The Pineapple Thief - Dissolution

Kscope / Edel
VÖ: 31.08.2018
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Was zusammengehört

Asoziale Medien? Sie würden abhängig machen, das Selbstbewusstsein ruinieren, eine Scheinwelt vorgaukeln und letztlich das gesellschaftliche Miteinander untergraben, heißt es. Virtual-Reality-Pionier Jaron Lanier nennt in seinem gleichnamigen Buch sogar "Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst". Elon Musk hat es schon getan. Die Online-Welt der omnipräsenten Information und Kommunikation steht in letzter Zeit verstärkt in der Kritik. Bedenken, die Kreativkopf Bruce Soord und seine Mitstreiter zu teilen scheinen, denn das neue The-Pineapple-Thief-Album befasst sich mit durch die Nutzung Sozialer Medien verbundenen zwischenmenschlichen Auflösungserscheinungen.

Davon kann bei der Band selbst nicht die Rede sein. Im nächsten Jahr feiern die Briten ihr 20-jähriges Jubiläum, und dank des kürzlich als festes Mitglied gewonnenen Porcupine-Tree-Schlagzeugers Gavin Harrison stand es wahrscheinlich noch nie so gut um die Ananasdiebe. Schon "Your wilderness" und die anschließende Europatour bewiesen, dass der bis dahin nur gastierende Ausnahmedrummer eine echte Bereicherung ist. Von gewissen Orientierungsschwierigkeiten, die die Gruppe im Laufe ihrer Karriere zuweilen an den Tag legte, war auf "Your wilderness" jedenfalls so gut wie nichts mehr zu spüren. Und mit "Dissolution" bestätigt die Band, dass sie inzwischen stilistisch fest im Sattel sitzt.

Fans der ersten Stunde vermissen zwar die ausgedehnten, entrückten und manchmal introvertierten Klänge, wie sie beispielsweise das frühe Meisterwerk "Variations on a dream" prägten, doch die Evolution von einem besseren Lückenfüller nach dem Ende von Porcupine Tree hin zu einer ernstzunehmenden, eigenständigen Größe im New Art Rock verleiht der Band merklich Auftrieb. Der thematischen Schwere zum Trotz, klangen The Pineapple Thief nämlich noch nie so leichtfüßig und selbstverständlich, auch wenn Reverenzen an die großen Vorbilder wohl ebenso gewollt wie unvermeidlich sind. So reicht zum Beispiel das recht kompakte "All that you've got" mit seinem gewaltigen Refrain locker an die Klasse der ersten Blackfield-Alben oder eingängigerer Porcupine-Tree-Momente heran.

Entsprechend herrscht abgesehen vom auch inhaltlich verhalten optimistisch stimmenden "Shed a light" vor allem auch dank Soords klarem Gesang eine von der Rhythmusabteilung mal düstere, mal aggressiv unterlegte Melancholie vor, die aber dank des atmungsaktiv produzierten Sound nie zu dick aufträgt. Gerade die längeren Stücke wie das akzentuiert dahinfließende "Threatening war" und das wohl am ehesten an die Anfänge der Band erinnernde "White mist" profitieren davon, dass hier Wert auf die Einhaltung höchster Standards gelegt wurde. "White mist" verdeutlicht zudem mit am besten, was für ein Gewinn Gavin Harrison für die Band ist. Dessen erstes Album mit Porcupine Tree war übrigens "In absentia" , was sich nicht nur für Steven Wilson & Co. als richtungsweisend herausstellen sollte. Gut möglich also, dass für The Pineapple Thief ausgerechnet die hier so bitter beklagte Auflösung der Anfang einer neuen Ära ist.

(André Schuder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Threatening war
  • All that you've got
  • White mist

Tracklist

  1. Not naming any names
  2. Try as I might
  3. Threatening war
  4. Uncovering your tracks
  5. All that you've got
  6. Far below
  7. Pillar of salt
  8. White mist
  9. Shed a light
Gesamtspielzeit: 42:10 min

Im Forum kommentieren

Vennart

2021-01-10 21:54:41

Die Alben mit Harrison, vor allem die letzten beiden, sind tatsächlich näher an Porcupine Tree dran, da Soord sein Songwriting seit ein paar Jahren in Richtung Wilson zu PT-Zeiten verschoben hat aber die zehn Alben davor haben mit Porcupine Tree kaum etwas gemeinsam und klingen sehr eigenständig!

keenan

2021-01-10 09:01:16

grade mich bei der band nochmal am versuchen was vor 10 jahren nicht geklappt hat.

warum nochmal? weil ich ein video mit gavin gesehen habe und sein drumming einfach liebe :-)

also dissolution geht über kopfhörer echt kaum, ich sage nur ludness war :-(
ansonsten ganz nett, aber es klingt ALLES sehr nach porcupine tree, also wenig eigenständig

Bruce

2018-09-25 16:39:37

Die Nähe zu Porcupine Tree ergab sich aber schon bei "Your wilderness" und zwar auf Grund von Gavin Harrison an den Drums. Der hat bei PT ja schon den Sound bestimmt.

Ist aber nicht schlimm, im Gegenteil. Und live erst Sonntag gesehen. Eine Offenbarung.

Marküs

2018-09-20 19:33:28

"Diese Entwicklung Richtung Porcupine Tree", Alter die Band ist von vorne bis hinten ein Porcupine Tree bzw. Steven Wilson Klon und zwar ein guter!

Wtf

2018-09-20 12:39:18

"ich kann die Band und Steven Wilson tatsächlich gar nicht leiden"

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