Eminem - Kamikaze
Aftermath / Interscope / UniversalVÖ: 31.08.2018
Old man yells at cloud rap
Die Opferliste war bisher auf jedem Eminem-Album länger als die A7, aber sein überraschend veröffentlichtes zehntes Werk "Kamikaze" setzt gefühlt neue Maßstäbe in dieser Disziplin. Es geht wieder gegen seine Ex-Frau Kim und generell alle Damen, die seinen Weg gekreuzt haben. Gegen Die Antwoord, die sich über die falsche Aussprache ihres Namens im Song "Untouchable" beschwert hatten. Gegen Soundcloud-Rapper wie Lil Xan. Natürlich auch wieder gegen Donald Trump und seine Entourage, schon auf "Revival" Ziel der Wahl. Doch nicht mal die orangefarbene Hohlbirne konnte Marshall Mathers' Gemüt wirklich zum Überschäumen bringen. Nein, der Hauptgegner auf "Kamikaze" – der Grund, warum diese Platte überhaupt existiert – sind die Medien und Fans, die ebenjenes "Revival" zerrissen hatten. Ein verletztes Ego ist die Grundlage für diese Handvoll Tracks.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: In den USA ist die politische Kacke seit ein paar Jahren mehr als nur am Dampfen, aber der Auslöser dafür, dass Mathers zum ersten Mal seit langem wieder wirklich wütend klingt, sind Rezensionen und Kommentare über sein Album. Die Schuld liegt selbstverständlich bei allen, nur nicht bei ihm. Man würde ihm ja gerne sagen, dass "Revival" in der Tat ein Riesenhaufen Scheiße war, eine Peinlichkeit hoch zehn, eine Bankrotterklärung. Und dass es halt doch an ihm lag. Aber während Mathers auf "Recovery" noch "Let's be honest / That 'Relapse' CD was meh" zugeben konnte, hat er nun scheinbar jegliche Kritikfähigkeit verloren. Um sich einmal auf sein Diskussionsniveau zu begeben: "Kamikaze" zeigt, dass Mathers mit seinem Kopf so tief in seinem eigenen Arsch steckt, dass man nur hoffen kann, dass er bald wieder oben raus kommt. Auf immerhin kompakten 46 Minuten ist er einfach eine unfassbare Kackbratze, ohne Taktgefühl oder Filter. Ach, und übrigens: Es macht zeitweise mächtig Spaß, dabei zuzuhören.
"I'll bet a hundred thousand bucks / You'll turn around and just be like, 'Man, how the fuck / Sourpuss gonna get mad just 'cause his album sucks? / And now he wants to take it out on us.'" Solche programmatischen Zeilen finden sich zuhauf auf "Kamikaze". "The ringer" ist eine beeindruckende fünfminütige Attacke ohne Hook, ohne Pause. Bereits auf den Vorgängern zeigte Mathers gern sein Können in Wortakrobatik, Double- und Tripletime mindestens. Es wirkte meist wie eine Demonstration um der Demonstration willen. Hier scheinen die Zeilen so schnell aus ihm herauszusprudeln, weil sie raus müssen. Dass derzeit erfolgreichere Kollegen wie Drake ihr Fett wegbekommen, ist nur Ehrensache, vor allem aber der aktuell in den Charts verankerte Trap-Sound und Cloud Rap – witzigerweise auf "Kamikaze" mit ein paar Anleihen selbst vertreten – bleibt nicht verschont. "Because half of these rappers have brain damage / All the lean rappin', face tats, syruped out like tree sap."
Nicht nur wird die Dauerfeuer-Attacke auf Dauer etwas anstrengend, schwierig gestaltet es sich zudem, wenn man dann doch mal genauer hinhört, was Eminem zu sagen hat. Die galante Misogynie im lahmenden "Normal" sollte eigentlich das größere Problem im Vergleich zu furchtbaren Wortspielen wie "Why can't you bitches be normal? / Always gotta be so extra / Like a fuckin' terrestrial" darstellen – ist man sie nur gewohnt? Schlimm ist "Fall", bereits Streitgegenstand im Netz. Bon Ivers Justin Vernon wird in der Hook gefeatured und nahm Anstoß an einem homophoben Schimpfwort, welches Mathers gegen Tyler, The Creator verwendet, welcher auf "Flower boy" textlich Outing-Andeutungen machte. Dass es auf der Platte zensiert ist, geht nicht als Entschuldigung durch. Schon 2000 war das nicht okay, seitdem hat sich der Zeitgeist jedoch noch ein ganzes Stück weiter gedreht. Doch Mathers wirft unbeirrt weiterhin mit Tiraden um sich. Selbst Britney-Ex Kevin Federline – jüngeren Lesern womöglich gar nicht mehr bekannt – muss noch als Ziel herhalten. Er macht sich über die Leute lustig, die den Eminem von "The Marshall Mathers LP" zurückwollen und arbeitet sich doch zu oft selbst an seinen eigenen alten Maschen ab.
Die Beats treten bei all dem Bohei fast in den Hintergrund, zeigen sich durchwachsen. In der Mitte punktet die pathetische, aber emotional aufrichtige Abrechnung mit D12 "Stepping stone" mit dramatischem Flair, "Greatest" überzeugt durch eine Interpolation von Kendrick Lamars "Humble", von welchem Mathers eine Zeile gekonnt abwandelt: "'Revival' didn't go viral!" Was die völlig unsinnigen Jessie-Reyez-Duette und der langweilige Blockbuster-Schmonz "Venom" am Albumende jedoch verloren haben, bleibt indes unklar. Immerhin die Skits setzen einen unterhaltsamen Rahmen. Sein Manager Paul Rosenberg stellt die Frage, die jedem Hörer auf der Zunge liegen müsste: "What's next? 'Kamikaze 2', the album where you reply to everybody who didn't like the album that you made replying to everybody that didn't like the previous album?" Bei seiner Antwort in "Em calls Paul" befindet sich Mathers jedoch bereits auf einer Rachemission zu einem "Yahoo motherfucker", der ihm blöd kam. Man bekommt fast den Eindruck, dass Mathers sich selbst über seinen albumlangen Wutausbruch lustig macht. In diesem Fall hätte er sogar etwas mit der Außenwelt gemein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Greatest
- Stepping stone
- Not alike (feat. Royce Da 5'9'')
Tracklist
- The ringer
- Greatest
- Lucky you (feat. Joyner Lucas)
- Paul (Skit)
- Normal
- Em calls Paul (Skit)
- Stepping stone
- Not alike (feat. Royce Da 5'9'')
- Kamikaze
- Fall
- Nice guy (feat. Jessie Reyez)
- Good guy (feat. Jessie Reyez)
- Venom
Im Forum kommentieren
shady
2019-04-22 22:24:49
ist der knabe also tatsächlich in diesen allison-mack-nxivm-skandal mit verwickelt? wäre ja hammer!
Eminem going down
2019-04-22 22:13:17
Do you think he[Eminem]'ll be afraid when exposed for his connections to Rachel Chandler and the se*x traffic*king ring that dwarfs #NXIVM in the order of 100x?
https://twitter.com/StormIsUponUs/status/1120127593221476352
Face
2018-12-05 21:02:03
Jungs ich bin Eminem Fan seit der ersten Stunde aber was seit encor abgeht ist nicht mehr normal es ist kein einzig geiles Lied dabei was mich richtig vom Hocker haut. Wo ist der richtige real Slim Shady hin. Ich war wirklich der größte Eminem Fan hab jedes Album rauf und runter gehört aber seit 2004 ist es wirklich nur noch eine Zumutung. Die Rap Skills sind da , aber die Beats durchgehend eine Vollkatastrophe. Hört sich eminem das überhaupt selbst noch an?
KlausDieter
2018-11-14 00:54:50
Durch meinen Kommentar unterstütze ich leider diese, wie eure Autoren es selbst Ausdrücken würden, "Drecks"-seite.
Der Stil mit dem diese Kritik geschrieben wurde, zeigt wie verzweifelt eure Autoren nach Aufmerksamkeit ringen.
So ein "Hate"-Artikel ist ähnlich den "Fake"-News.
Traurig was hier geschieht..
Tolga
2018-11-10 20:43:40
Ich esse gerne Kot.
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