, das ist doch endlich mal ein ordentlicher Künstlername. Keine offensichtlich bedeutungsschwangere oder assoziative Referenz an irgendwas, einfach nur hingesummte Onomatopoesie. Eine unschuldige Leichtigkeit schwingt mit, die sich auch in der Musik der jungen Amerikanerin Lillie West manifestiert. Die aus Chicago stammende Künstlerin verhandelt dabei aber durchaus ernste Themen, hinhören lohnt sich also: Substanzmissbrauch, Verlust naher Menschen und die generelle Unerträglichkeit des Seins werden auf dem Debütalbum "The lamb" nicht nur zart umschrieben, sondern kommen schonungslos auf den Tisch und wollen mal so richtig ausführlich unter die Lupe genommen werden. Die Musik dazu pendelt zwischen leichtfüßig arrangiertem Post-Grunge-Rock und handfesten Dreampop-Andeutungen. Nichts, was im Plattenschrank also unbedingt gefehlt hätte, eine sinnvolle Ergänzung für den nahenden Musikherbst aber allemal.

Die Platte geht direkt zu Beginn in die Vollen: "Destroyer" wurde bereits vorab veröffentlicht und erinnert mit seinen herrlichen Gitarrenechos und dem etwas teilnahmslosen Gesang an Waxahatchee und Co., nur um dann im Refrain aus dem Schema auszubrechen. Lala Lala sucht sich ihre kleine Nische inmitten all der anderen jungen, aufstrebenden Gitarrenmädels und wird irgendwie auch fündig. Feingewobene Melancholie trifft auf nur scheinbar entspanntes Slackertum, die Themen bleiben schließlich ernst, auch wenn die Musik angenehm aus den Boxen rauscht. "Water over sex" stolpert, angetrieben vom stoisch klopfenden Drumcomputer, ins Ungewisse, Wests Stimme überschlägt sich schier, es entstehen ungeahnte Hallräume. Und als Hörer merkt man, was unperfekter Indie-Pop doch für eine schöne Sache sein kann. Lala Lala gehört mit ihrer unaufgeregten Aufgekratztheit zu den sympathischsten Newcomern des Musikjahres, auch wenn sie strenggenommen gar keiner ist. Bereits 2016 erschien ihr Debüt "Sleepyhead", das jedoch ziemlich unter dem Radar segelte.

Nun also der nächste Anlauf und dieses Mal sollte es doch mindestens zum Durchbruch in Szenekreisen reichen: Ihre Stücke sind melodisch und eingängig, aber nicht simpel gestrickt, vor allem leben sie von ihrer oftmals zwingenden Stimmung. Dunkelblau schimmert das Wasser auf dem Albumcover, der Himmel darüber kann sich nicht entscheiden, ob er grau oder taubenblau sein möchte. Ähnlich verhält es sich mit den kurzen, meist nicht mal dreiminütigen Kompositionen der Amerikanerin, die zwischen Hoffnung und in Moll getränkter Traurigkeit changieren. Am besten gelingt dies Lillie West im tollen "When you die", das kurz vor Schluss nochmal richtig aufdreht: Insbesondere der Gesang zeigt in seiner Dringlichkeit, dass Lala Lala mehr draufhat als lediglich fröhlich vor sich hin zu summen. Auch wenn der Name mitunter auf die falsche Fährte lockt.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Destroyer
  • When you die

Tracklist

  1. Destroyer
  2. Spy
  3. Water over sex
  4. I get cut
  5. Dove
  6. Dropout
  7. The flu
  8. Copycat
  9. Scary movie
  10. Moth
  11. When you die
  12. See you at home
Gesamtspielzeit: 32:37 min

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Mr Oh so

2021-12-30 15:55:36

Ja, stilistisch so ganz anders. Gefällt mir aber sehr gut. Das Duett mit Ben Gibbard ist natürlich ein Traum.

saihttam

2021-12-30 14:39:14

Das neue Album I Want the Door to Open ist super.

saihttam

2018-10-02 08:19:39

Da werde ich mal reinhören. Destroyer klingt ganz gut.

Armin

2018-09-26 20:24:29- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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