Avec - Heaven/hell

Earcandy / Believe / Soulfood
VÖ: 14.09.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Austria, seven points

"Meine Lieblingsösterreicherin." An der Wertschätzung Avecs durch einen gewissen Münchner Musikseitenbetreiber – nennen wir ihn mal A.L. – hat sich offenkundig in den zwei Jahren seit "What if we never forget" nichts geändert. Der erneute Ritterschlag im internen Plattentests.de-Mailverkehr kommt aber auch nicht von ungefähr. Die gebürtige Vöcklabruckerin hat sich ihn auch verdient. Selbst mit zwei präzise prüfenden statt zugedrückten Augen bleibt ihr Talent unverkennbar, und somit ist auch das eingangs erwähnte Zitat vom Chef mehr als nachzuvollziehen. Gerade in Zeiten, in denen Österreich Deutschland in Sachen politisches Unwohlsein auslösender Nachrichten in nicht allzu viel nachsteht, erweist sich ein solches Zeugnis künstlerischer Intaktheit als willkommene Erleichterung.

Man möchte Avec deshalb auch auf keinen Fall die Eigenständigkeit absprechen, aber da Musikkritik zu nicht unerheblichen Teilen aus Einordnung besteht, folgt erst einmal ein kurzes Abstecken der offensichtlichsten Referenzen: Auch "Heaven/hell" bewegt sich wieder im Spannungsfeld von Bands wie BOY, Daughter und The xx, zwischen lockerem Indie-Pop, minimalistischer Singer-Songwriter-Schwermut und dezenter Elektronik. Insgesamt zeigt sich der Zweitling aber ein gutes Stück beschwingter und offener als das Debüt, gerade die ersten drei Songs üben sich eher im Herausstürmen nach draußen als im introvertierten Rückzug. Der Opener "Love", gleichzeitig erste Single, überzeugt mit herausragender Dynamik und einer tollen Xylophon-Hook, "Over now" wagt sich mit seinem luftigen Zusammenspiel von Gitarren und Synths ins Terrain von Shout Out Louds. Die auch hier präsente Melancholie und der aufrichtige Vortrag verhindern dabei stets ein Abkippen in die Oberflächlichkeit.

Trotzdem ist es nicht gerade abwegig, dass Avecs größtes Vorbild seit Teenager-Tagen ausgerechnet Taylor Swift ist. "Heaven/hell" lässt sich eine radiotaugliche Produktion und Form durchaus attestieren, doch mit Tiefgang und authentischer Gefühlsvermittlung steht eine solche Aufbereitung zum Glück auch nicht im Widerspruch. Zudem macht es eine Etablierung fester Strukturen nur noch eindrücklicher, wenn diese aufgebrochen werden: "Close" beginnt als leises Akustikstück und steigert sich mit immer dringlicher werdenden Drums und Klaviertönen bis in ein übermächtiges, alle Dämme brechendes Post-Rock-Finale hinein. Wo die 23-Jährige zuvor noch gefasst schien, droht sie hier zunächst fast zu zerbrechen, bis sie irgendwann gefühlt alles herauslässt, was sich seit ihrem Debüt angestaut hat. Es ist ihr vielleicht bester Song überhaupt.

Was Avec für ein breites emotionales Spektrum abdecken kann, ist nicht weniger als beeindruckend. Da funktionieren die allerstillsten Momente wie in "Breathe" oder "Alone" ebenso gut wie "Under water" oder "Still" als offenherzige Pop-Nummern. Ihre stilistische Ambition beweist die Oberösterreicherin unter anderem mit der skizzenhaften, düsteren Elektronik des Titeltracks oder in "Leaving", einer sonnig-kühlen Fingerübung in Achtziger-Lässigkeit, stilsicher mit riesengroßem Kopfstimmen-Refrain und grandios-käsigem Mini-Gitarren-Solo. "Yours" setzt schließlich den Schlusspunkt der regulären Albumversion erneut mit einer Klimax, nicht ganz auf dem Niveau von "Close", aber eindrücklich genug, um "Heaven/hell" so abzurunden, wie es ihm zusteht. Sie erreicht nicht mit letzter Konsequenz die rohe Intensität der vergleichbaren Daughter, doch in Sachen zugänglicher, nahbarer und gefühlsechter Popmusik spielt Avec definitiv in der Königsklasse. A.L. wird indes ihre Entwicklung aber sicher auch mit einem weinenden Auge betrachten, denn so langsam könnten ihm die Lobpreisungen ausgehen.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Love
  • Close
  • Leaving

Tracklist

  1. Love
  2. Over now
  3. Under water
  4. Close
  5. Heaven/hell
  6. Breathe
  7. Still
  8. Alone
  9. Leaving
  10. Yours
  11. Body (Bonus)
  12. Dear (Bonus)
Gesamtspielzeit: 45:39 min

Im Forum kommentieren

Armin

2018-09-12 21:02:02- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

myx

2018-08-31 08:45:53

Hübscher neuer Song. Und immer ist da diese traurige Stimme.

"Over Now":
https://www.youtube.com/watch?v=n3T5Mb6YPso

myx

2018-04-16 19:35:45

Das stimmt. Ich finde den Song zwar schön, aber andererseits schon auch eher unspektakulär. An den Zauber von z. B. "Dead" oder "NFYT" kommt er sicher nicht heran.

Mja

2018-04-16 14:20:36

Da hatte sie schon bessere Songs.6/10

Armin

2018-04-14 15:31:53- Newsbeitrag

AVEC (AT)

"Love"
Single: 13.04.2018 (earcandy recordings)
Für Fans von: Lucy Rose, Lilly Among Clouds



AVEC präsentiert mit „Love“ die erste Single aus dem neuen Album „Heaven / Hell“, welches am 14. September auf earcandy recordings erscheinen wird. „Love“ ist einmal mehr ein vor Leichtigkeit schwebender, von Intimität und inhaltlicher Tiefe durchdrungener Song, der sich vom anfänglich bedächtigen Zehenspitzen-Tänzeln zum pulsierenden Energiespender steigert. Im Oktober & November kommt AVEC auf große Europatour.

http://www.backseat-pr.de/artists/avec

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