Moop Mama - Ich
Mutterkomplex / Soulfood / FinetunesVÖ: 07.09.2018
Bitte nicht zerreißen
"Ich wär' gern Kritiker für Plattenkritiken / Denn die meisten Kritiken kann ich nicht ticken / Ich fand’ die beschissen / Ich habe die zerrissen", rappt Frontmann Keno Langbein im achten Track "Wenn ich Du wär" des mittlerweile vierten Moop-Mama-Albums. Zu den Kritiken, die die Band gerne zerreißen würde, zählen sicherlich auch die hier erschienenen zu den letzten beiden Studio-Veröffentlichungen "M.O.O.P.Topia" und "Das rote Album". Man möchte Keno erwidern, dass die zehnköpfige bayerische Urban-Brass-Truppe es einem allerdings nicht einfach macht, denn "Ich" krankt an den gleichen Schwächen wie die Vorgänger.
Dabei geht es mit "Wildnis" erstaunlich aggressiv und vielversprechend los. Das Lied entführt tatsächlich in eine musikalische Wildnis, die mit stumpfem Beat und kurzen, basslastigen Bläsermotiven begeistert, bis Feature-Gast Kryptik Joe den Track zu einem Deichkind-Partyhit verzerrt. Sein in Hamburger Slang dargebotener Part beinhaltet Zeilen wie "Gib Dir einen Ruck und sag es ist genug / Montag geht’s zurück zur Schicht, jetzt nimm’ erstmal einen Schluck." Irgendwann dämmert auch, warum einem das Lied bekannt vorkommt. Es klingt Kanye Wests "Black skinhead" so verblüffend ähnlich, dass man an einen Zufall kaum glauben mag. Auch eine der bereits erwähnten Schwächen wird in "Wildnis" deutlich: Irgendwas beklagt die Band, man kann auch grob erschließen, um was es geht (die Schnelllebigkeit popkultureller Phänomene), aber on point ist die Kritik selten.
Mit "Molotow" schließt sich glücklicherweise direkt das Album-Highlight an. Keno kokettiert mit der Liebelei zwischen einem Polizisten und einer Demonstrantin. Die Blasinstrumente verleihen dem Lied einen unwiderstehlichen Groove, und der Duett-Teil gegen Ende wirkt wie eine augenzwinkernde Hommage an K.I.Z.s "Seekuh". "Feuer mich", die Klage eines sich für seinen Beruf aufopfernden Burnout-Betroffenen, schwächelt vor allem in der Hook, die wegen des "dafür"-auf-"dafür"- und "mich"-auf-"mich"-Reims nicht so sehr zündet wie der Rest des Liedes.
Ein ähnliches Problem hat etwa das melancholisch-beschwingte "Kill die Zeit", dessen Hook der eindeutig schwächste Part des Songs ist: "So viele Stunden, ich bring sie alle rum / Ich schlag sie tot, ich bring sie alle um." "Shitstorm" hingegen bläst sich zu einem Refrain auf, der, anstatt das titelgebende Phänomen clever zu beleuchten, eher an springende, mitgrölende Jugendliche im Strobo-Licht auf der Abi-Party denken lässt. Das ist umso ernüchternder, weil die Strophen der Tracks über große Teile zur Schau stellen, was der sympathische Keno eigentlich kann und die wunderbaren Instrumentals Besseres verdient hätten.
"Hier bin ich" zum Beispiel kreidet gewitzt – und mit Cloud-Rap-Anklängen – kalkulierte Selbstdarstellung im Internet an, und Fatonis durch zu viel Autotune karikierter Gast-Part ist absurd genug, um wieder witzig zu sein. Ähnlich stimmig ist der ruhig anrollende und zurückgelehnt ausklingende Abschluss-Track "Nüchtern", der auf charmante Art die Kommunikationsprobleme Betrunkener aufgreift und das holprige Album zu einem glatten Ende bringt. Hoffentlich will Keno diese Rezension – oder immerhin diesen Absatz – nicht zerreißen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Molotow
- Wenn ich Du wär
- Nüchtern
Tracklist
- Wildnis feat. Kryptik Joe
- Molotow
- Feuer mich
- Hier bin ich feat. Fatoni
- Kill die Zeit
- Kapuze
- Zukunft
- Wenn ich Du wär
- Regenschirme (Interlude)
- Shitstorm feat. Danger Dan
- Geister
- Sind Wir schon da? (Interlude)
- Nüchtern
Im Forum kommentieren
Armin
2018-08-29 18:05:11- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2018-07-14 19:12:53- Newsbeitrag
DAS ALBUM „ICH" ERSCHEINT AM 07.09.2018!
Cop liebt Riot Girl. Polizist liebt Demonstrantin. Des einen Utopie, des anderen schlimmster Albtraum. Mitten in der Stadt, wo Steine fliegen und Flaschen klirren und man für seine Überzeugung auf die Barrikaden geht. Naiver Masochismus oder wahre Liebe? Alles nur ein Trick? Bilder von Demos, von Straßenschlachten – G20 lässt grüßen. Wenn der Freund und Helfer zum Endgegner wird, werden die Gemeinsamkeiten der Extreme sichtbar. Was bleibt am Ende, wenn der Neuwagen ausgebrannt ist, die Fenster eingeschlagen und die Bürger wütend sind?
MOOP MAMA erzählen in Molotow eine ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen Rivalen im Straßenkampf. Wenn die Deeskalation „zur eigenen Sicherheit“ dann doch eskaliert, begegnen sich Romeo in Uniform und Julia mit Stahlkappen in den Schuhen. Ein Märchen zwischen Schwarzem Block, Pfefferspray und Blendgranaten – auf dem schmalen Grat zwischen Brutalität und dem, was man Liebe nennt.
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MOLOTOW
Produktion: Kid The Color
DOP: Stef Zins
Konzept: Keno Langbein & Jan Rößler, Stef Zins
Kostüm: Julia Ebenbichler
Bühnenbild: Steffi Zimmer
Maske: Irina Brickmann
Produktionsleitung: Agnes Stamml & Anna Schmid
Animator: Ed Demo
Licht: Joel Heyd
Choreografie: Thoren Opitz
Amelie Kiefer & Simon Reimold
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