
Travis Scott - Astroworld
Grand Hustle / Cactus Jack / Epic / SonyVÖ: 03.08.2018
Eine neue Wahnsinnsfahrt
Travis Scott war immer der Rapper, der erfolgreich durch die Charts geistert, aber trotz Features bei so ziemlich allen derzeit relevanten Genre-Acts vor allem hierzulande nie zu den ganz Großen gehörte. Dabei wurden seine letzten Alben sowohl inner- als auch außerhalb der Rap-Szene äußerst wohlwollend aufgenommen. Und ganz nebenher hat er einen maßgeblichen Einfluss auf die allgegenwärtige Autotune-Soundästhetik – weltweit. "Astroworld", benannt nach einem 2005 geschlossenen Vergnügungspark in Houston, ist sein bisher bestes Album.
Und gleichermaßen die imaginäre Wiedereröffnung. "Astroworld" klingt wie ein vertonter Trip und ist Scotts grell leuchtendes Karusell mit exquisiten Gästen. So schauen neben Frank Ocean, Drake und Swae Lee auch Juice Wrld, Pharrell Williams, Tame Impala und The Weeknd vorbei. Der Molly-getränkte Opener "Stargazing" bringt Autotune-Gesang auf ein neues Level und ist mit seiner eher unscheinbaren, aber eingängigen Hook sicher einer der Songs des Jahres. Airplaytaugliche Tracks wie "Goosebumps" und "Pick up the phone" sucht man vergeblich, im Fokus steht die grandiose Produktion, die selbst im Vergleich zu Scotts früheren Veröffentlichungen eine neue Qualitätsstufe erreicht.
Unterschwellige Melodien, überraschende Beatswitches und perfektes Sampling sorgen für Langlebigkeit, selbst nach dem zehnten Durchlauf gibt es neue Elemente zu entdecken. Beste Beispiele hierfür sind "Sicko mode" und "Stop trying to be God". Ersterer Track mutiert zu einem der besten Drake-Songs der letzten Jahre und beinhaltet in drei unterschiedlichen Parts eine Fülle von Ideen, aus denen viele Künstler allein ein ganzes Album gezaubert hätten. Im Höhepunkt "Stop trying to be God" treffen James Blake, Kid Cudi und niemand Geringerer als Stevie Wonder aufeinander. Scott fungiert dabei als Art Reiseleiter und Dirigent, der die gesamten Charaktere zusammenführt. Kid Cudi spendet mit seinem bekannten Wohlfühlsummen behagliche Augenblicke, Blakes tiefer Gesang und Wonders Mundharmonikaeinlage bewirken Gänsehaut- und Überraschungsmomente. Der anschließende Clubbanger "No bystanders" irritiert zunächst, ist aber keineswegs unpassend und steht symptomatisch für die Vielseitigkeit dieses Albums.
Scotts Kreativität und Produktivität lassen sich mit der von Kanye West vergleichen. Wo West sich in den letzten Jahren jedoch eher in Soundskizzen genügte, hat der Künstler aus Houston fertige Songs ausgearbeitet. Nichts an "Astroworld" klingt nicht zu Ende gedacht. Jeder Song, jede Melodie ist on point, was aus diesem Album so etwas wie den Gegenentwurf zu aktuellen Songwriting-Trends macht. Dabei enthält es all die Sounds, die sich in den letzten Jahren im Mainstream etabliert haben und zeigt, dass 808-Drums, Synthesizer-Sounds und Sample-Arbeit mehr sind als nur ein reines Fundament für Rap und Gesang. Scotts Stimme funktioniert als erweitertes Instrument und transportiert vielmehr eine Stimmung als eine Message. In einem Vergnügungspark ist es nun einmal egal, ob in den hintersten Ecken noch Staub liegt, solange das Feeling und die Atmosphäre stimmen – was hier durchgängig der Fall ist. "Astroworld" ist Travis Scotts selbst geschaffener Vergnügungspark, und alle sind eingeladen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Stargazing
- Sicko mode
- Stop trying to be God
Tracklist
- Stargazing
- Carousel
- Sicko mode
- R.I.P. screw
- Stop trying to be God
- No bystanders
- Skeletons
- Wake up
- 5% tint
- NC-17
- Astrothunder
- Yosemite
- Can't say
- Who? What!
- Butterfly effect
- Houstonfornication
- Coffee bean
Im Forum kommentieren
Felix H
2019-10-07 08:56:41- Newsbeitrag
Album nicht angekündigt, daher erst mal hier rein.
MopedTobias (Marvin)
2018-08-17 18:25:47
He danke fitz, freut mich :)
@Menikmati: Amused hat es schon richtig angesprochen, das Problem ist, dass du hier einfach etwas übertreibst. Wer sich ein bisschen im Genre auskennt, weiß, dass PT nur einen kleinen Bruchteil Trap abbildet und schon ganz viele essenzielle Alben ausgelassen hat. Wie viele der auf der vorigen Seite erwähnten Alben wurden hier rezensiert? Ich versteh einfach nicht, wo du die Überrepräsentation und die Ausrufung einer "Musikrevolution" erkennen willst, nur weil Astroworld - das übrigens einer der relevantesten, meisterwarteten Rap-Releases des Jahres war und stilistisch viel mehr als Trap ist - mal ne 8/10 bekommen hat? Das ist mir etwas zu wacklig als Fundament für deinen Standpunkt, sorry.
Hier wird dir auch keiner "erklären" können, was an Trap so toll sein soll, es ist halt ein Genre wie jedes andere, das man mag oder nicht und das aktuell halt stark im Trend ist. Ich kann auch absolut nichts mit jeder Art von Metal anfangen und weiß nicht, wo ich da den Zugang suchen soll, aber so ist es halt manchmal. Nur diese Überhöhung, die du hier anprangerst, findet so auf dieser Seite einfach nicht statt.
Surr
2018-08-17 15:01:03
Wenn man sonst keine Sorgen hat. Es ist doch bloß Musik.
Menikmati
2018-08-17 13:45:41
scheinheilig naja, ich werds weiter versuchen: sachlich über Musik zu diskutieren. Meinetwegen, gib ihm den Orden;)
fitzkrawallo
2018-08-17 13:41:28
@Menikmati: Hi! Wie ich bereits schrob, habe ich dein Posting zwar als Aufhänger verwendet, wollte mich aber vornehmlich an andere richten. Nichtsdestotrotz ist dein letztes Posting ein wenig scheinheilig, wenn man dem entgegenhält, dass du eins drüber noch etwas von wegen Trap-Musik hinterherhecheln und Musikrevolutionen verkünden geschrieben hast. Das ist halt meiner Meinung nach nicht haltbar. Und da ist Trap für etwas überrepräsentiert halten schon ein anderer Stiefel.
Und mein Kommentar zu MopedTobias bezog sich nicht nur auf Musik-Threads sondern auch auf zahlreiche andere Diskussionen, in denen er nicht müde wird, sich mittels durchdachter Argumente auch an einigen Trollen abzuarbeiten. Der Orden geht schon okay.
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