The Coral - Move through the dawn

Ignition / Indigo
VÖ: 10.08.2018
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Kein Schiffbruch mit Löwe

Ein neues Album von The Coral – schon sind unsere Forums-User freudig erregt. Hauen sich munter ihre Favoriten aus der nicht eben schmalen Diskografie um die Ohren und regen eine Wahl zu den besten Songs an. Der Rezensent ächzt indes: Was kann man noch über die Briten schreiben, das nicht schon vorher jemand anders gesagt hätte? Zum Beispiel "It's 1969 in their heads" oder "das ungefähre Bindeglied zwischen den Byrds und The Lovin' Spoonful", wie die Kollegen Gerhardt und Preußer einmal anmerkten. Vielleicht, dass "Goodbye" auch 16 Jahre später noch so wirkt, als würde man von Love träumen und jäh von der Strawberry Alarm Clock aus dem Schlaf gerissen werden? Dass The Coral auch die Beatles sein könnten, wenn diese schon immer LSD genommen hätten? Auch nicht so der Bringer. Aber irgendetwas wird uns schon einfallen.

Zum Artwork von "Move through the dawn" drängt sich immerhin der Gedanke auf, die Liverpooler um James Skelly könnten schlechten Shit geraucht haben. Auch wenn das Cover, das die Band mit Freakmatten und Sonnenbrillen als abgehalfterte Altrocker samt Großstadtkulisse, quietschbunter Typo und Raubkatze inszeniert, vermutlich eher ein – wiewohl potthässliches – Ironiesignal aussendet. Kein Schiffbruch mit Löwe also, sondern ein behutsames stilistisches Update, das mit so etwas wie Modernität lediglich insofern zu tun hat, als dass Phil Spectors Wall Of Sound auch im 21. Jahrhundert noch geschätzt wird und "Sweet release" als putzmunterer Batzen Brit-Rock im weiteren Kasabian-Sinne vor allem Skelly prima reinlaufen dürfte. Schließlich produziert der Mann in den heimischen Parr Street Studios inzwischen ungleich unsubtilere Gruppen als die eigene.

Doch ansonsten? Vielleicht schimmert es auf diesem neunten Longplayer im Vergleich zum Debüt nur noch blassgrün hinter den Ohren und leuchten die Augen nicht mehr ganz so rot – was The Coral aber nicht daran hindert, mit ihren im Geiste zahlreich anwesenden Altvorderen zumeist schmissige Dreiminüter von Ehrerbietung bis hin zu liebenswerter Nabelschau auf die Beine zu stellen. Da stört es kaum, dass "Eyes like pearls" eingangs eine Spur zu kontemplativ in den Seilen hängt, wenn anschließend "Reaching out for a friend" etwaiger Unbill mit einem Lächeln und temporeichem Goodtime-Vibe begegnet, der auch dem Technicolor-Pop von Electric Light Orchestra gut zu Gesicht gestanden hätte. Passgenaue Streicher bei "Strangers in the hollow" und die blendenden Satzgesänge von "She's a runaway" verstehen sich ohnehin von selbst.

Mancher mag nun die spitzfindigen Basslinien und den infektiösen Twang der Klassiker "Dreaming of you" oder "Bill McCai" vermissen – übersieht dabei jedoch, dass diese nie Kerngeschäft von The Coral waren. Ein launiger Schunkler nach "Pass it on"-Vorbild wie das zusätzlich verklimperte und durchflötete "Eyes of the moon" sitzt dagegen immer drin, bis im leidlich stumpfen Merseybeat von "Outside my window" die Gitarre doch noch überschwänglich aufjault und "Stormbreaker" zwischen rauer Dampforgel, Fuzz-Anflügen und Akustik-Folk unruhig auf seinen vier Buchstaben herumrutscht. Und so wartet auf "Move through the dawn" das, was im Grunde auf jedem neuen Album von The Coral wartet: gehobene Qualität ohne Innovationsgefahr oder gar böse Überraschungen. Und garantiert kein Plagiats-T-Shirt aus Thailand. Und? War das jetzt so schwer?

(Thomas Pilgrim)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Reaching out for a friend
  • Sweet release
  • Stormbreaker

Tracklist

  1. Eyes like pearls
  2. Reaching out for a friend
  3. Sweet release
  4. She's a runaway
  5. Strangers in the hollow
  6. Love or solution
  7. Eyes of the moon
  8. Undercover of the night
  9. Outside my window
  10. Stormbreaker
  11. After the fair
Gesamtspielzeit: 34:17 min

Im Forum kommentieren

Pole

2021-01-30 11:36:56

Weiß irgendwer, warum das Album nicht auf Spotify ist? Im Nachgang nicht mehr gut gefunden?

XTRMNTR

2018-12-13 19:19:09

„She‘s A Runaway“ dürfte mein Song des Jahres werden.

yanqui

2018-08-10 17:57:45

Eine der belanglosesten Bands aller Zeiten.

Finde ich gar nicht. Gerade mit dem ersten Alben haben sie ordentlich frischen Wind reingebracht. Das neue höre ich gerade zum ersten Mal und es enttäuscht nicht. Erste Hälfte 7/10.

Gordon Fraser

2018-08-10 17:48:59

Ja, sehr schöner Abschluss einer gelungenen Platte ohne große Überraschungen.

MasterOfDisaster69

2018-08-10 17:02:23

Ganz nett auch der letzte Song auf der Platte.

https://www.youtube.com/watch?v=Iy9Xs2cFGZc

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Threads im Forum