Pale Waves - My mind makes noises

Caroline / Universal
VÖ: 14.09.2018
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Meine überschaubare Welt

Zeit für Grundsätzliches: Der mit jeder Menge Medienecho begleiteten Band Pale Waves aus Manchester wird gerne das Präfix "Indie" an ihre quietschlebendige Popmusik gepappt. Aber trifft das denn bei dem britischen Quartett auch zu? Zumindest musikalisch bewegen sich die neuen Darlings der englischen Musikpresse auf recht gesichertem Grund. Im 1-2-1-2-Rhythmus marschieren die Songs des Debütalbums "My mind makes noises" voran, verziert durch einige normierte Gitarrenriffs. Die melodische Hauptarbeit verrichten aber die Keyboards und Synthies, die allerlei Einfach-Einprägsames von sich geben. Der Gesang von Sängerin und Gitarristin Heather Baron-Gracie ist glatt und klar, und was sie singt, wird auch eher konventionellen Gemütern nicht im Halse stecken bleiben. Man kann sogar sagen, dass das vermittelte Weltbild zwischen klar umrissenen Teenagerproblemen und einfach gehaltener Seelenmalaise zutiefst konservativ ist. Ob Zeilen wie "I would give you my body / But I don't know if you want me" wirklich die Sichtweise einer selbstbestimmten, jungen Frau wiedergeben, ist zumindest fraglich. Auch die Schilderung mentaler Notzustände in "Noises" erscheint arg plakativ und vereinfacht.

Mit ihrem musikalischen Konzept und der textlichen Ausrichtung sind Pale Waves damit eine Entsprechung zu The 1975, nur eben female fronted. Matty Healy, Sänger eben jener The 1975, ist übrigens großer Fan, führte Regie beim Video zu "Television romance" und nahm Pale Waves mit als Support für eine Nordamerika-Tour. Apropos Videos: Hier dürfen Pale Waves mal wirklich so richtig "Indie" sein, zumindest, was den Look betrifft. In Cellophan eingewickelte Köpfe und ein stylischer Goth-Touch, das Video zu "Noises" zieht einige Register. Alles in allem muss man jedoch die Frage nach der "Indieness" von Pale Waves negativ beantworten, es drängt sich jedoch direkt eine weitere Frage auf: Darf man das trotzdem gut finden? Hierzu mag ein erneuter Blick auf das Album hilfreich sein.

Der Opener "Eighteen" schiebt ein paar inszeniert schroffe Gitarren ins Rennen, bevor dieser locker-leichte, unbesorgte Beat das Ruder übernimmt. Dazu herzschmerzt sich Baron-Gracie mit nostalgischem Schmelz durch dieses eindeutige Terrain. Abseits von Diskurs und Reflexion bereitet das einen unkomplizierten Spaß, und es wächst der Entschluss, mal wieder mit Freunden die Tanzfläche zu frequentieren. Die ruhige Bridge von "There's a honey" baut geschickt Spannung auf, sodass selbst ein beherrschter Zeitgenosse dem Drang nach Ausbruch kaum noch widerstehen kann. Bei "Came in closer" wird dann so manch einer schmunzeln, die Situation "Ich will Dich nur als guten Freund" kennt ja schließlich fast jeder. Das ist dann sicher stark vereinfacht, weckt aber möglicherweise auch eine Sehnsucht nach Zeiten, als man Probleme noch klar benennen konnte. Und man wusste, was man wollte: "Kiss", dessen Keyboardoffensive die Killers selbst noch in Las Vegas hören dürften, zeigt, was es wirklich Wichtiges zwischen zwei Menschen zu tun gibt. Aber nochmal: Darf man das jetzt gut finden? Prinzipiell schon, nur sollte man hinterher kein schlechtes Wort mehr über Miley, Katy und Taylor verlieren.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • There's a honey
  • Kiss

Tracklist

  1. Eighteen
  2. There's a honey
  3. Noises
  4. Came in close
  5. Loveless girl
  6. Drive
  7. When did I lose it all
  8. She
  9. One more time
  10. Television romance
  11. Red
  12. Kiss
  13. Black
  14. Karl
Gesamtspielzeit: 50:10 min

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Käsige Welle

2018-09-07 09:11:57

Mein Geist macht Gräusche. Nöt-nöt.

Politisch Korrekter 2018

2018-09-07 08:53:48

Moment mal. Die setzen auf eine gutaussehende Sängerin?!
Und sie singt was von "I would give you my Body"?!?

*komplett austick, Twitter-Shitstorm fabrizier und Demo organisier*

Cast@rp

2018-09-06 11:06:38

Echt? Dann muss ich Mal reinhören!

Mal ehrlich

2018-09-06 11:00:54

Das hören doch nur Jungfrauen.

AVMsterdam

2018-09-06 10:52:56

Gibt doch so einen schönen Ausdruck im Englischen, "Mall goth".

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