The Beths - Future me hates me

Carpark / Indigo
VÖ: 10.08.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

(K)eine gute Idee

Sich zu verlieben, ist keine gute Idee. Behauptet zumindest Elizabeth Stokes, Frontfrau und Namensgeberin von The Beths aus Neuseeland. Der gewitzte Indie-Pop-Punk, den die Band mit ihrem Debüt "Future me hates me" abliefert, soll diese These untermauern. Das gelingt leider nicht. Denn wenn der eingangs erwähnten Behauptung eine so runde, hübsche Platte entspringt, muss man entgegnen: Sich zu verlieben, ist sogar eine sehr gute Idee!

The Beths beweisen allerdings auch, dass sich Texte über Herzschmerz und gute Laune versprühende Instrumentals nicht ausschließen. Dabei erinnern sie stellenweise an Courtney Barnett, Snail Mail oder Alvvays, klingen aber trotzdem immer originell. Der Opener "Great no one" entzückt mit süßen kleinen Schnörkeln, wie dem simplen auf- und absteigenden Gitarrenmotiv im Hintergrund und dem kurzen Kanon-Gesang in der Bridge, während Stokes sich über ihren Hang zum Trübsinn auslässt: "If there is a record / For most hours wasted / Least worthy reason / To cry on a Thursday evening / I’m in the lead." Textlich weniger düster und musikalisch noch bezaubernder kommt das Titelstück daher, aus dem auch die These vom Anfang stammt und in dem Stokes ihr Gespür für eingängige Hooks unter Beweis stellt.

In "Uptown girl" hat die Sängerin dann eine Mission: "I’m going out tonight / I’m going to drink the whole town dry" – und zwar als trotzige Reaktion auf eine Trennung. Der punkigste Song ist gleich das nächste Highlight des Albums, stellt aber auch jede Menge Pop-Sensibilität unter Beweis: "You wouldn't like me" erlaubt sich im Refrain einen bestenfalls hinkenden Reim, der trotzdem aufgeht und Stokes von ihrer naiven, ängstlichen Seite zeigt: "Oh you, you wouldn’t like me / If you saw what was inside me." Reifer und selbstbewusster präsentiert sie sich im melancholischen "Not running", nimmt all ihren Mut zusammen und verspricht sich selbst, vor der Liebe dieses Mal nicht davonzulaufen.

Das wunderbare, mit dem Esprit eines zum ersten Mal verliebten Teenagers ausgestattete "Little death" baut sich langsam auf und kulminiert in einem energetischen Chorus, während die Protagonistin von ihren Gefühlen übermannt wird – trotz fünf Minuten Länge eins der kurzweiligsten Stücke des Albums. "Happy unhappy" begeistert vor allem im Refrain, in dem Stokes ohrenscheinlich ihrem Bewusstseinsstrom freien Lauf gelassen hat. Das hymnische "River run lvl 1" greift die getrübte Stimmung des Openers auf und nutzt die Wasser-Metapher, um griffig zu beschreiben, wie die Wut nach dem Verlassenwerden langsam der Trauer weicht. "Whatever" hingegen setzt launige mehrstimmige Backgroundgesänge ein, und wenn die Band nach einem reduzierten Part zum letzten Mal aufbegehrt, strotzt das nur so vor leichtfüßiger Ausgelassenheit. Ist das sich maßvoll steigernde "Less than thou" schließlich verklungen, steht der Hörer vor der Qual der Wahl: Welchen Ohrwurm trage ich diesmal für den Rest des Tages mit mir herum?

(Simon Conrads)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Future me hates me
  • Uptown girl
  • Happy unhappy

Tracklist

  1. Great no one
  2. Future me hates me
  3. Uptown girl
  4. You wouldn’t like me
  5. Not running
  6. Little death
  7. Happy unhappy
  8. River run lvl 1
  9. Whatever
  10. Less than thou
Gesamtspielzeit: 38:31 min

Im Forum kommentieren

Kojiro

2018-12-26 08:52:27

Erinnert streckenweise wirklich sehr an Alvvays, was allerdings nichts Schlechtes ist. Gefällt mir ebenfalls sehr gut. Leider mal wieder kein Zwischenstopp in München bei der kommenden Tour.

MartinS

2018-09-17 12:43:39

Großartiges Album!

CowboyFromKöln

2018-09-12 20:39:04

....der Vergleich mit Survival Pop trifft es für mich persönlich ziemlich gut! "Little death" ist mein neues "No thanks"...

saihttam

2018-09-11 11:16:33

Gefällt mir auch sehr gut.

TDenton

2018-09-08 03:47:04

Macht richtig Laune! Könnte mir den Rest des Jahres versüßen, wie es bei Worriers - Survival Pop letztes Jahr der Fall war.

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